Das Stuttgarter Start-up „C-Grow.Tech“ plant, neuartige Anbau-Container-Systeme an hiesige Cannabis Social Clubs zu vermieten und zu verkaufen. Doch das Projekt stockt – wegen hoher Anforderungen und bislang fehlender Genehmigungen für die Clubs.
Im Südwesten ist der Run auf die Gründung von Cannabis Social Clubs hoch – seit Anfang Juli sind mehr als 50 Anträge eingegangen. Und auch in Stuttgart möchten viele Anhängerinnen und Anhänger des grünen Krauts endlich in einem Club gemeinschaftlich – und damit legal – Cannabis anbauen. Doch der Weg zum anerkannten Social Club ist steinig, die Auflagen des Gesetzgebers sind hoch. Unter anderem wird auch geprüft, wo und wie in den Clubs Cannabis angebaut wird.
Das Stuttgarter Start-up „C-Grow.Tech“ hat an dieser Stelle eine Marktlücke erkannt und plant, auf Nachfrage selbst entwickelte Container-Systeme für den Cannabis-Anbau an Cannabis Social Clubs zu verkaufen und zu vermieten.
Gemeinschaftliches Gärtnern im Container
Hinter dem Unternehmen steckt ein fünfköpfiges Gründerteam aus den Stuttgartern Johannes Strachwitz, Janusz Hermann, Heiko Grelle, Martin Fischle und Thorsten Brose. Die technikbegeisterten Gründer von C-Grow.Tech haben sich bereits seit längerer Zeit gefragt, wie eine zeitgemäße Anbauanlage aussehen muss, um gemeinschaftliches Gärtnern möglich zu machen. Dazu passte die aktuelle Situation: „Unsere Idee für das Start-up ist auch durch die neuen Anforderungen gewachsen, die der Gesetzgeber stellt. Denn beim legalen Anbau von Cannabis muss laut Gesetzgeber der Vereinscharakter da sein. Das Cannabis muss also in einem gemeinschaftlichen Anbau erzeugt werden“, erklärt Mitgründer Janusz Hermann. „ Durch die Social Clubs ist der Anbau von Cannabis so relativ stark reguliert. Und gerade für Leute, die noch nie Cannabis angebaut haben, ist es eine Herausforderung. Man muss viel berücksichtigen.“
„Anbautechnologie für Anfänger und Profis“
Aus diesem Grund will das Start-up, das sich nicht als Dienstleister, sondern lediglich als technischen Anbieter versteht, den Clubs ein „schlüsselfertiges System“, wie es Hermann nennt, zur Verfügung stellen. Der Clou liegt dabei in der Bedienung. „Wir möchten eine softwaregestützte Anbautechnologie entwickeln, die es Anfängern und Profis erlaubt, nachhaltig und effizient Cannabis in hoher Qualität sicher zu produzieren“, erklärt er. Denn: „Wenn man zum Anbau eine komplette Halle mietet, ist beispielsweise die Belüftung sehr teuer. Bei unserem Angebot liefern wir ein geschlossenes System, das gut isoliert ist. So können wir energieeffizient die Temperatur regeln. Das können sich Clubs in den Hof oder in die Halle stellen und so effizient und kontrolliert anbauen.“
Zwar seien die einzelnen Module, die in den Containern verbaut sind, nichts Neues, so Hermann, doch die zentrale Steuerung, wie sie das Start-up plant, gebe es so noch nicht. „Die Technikmodule zur Klimasteuerung, Bewässerung, Nährstoff-EC et cetera, die wir verbaut haben, gibt es zwar schon, allerdings sind das alles Einzellösungen. Die Besonderheit an unseren Containern ist, dass wir alles in einem Container zusammenbringen“, so der Mitgründer. „Wir haben ein System mit mehreren Containern entworfen, die alle untereinander vernetzt sind. Alles, was sich in dem Container befindet, können wir über eine zentrale Software steuern.“ Der Container sei sowohl draußen als auch in einer Halle einsatzbereit.
