Dass Autos zurück in die Werkstätten beordert werden, das gibt es häufig. Aber nicht immer besteht Brandgefahr. Eine Besitzerin klagt: Sie wurde nicht informiert.
„Freude am Fahren“ lautet der legendäre Werbeslogan von BMW. Viele Kunden des Autobauers dürften derzeit wenig Freude am Fahren haben – und auch nicht am Parken. BMW hat einen Rückruf gestartet, weil Hunderttausende seiner Autos in Brand geraten könnten. Alleine in Deutschland sind rund 136.500 Fahrzeuge betroffen, wie das Unternehmen mitteilt. In den USA sind es weitere knapp 195.000 Autos. Eine weltweite Zahl nennt BMW nicht. Sie dürfte aber noch deutlich höher liegen, denn es sind zahlreiche Modelle aus einem Produktionszeitraum von September 2015 bis September 2021 betroffen – auch in Asien und anderen europäischen Ländern. Das berichtet die Südwest Presse.
Darunter ist auch der BMW von Petra B., die ihren Namen nicht in den Medien lesen will. Sie hat durch die Presse von den Problemen am Starter erfahren. Weil Wasser im schlimmsten Fall in den Starter eindringen und Korrosion verursachen kann, könnte es zu einem Kurzschluss und dann zu einer lokalen Überhitzung am Starter kommen. „Im ungünstigsten Fall führt dies möglicherweise zu einem Fahrzeugbrand“, informiert BMW. „Aber dann sollte ich doch mein Auto nicht mehr in der Garage abstellen“, sorgt sich Petra B. „Und wo dann, auf dem freien Feld?“
Derzeit keine Ersatzteile verfügbar
Genau das bestätigt BMW auf Nachfrage: „Die BMW AG empfiehlt betroffenen Kunden dringend, bis zur Durchführung der Reparatur ihr Fahrzeug im Freien sowie nicht in unmittelbarer Nähe von Gebäuden abzustellen.“ Den Reparatur-Termin könnten Kunden online über die offizielle Homepage bmw.de, per App oder direkt mit dem jeweiligen BMW Partner vereinbaren.
Doch eine Reparatur ist bei der BMW-Besitzerin nicht in Sicht. „Ich habe bei meiner BMW-Werkstatt angerufen. Dort wurde mir mitgeteilt, es gebe derzeit keine Ersatzteile und es sei auch nicht absehbar, wann es welche geben wird.“ Von dem bayerischen Autohersteller heißt es dazu: „Die BMW Group arbeitet mit Hochdruck an einem beschleunigten Aufbau der nötigen Ersatzteilversorgung.“
Hunderttausende Autos, die nicht gefahren und nicht an oder in Gebäuden geparkt werden dürfen – und deren Besitzer davon oft nichts wissen dürften: „Mich hat niemand informiert. Nicht der Hersteller, meine Werkstatt nicht und auch nicht das Kraftfahrbundesamt“, sagt die Besitzerin des 1er-BMW. Das geht laut Gabriele Bernhard gar nicht. „Es handelt sich um ein fehlerhaftes, unsicheres und gefährliches Produkt. Da muss der Hersteller alles ihm mögliche tun, um seine Kunden zu erreichen“, sagt die Leiterin der Stabsstelle Recht der baden-württembergischen Verbraucherzentrale. Eine Pressemitteilung und die erfolgte Meldung auf dem Schnellwarnsystem der EU „Safety Gate“ reiche nicht.
Nichts auf dem Bildschirm
Petra B. wundert sich etwa, warum BMW nicht das Infotainment-System in ihrem Auto für eine Mitteilung nutzt. „Auf dem Bildschirm werden jede Menge Infos von BMW angezeigt, etwa Vertragsveränderungen. Da hätte man doch eine Warnung anzeigen können.“ Das sieht auch BMW so, die den Versand von Benachrichtigungen nun vorsieht. Zusätzlich würden Kunden „auf Basis der vom Kraftfahrtbundesamt ermittelten Halterdaten informiert“. Doch das geschieht anscheinend nicht. „Ich fahre am Wochenende nach München. Wo soll ich denn nun parken und bin ich schuld, wenn der Wagen und das Haus abbrennt, in dem ich ihn abstelle?“, sorgt sich die Besitzerin.
BMW ist mit seinem Rückruf wegen Brandgefahr nicht alleine. Theoretisch kann dies bei mehr als 85.000 Autos der Stellantis-Marken Opel, Peugeot, Fiat, Citroën, DS, Lancia und Alfa Romeo auch Realität werden, hieß es im September dieses Jahres. Wegen eines möglichen Problems mit der Hochdruck-Kraftstoffleitung muss der Stellantis-Konzern aktuell einen verpflichtenden Rückruf durchführen. Weltweit sind laut ADAC rund 750.000 Fahrzeuge betroffen. Auch Ford, Mercedes-Benz und Porsche riefen 2024 Modelle wegen Brandgefahr zurück, darunter E-Fahrzeuge mit fehlerhaften Hochvoltbatterien.
Petra B. ist bereits zum zweiten Mal von einem Rückruf betroffen. An ihrem Dieselmodell bestand Brandgefahr durch austretende Kühlflüssigkeit. Der erste Rückruf erfolgte 2019 und betraf rund 500.000 Dieselautos bis Baujahr 2017. Dieses Problem trat erstmals 2016 in Südkorea auf, was zur temporären Stilllegung von 106.000 Fahrzeugen in dem Land führte. Das Kraftfahrtbundesamt weitete den Rückruf später auf Fahrzeuge bis zum Baujahr 2022 aus. „Damals erhielt ich eine Nachricht“, erinnert sich die Besitzerin.