Das Bußgeld für auf der Straße weggeworfene Zigarettenstummeln hat sich auf über 100 Euro erhöht. Ohne eine vernünftige Infrastruktur an Aschenbechern in Stuttgart haben Raucher keine Chance, kommentiert Sascha Maier.
Stuttgart - Kein Raucher dieser Welt findet es toll, seine Zigarettenstummeln auf die Straße zu schnippen. Trotzdem machen es wahrscheinlich fast alle hin und wieder mal. Zu den Gepflogenheiten dieser Spezies gehört es eben, den Genuss der Glimmstengel auch im öffentlichen Raum zu praktizieren und sich gedankenverloren erst mal nicht darum zu scheren, wie man die Kippe später umweltfreundlich entsorgt.
Wer seine Zigarette auf den Boden wirft, soll dafür in Stuttgart künftig exakt 103,50 Strafe zahlen. So will es der neue Bußgeldkatalog für Baden-Württemberg. Und so ist es auch richtig. Schließlich ist der Umweltschutz nicht umsonst das politische Thema der Stunde und die Entsorgung eines Zigarettenstummels auf der Straße objektiv betrachtet so daneben, wie einen Papp-Kaffeebecher nicht nur überhaupt zu kaufen, sondern ihn dann auch noch auf den Gehweg zu pfeffern.
Eigentlich; denn für gewöhnlich brennt der Pappbecher im Gegensatz zur Zigarette ja nicht. Sprich, man kann ihn bequem, ohne zuvor auf ihm herumgetreten zu haben, bis zum nächsten Mülleimer tragen, auch wenn sich dieser nicht in unmittelbarer Nähe befinden sollte.
Ein Aschenbecher auf acht 40 000 Quadratmetern
In Stuttgart existiert im Schnitt ein öffentlicher Aschenbecher auf einer Fläche von 40 000 Quadratmetern. Das entspricht acht mittelgroßen Fußballfeldern. Gerne ist der Ascher auch noch irgendwo zwischen Häuserblocks versteckt. Kurz: Der Raucher, der sich zigarettenrauchend durch die Stadt treiben lassen will, hat keine Chance, einen Aschenbecher zu finden.
Diese Chance würden sich naturgemäß erhöhen, gäbe es mehr als 5000 öffentliche Aschenbecher in der Stadt. Der Plan der Abfallwirtschaft Stuttgart, 1000 weitere an Mülleimern zu installieren, ist immerhin ein Signal, Rauchern ihr Hobby nicht nur mit Bußgeldern austreiben zu wollen. Man kann das sogar als den Versuch verstehen, unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bekommen – der eher Symbolkraft entwickelt als dass er tatsächlich wirkt.
Wie dem auch sei: Mehr öffentliche Aschenbecher wären nicht nur im Interesse des Umweltschutzes, sondern liegen auch vielen Rauchern am Herzen. Schließlich haben auch die Raucher ein gesundes Interesse an einem bewohnbaren Planeten – wo auch sonst sollten sie ihr Zigarettchen qualmen?