Wachstum und Krankheiten der Pflanzen via KI erkennen
Das Ziel des Start-ups: Modernste Technologie für eine nachhaltige, effiziente und transparente Produktion bereitstellen. „Wir arbeiten beispielsweise auch an einer KI-Integration, bei der wir mittels Bilderkennung sowohl das Wachstum als auch Krankheiten der Cannabis-Pflanzen frühzeitig erkennen“, erklärt Hermann. „Auch der richtige Erntezeitpunkt kann hierbei analysiert werden.“
Der Gemeinschaftscharakter der Cannabis Social Clubs soll sich laut Hermann auch im Anbau-System des Start-ups widerspiegeln: „Bei der Architektur der Software haben wir uns darauf konzentriert, allen Club-Mitgliedern zu ermöglichen, am Anbau teilhaben zu können“, erklärt Hermann. „Es ist aus hygienischen Gründen zwar nicht sinnvoll, dass alle Mitglieder den Produktionsraum betreten. Sie können aber über die Software an den relevanten Produktionsprozessen teilhaben.“
Praktisch bedeutet das, dass Mitglieder die Fortschritte der Cannabis-Pflanzen beispielsweise online über eine Community-Funktion mitverfolgen können. So können alle Mitglieder – je nach Wunsch – Zugriff auf Live-Bilder oder Sensordaten erhalten. On Top gibt es regelmäßige Updates per E-Mail.
Zudem ist es den Machern wichtig, sicherzustellen, dass der Anbau von Cannabis in ihren Container-Systemen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben liegt und auch eventuelle Sicherheitsfragen beantwortet werden. „Überwachung und Sicherstellung der Produktionsanlage durch Alarmsysteme und eigene Sicherheitsprotokolle sind ein wesentlicher Teil unseres Produktes“, so Hermann.
Cannabis Social Clubs, die sich für das Anbau-System interessieren, können über die Webseite des Start-ups einen Beratungstermin buchen. Zudem werden online die einzelnen Container-Modelle vorgestellt. In einem Calculator können Nutzer den Bedarf und die Größe für einen C-Container auf dem eigenen Club-Gelände berechnen.
Die technischen Voraussetzungen sind also da, erste Container stehen bereit und auch die Nachfrage seitens der Clubs besteht. „Wir haben sehr viele Anfragen“, erklärt Hermann. Na dann kann es ja losgehen – oder? Nicht ganz, denn bislang ist – zumindest im Südwesten – kein einziger Anbauverein genehmigt worden.
Derzeit würden Anträge geprüft, mögliche Mängel zurückgemeldet und schließlich bekämen Vereinskandidaten die Chance zur Nachbesserung, hieß es kürzlich seitens des Regierungspräsidiums Freiburg, das sich zentral um die Genehmigungen für Hanfbauern-Vereine im Südwesten kümmert.
Cannabis Clubs werden ausgebremst – mit Folgen für das Start-up
Unter anderem prüfe die Stelle auch, wo und wie in den Clubs Cannabis angebaut wird, so Hermann. „In dem Fall muss in der Anbaugenehmigung auch der Container auf dem Gelände des Social Clubs genehmigt werden.“ Das bedeutet auch für das Stuttgarter Start-up: abwarten. „Aktuell gibt es noch keinen Social Club in der Nähe, der eine Anbaugenehmigung hat.“
Cannabis Social Clubs, die Unterstützung bei der Antragsstellung brauchen, finden über das Stuttgarter Start-up hilfreiche Kontakte. „Wir kooperieren mit einem Anwalt, der bei der Beantragung einer Anbaulizenz unterstützen kann“, so Hermann. Darüber hinaus ist es den Machern jedoch wichtig zu betonen: „Ansonsten sind wir lediglich ein technischer Dienstleister, der die Container verkauft oder vermietet.“
Mit Blick auf die Zukunft des gemeinschaftlichen Cannabis-Anbaus in Cannabis Social Clubs gibt sich Janusz Hermann positiv gestimmt: „Ich denke, das Ganze muss sich erst einmal einpendeln. Es gibt jetzt natürlich Anlaufschwierigkeiten. Ich bin optimistisch, dass eine vernünftige Anzahl von Clubs auf den Markt kommt.“
C-Grow.Tech www.c-grow.tech
C-Container www.c-container.de