Wenn Busse auf der Echterdinger Hauptstraße unterwegs sind, wird es bereits jetzt für Autofahrer eng. Was passiert, wenn die Busbuchten wegfallen? Foto: Archiv Natalie Kanter

Auch Seh- und Gehbehinderte sowie Eltern mit Kinderwagen sollen bequem in Busse ein- und aussteigen können. Das gibt der Gesetzgeber den Kommunen vor. Doch die Umsetzung ist alles andere als einfach, wie ein Beispiel aus Leinfelden-Echterdingen zeigt

Leinfelden-Echterdingen - Die Situation ist verfahren, die Stadt Leinfelden-Echterdingen steht wie viele andere Kommunen auch vor einem Dilemma. Denn sie muss und will möglichst vielen den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr in ihrer Stadt ermöglichen. Rollstuhlfahrer, alte Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, Eltern mit Kinderwagen oder auch Sehbehinderte sollen bei den Bussen, die im Stadtgebiet unterwegs sind, bequem ein- und aussteigen können – so, wie jeder andere auch.

Im Personenbeförderungsgesetz wird Städten und Gemeinde die Vorgabe gemacht, bis Ende 2022 einen barrierefreien Personennahverkehr zu ermöglichen. Das wird Leinfelden-Echterdingen, wie Tiefbauamtsleiter Andreas Waibel unserer Zeitung sagt, nicht ganz schaffen, auch wenn die Stadt bereits eigene Haltestellen entsprechend umgebaut hat. Aber bis zum Jahr 2024 will man dann doch soweit sein.

Auch aus diesem Grund hat er am Dienstagabend gemeinsam mit Bürgermeisterin Eva Noller im Technischen Ausschuss dann auch präsentiert, wie das zu schaffen wäre. Konkret ging es um mehrere Haltestellen an den Hauptstraßen in Echterdingen und in Stetten.

Die Neigetechnik braucht einen Hochbordstein

„Moderne Busse haben zwar mittlerweile eine Neigetechnik“, erklärte Bürgermeisterin Noller. Das Fahrzeug kann sich also in Richtung Gehweg neigen. „Das funktioniert aber nur, wenn der Bus parallel zum Bordstein steht“, ergänzte sie. Dazu muss die Stadt an jeder Haltestelle einen 18 Zentimeter hohen und 18 Meter langen Hochbordstein bauen, wie Andreas Waibel erklärte. Der Fahrer braucht zudem ausreichend Platz, um den Busstopp richtig anfahren zu können. Wenn das Fahrzeug parallel zum Bordstein steht, ist der Spalt zwischen diesem und dem Fahrzeug klein genug, dass ein jeder ohne Probleme ein- und aussteigen kann.

Doch wie so oft, steht der Theorie die Realität gegenüber. Zufahrten, zu kleine Straßenräume und Kurven erschweren das Ganze. Für Leinfelden-Echterdingen bedeutet dies, dass viele bisherige Busbuchten zu einem Halt auf der Straße umgebaut werden müssten. Genau das hat am Dienstagabend dann aber zu einer munteren Diskussion geführt. Ilona Koch (CDU) befürchtete, wie viele andere Stadträte auch, dass dies den Autoverkehr im Stadtgebiet ausbremsen und zu noch mehr Staus führen wird. „Die Situation ist jetzt schon schwierig genug“, sagte FW-Stadträtin Friederike Huber. Wolfgang Haug (FDP), der seine Kindheit in einem Haus an der dicht befahrenen Echterdinger Hauptstraße verbracht hat erklärte: „Solange wir keine Umgehungsstraße haben, überzeugt mich dieses Konzept nicht.“

Fahrer braucht nicht in den Verkehr einscheren

„Wenn wir jetzt Busbuchten zurückbauen, führt das zumindest zum Kopfschütteln in der Bevölkerung“, sagte Jürgen Kemmner (L.E. Bürger). Allein Grünen-Stadträtin Ingrid Grischtschenko konnte dem Straßenhalt etwas abgewinnen. „Die Fahrer müssen in keine Bucht abbiegen, keinen Blinker setzen, danach nicht mehr in den fließenden Verkehr einscheren.“ Wertvolle Zeit sei so gewonnen.

Am Ende gab es kein Ergebnis und auch keinen Beschluss. Die Verwaltung wird sich nun noch mal Gedanken machen müssen, weitere Gespräche mit den Stuttgarter Straßenbahnen und dem Esslinger Landratsamt führen. Denn der Ausschuss hat der Verwaltung eine klare Aufgabe mit auf den Weg gegeben: Sie soll schauen, wie andere Städte das Problem lösen.