Andere Großstädte verfügen ein dichteres Netz an öffentlichen Aschenbechern als Stuttgart. Foto: Pressefoto Horst Rudel

Wer beim Wegwerfen eines Zigarettenstummels erwischt wird, muss fortan über 100 Euro Strafe zahlen. Für Raucher nicht ganz einfach: Sie finden hier eine schlechtere Infrastruktur an öffentlichen Aschenbechern als in anderen Städten vor.

Stuttgart - 103,50 Euro; so viel muss ein Raucher in Stuttgart jetzt für eine weggeworfene Kippe bezahlen, gesetzt, dass ein Ordnungshüter ihn erwischt. Der neue Bußgeldkatalog des Landes Baden-Württemberg sieht drastische Strafen für Umweltsünder vor. Doch gibt es die Infrastruktur an öffentlichen Aschenbechern in Stuttgart überhaupt her, unterwegs zu rauchen und dann auch einen Ort zu finden, wo man seine Stummeln umweltfreundlich entsorgen kann?

Aktuell existieren laut dem städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) 5000 Abfallkörbe in der Stadt, an denen Aschenbecher angebracht sind. Separate Aschenbecher stellt die AWS nicht auf. Das entspricht auf die Gesamtfläche Stuttgarts gerechnet etwa einem Aschenbecher auf 40 000 Quadratmeter – wobei nicht vergessen werden darf, dass die Konzentration an Mülleimern mit Aschenbechern in der Innenstadt natürlich viel höher ist als in den dünn besiedelten Randgebieten.

Hinzu kommen 300 bis 400 Aschenbecher im öffentlichen Raum, den die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) an ihren Haltestellen eingerichtet hat – davon befinden sich viele allerdings in den unterirdischen Stadtbahnhaltestellen, so eine SSB-Sprecherin. Außerdem wären da noch einige Aschenbecher vor Einkaufszentren und anderen Privatbetrieben, die man nutzen könnte – wirklich ins Gewicht fallen dürften die aber nicht.

1000 Aschenbecher sollen dazukommen

Die Suche nach Aschenbechern für Raucher, die zu Fuß unterwegs sind, artet vermutlich trotz alledem häufig zur Suche nach einer Nadel im Heuhaufen aus. Und dass Bußgelder alleine womöglich nicht ausreichen, das Wegwerfen von Zigarettenstummeln zu unterbinden, ist auch der Verwaltung klar.

Die Zahlen der angestoßenen Bußgeldverfahren gegen Zigaretten-Müllsünder machen das deutlich. Zwischen Dezember 2018 und Juni hat das Amt für Umweltschutz 130 Bußgeldverfahren wegen abfallrechtlicher Verstöße eingeleitet. Bei vielen es sich dabei um Zigarettenreste und bei wie vielen es sich um andere illegale Müllentsorgungen handelt, ist dort nicht aufgedröselt.

Darum will die Stadt künftig auch verstärkt präventiv vorgehen. „Es sollen weitere 1000 Aschenbecher dazukommen“, sagt Ann-Katrin Gehrung, eine Sprecherin der Stadt Stuttgart. Sie seien Teil des Konzepts „Sauberes Stuttgart“, einer behördenübergreifend angelegten Großinitiative, dem Müll in der Stadt Herr zu werden.

Wien: Doppelt so viele Aschenbecher pro Quadratmeter

Damit ist man allerdings noch weit entfernt von Städten wie Wien, die nicht nur im Allgemeinen als sehr sauber gelten, sondern auch im Speziellen viel mehr Aufwand betrieben haben, damit das Rauchen im öffentlichen Raum und zigarettenfreie Gehwege und Grünflächen nebeneinander möglich sind.

„Wir haben in Wien etwa 20 100 öffentliche Papierkörbe mit eingebautem Aschenbecher sowie rund 1200 freistehende Aschenrohre aufgestellt“, sagt Berhard Ratz von der dortigen Abfallwirtschaft. Wien bedeckt mit knapp 415 Quadratkilometern ziemlich genau eine doppelt so große Fläche wie Stuttgart, die Zahl der städtischen Aschenbecher ist im Verhältnis dazu also doppelt so hoch. In sofern besteht in Stuttgart beim Thema Rauchen noch Luft nach oben.