Freiwillige kümmern sich im Koala Hospital von Port Macquarie um Tiere, die bei den Buschbränden verletzt wurden. Foto: AFP/Saeed Khan

Sie sind das Symboltier Australiens – und erste Opfer der Großfeuer. Die Baumbewohner sind dafür denkbar schlecht gerüstet. In einem Tierhospital kümmert man sich um Verletzte.

Port Macquarie - Die Bilder des kurzen Films aus Australien sind herzzerreißend. Sichtlich verstört irrt ein Koala auf einer verqualmten Straße herum und tappt schließlich mitten ins brennende Unterholz. Sein Schicksal scheint schon besiegelt zu sein, als er von einer seiner menschlichen Nachbarinnen gerettet wird. Als Erste Hilfe gibt es ein paar Schlucke Wasser gegen den quälenden Durst und einige weitere Spritzer zur Abkühlung ins Fell. Doch die Schreie des verängstigten und offenbar auch verletzten Tieres verraten, dass es damit wohl nicht getan sein wird.

Die verheerenden Waldbrände, die an der Ostküste Australiens seit Wochen immer wieder aufflammen und offenbar auch von heroisch kämpfenden Feuerwehrleuten nicht so schnell zu löschen sind, haben auch das Symbolwesen der der dortigen Tierwelt schwer in Mitleidenschaft gezogen. Denn Koalas sind für solche Katastrophen schlecht gerüstet. Als eher gemütliche Baumbewohner stehen sie den Flammen weitgehend hilflos gegenüber. Auf flinken Pfoten wegzurennen ist nicht ihre Sache. Ihre erprobte Strategie, sich bei Gefahr in die Baumkronen zurückzuziehen und abzuwarten, ist bei einem solchen Inferno lebensgefährlich. Große Waldbrände hat es in ihrer Heimat zwar auch früher schon gegeben. In letzter Zeit aber scheinen diese Ereignisse häufiger und zerstörerischer zu werden. Die Flammen brennen heißer, erreichen auch noch die höchsten Wipfel.

Das Rückzugsgebiet der Koalas ist in Teilen zerstört

Die Koalas jedenfalls haben nach Einschätzung von Experten jetzt schon einen hohen Preis bezahlt. In der Region um den Lake Innes südlich von Port Macquarie zum Beispiel sind nach einem Blitzschlag 3000 Hektar naturnahes Buschland in Flammen aufgegangen. „Dieses Feuer hat zu einigen schrecklichen menschlichen Tragödien geführt“, berichtet Bob Sharpham vom Koala Hospital in Port Macquarie. „Außerdem hatte es unserer Einschätzung nach auch katastrophale Auswirkungen auf die Tierwelt und besonders auf die Koalas.“ Immerhin galten zwei Drittel der verbrannten Flächen als besonders wertvolles Koalarückzugsgebiet. „Die dortige Population ist von nationaler Bedeutung“, betont Sharpham. Die Mitarbeiter des Hospitals gehen davon aus, dass wohl mindestens 350 Koalas direkt ums Leben gekommen sind.

Dabei waren Australiens pelzige Sympathieträger schon vor diesen Bränden in Bedrängnis gewesen. Die Australische Koala-Stiftung machte bereits im Mai dieses Jahres mit der Behauptung Schlagzeilen, die grauen Baumbewohner mit den flauschigen Ohren seien in der gesamten australischen Landschaft „so gut wie ausgestorben“. Gemeint ist damit, dass die Bestände so gering sind, dass sie sich wohl nicht mehr erholen können.

Niemand weiß genau, wie viele Koalas es überhaupt gibt

Andere australische Fachleute bezweifeln das allerdings. Für einige Regionen stimme diese pessimistische Einschätzung zwar, aber sicher nicht für alle, so lautet der Tenor. Manchen Populationen gehe es sogar recht gut, und bei anderen wisse man es einfach nicht.

Denn von fundierten Daten über die Größe und Entwicklung jedes einzelnen Bestandes können Wissenschaftler bisher nur träumen. „Koalas zu zählen ist extrem schwierig“, sagt Alex Greenwood vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. „Schließlich verbringen sie viel Zeit hoch oben in Eukalyptusbäumen, und das oft auch noch in entlegenen Regionen.“