2021 ist eine große Bushalle der SSB in Stuttgart abgebrannt. Momentan wird der Ersatz hochgezogen. Die Ziegel für die Mauern stammen aus einem Abbruchhaus in Kiel.
An diesem Vormittag ist perfektes Maurerwetter. Bei 5 Grad lassen sich die Ziegel gut vermörteln. Frost hingegen ist schlecht. Würde die vorhandene Feuchtigkeit gefrieren, spränge die Fuge, und die Mauer wäre dahin. An diesem Vormittag ist die Witterung also gut, die Ziegelwand wächst. Wenn hier einmal alles fertig ist, dann haben die SSB nicht nur ein neues Bus-Depot nach dem Großbrand 2021. Sie haben dann hier auch Ziegeln eines Abbruchgebäudes in Kiel ein zweites Leben geschenkt.
Am 30. September 2021 war auf dem Hauptbetriebshof der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) in Gaisburg ein Feuer ausgebrochen. Ein Bus mit E-Antrieb soll in Brand geraten sein, die Flammen griffen schnell über; insgesamt wurden zwei Dutzend Fahrzeuge zerstört. Die Schadensursache konnte nie abschließend geklärt werden, sagt die SSB-Sprecherin Birte Schaper.
Glück im Unglück war, dass die Halle in Coronazeiten abgebrannt ist. Wegen der Pandemie fand auf dem Wasen nichts statt – die Busse aus dem Depot konnten dort zwischengeparkt werden. Das verschaffte den SSB Zeit, die alte Halle bis zum Frühlingsfest 2022 abzureißen, um Platz zu schaffen für die Busse – und für etwas Neues. „Wir bauen jetzt etwas Verbessertes“, sagt der Projektleiter Clemens Müller.
Neues Busdepot: Sicherheit und Nachhaltigkeit im Fokus
Die Fläche, auf der sich einst die Bushalle befunden hat, ist momentan zu etwa Zweidritteln mit gelben Bussen vollgeparkt. Auf dem restlichen Drittel: Baustelle. Die neue Halle, die hier entsteht, wird anders sein als die bisherige – unter anderem um sich für einen Ernstfall besser vorzubereiten.
Es wird kein großes, durchgehendes Dach mehr geben, sondern eines in zwölf Einzelteilen. „Eine Konsequenz aus unseren Erfahrungen durch den Brand“, sagt Müller. Die Dachkonstruktion wird aus Holz sein und nicht aus Stahlbeton; das sei nicht nur nachhaltiger, sondern im Brandfall auch besser einzuschätzen. Die Feuerwehr sei immer wieder konsultiert worden, sagt Müller. Die Holzkonstruktion kommt in den nächsten Tagen, die Maurer sind noch nicht weit genug. Aber wenn das Wetter so mild bleibt, werden sie mit den Ziegeln sicher gut vorankommen. Wie man es kennt, sind sie auf Paletten geschichtet und in einer Plastikfolie eingeschweißt. Sie warten darauf, vermauert zu werden. In ihrem Fall zum zweiten Mal.
Die roten Ziegel, die die Optik des Busdepots prägen werden, stammen von einem Gebäude aus Kiel. Die Firma Wienerberger aus Hannover, die sogenannte Sichtmauerwerkziegel herstellt, steige inzwischen in den Verkauf recycelter Ziegel ein. Vom Preis her sei das kein Unterschied, sagt Müller. Aber der Energieverbrauch sei natürlich viel niedriger, weil die Ziegel nicht neu gebrannt, sondern nur gewaschen worden seien. „Das wurde noch nicht so oft gemacht“, sagt er über die Secondhand-Ziegel.
Wichtig sei den SSB gewesen, dass die Ziegel aus einer Charge stammen und nicht wild durcheinander gewürfelt sind. Dann sehen die Mauern gleichmäßiger aus. Neben den Steinen aus Kiel gab es noch ein Angebot aus dem Ruhrgebiet, sagt Götz Maisch, der den Hochbau bei den SSB leitet. „Aber das war von den Steinen her nicht attraktiv.“
Auf der südlichen Seite, wo seit dem Januar kräftig gemauert wird, soll die Halle im August dieses Jahres fertig sein. Ein Jahr später das Pendant auf der nördlichen Seite der Fläche. Zwischendrin wird eine Durchfahrt bleiben. Die Baukosten liegen bei knapp 25 Millionen Euro.