Immer gut gelaunt – die Busfahrgäste schätzen Marlies Sparn. Foto: factum/Weise

Stets hilfsbereit sei sie, helfe alten Menschen und Kindern, lobten die Kunden – und wählten Marlies Sparn, eine der ganz wenigen Frauen, die in Böblingen und Sindelfingen hinter dem Steuer eines Busses sitzen, zur Busfahrerin des Jahres.

Sindelfingen/Böblingen - Souverän, gelassen, freundlich – das ist der erste Eindruck von Marlies Sparn. Auf Anhieb weckt die 51-Jährige Sympathien. Auch ihre Fahrgäste lieben sie – und stimmten bei der Wahl zum „Busfahrer des Jahres“ für die Frau, die seit vier Jahren auf Bussen verschiedener Linien durch den Stadtverkehr Böblingen/Sindelfingen kurvt. Stets hilfsbereit sei sie, helfe alten Menschen und Kindern im Bus, lobten die Kunden. „Mir liegen vor allem die behinderten Menschen am Herzen“, sagt Sparn. Selbstverständlich sei es für sie, diesen beim Einsteigen zu helfen und beim Rein- und Raustragen von Rollator oder Rollstuhl.

Auch Sparns Chef, Hermann Pflieger, der Geschäftsführer des Busunternehmens Pflieger, hat in der Personalakte von Marlies Sparn nur Positives gefunden. „Mails und Anrufe von Fahrgästen, die alle sehr zufrieden sind. Und Frau Sparn hatte bisher keinen einzigen Unfall. “

120 Busfahrer beschäftigt das Busunternehmen, nur fünf davon sind Frauen. Insgesamt seien beim Stuttgarter Verkehrsverbund VVS weniger als zehn Prozent der Busfahrer weiblich, sagte der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Umso erstaunlicher, dass bei der Abstimmung zum Busfahrer des Jahres in drei von vier Verkehrsverbünden des VVS rund um Stuttgart Frauen als beste Busfahrerinnen gekürt worden sind.

Gelassen kontert sie Machosprüche

Marlies Sparn kennt aber nicht nur positive Reaktionen. Als sie vor 20 Jahren in den Beruf einstieg, sei die Skepsis groß gewesen, selbst bei ihrem eigenen Vater. Und auch heute noch werde sie manchmal von Machos begrüßt mit den Worten: „Da kommt der Schneckenbus.“ Marlies Sparn nimmt solche Bemerkungen mit Humor. „Dann sind wir heute halt als Schnecken unterwegs“, antwortet sie dann.

Für die gebürtige Spreewälderin ist Busfahrerin der Traumberuf. Schon als kleines Mädchen habe sie ihren Onkel angehimmelt, der Schulbusfahrer gewesen sei. Mit 30 machte sie dann ihren Traum wahr. Aus privaten Gründen zog sie ins Schwabenland. 14 Jahre lang fuhr sie durch Pforzheim. Vor vier Jahren wechselte sie zu Pflieger in den Stadtverkehr Böblingen/Sindelfingen. Das liegt näher an ihrem Wohnort Weil der Stadt. Sehr wohl fühle sie sich im Land, sagt sie. Den Umgang mit schwäbischem Understatement hat sie gelernt. Wie beim Einstellungsgespräch mit ihrem Chef: „Versuchen wir es halt mal miteinander“, habe er gesagt Zwei Jahre später fragte Sparn nach: „Wie war der Versuch?“ Und der Chef habe zufrieden genickt.

Auch ehemalige Kunden aus Pforzheim trifft die Chauffeurin gelegentlich im Sindelfinger Bus. Eine Frau habe sie sogleich erkannt und gesagt: „Schön, dass Sie auch hergekommen sind, da fühle ich mich gleich wie zu Hause und sicher“, berichtet Marlies Sparn stolz.

Im jetzigen Job hat sie keine feste Linie. „Wir werden universell eingesetzt.“ Ihre Frühschicht beginnt bereits um 4.30 Uhr. Doch auch dann ist Marlies Sparn stets gut gelaunt. „Sie ist unser Sonnenschein“, hat ein Fahrgast geschrieben.