Harry Ebert will Bürgermeister von Burladingen bleiben. Für eine vierte Amtszeit werde er aber nicht kandidieren – jedenfalls plant er es bisher nicht. Foto: dpa

Der umstrittenene Bürgermeister von Burladingen äußert sich zu seiner AfD-Mitgliedschaft. Die Forderung nach Neuwahlen lehnt er ab. Und die Kritik lässt ihn kalt.

Burladingen - Der AfD-Eintritt des Bürgermeisters Harry Ebert schlägt in der Kleinstadt Burladingen und darüber hinaus Wellen. Von einem möglichen Imageschaden für das Städtchen, den einige Bürger fürchten, will er sich nicht bremsen lassen, wie er im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagt.

Frage: Herr Ebert, Parteipolitik spielt bei Ihrer Arbeit im Rathaus keine Rolle, sagten Sie kürzlich. Warum hatten Sie trotzdem das Bedürfnis, als Bürgermeister in die AfD einzutreten?

Antwort: Ich bin aus Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik in die AfD eingetreten. Dabei stören mich unter anderem die EU-Politik, insbesondere der zunehmende Einfluss der EU-Bürokratie auf unser tägliches Leben, oder die Migrationspolitik. Bei letzterer leben wir in Burladingen zwar auf einer Insel der Glückseligen. Wir haben nur eine Flüchtlingsunterkunft für 10 bis 20 Personen. Aber man sieht ja, wie es anderswo zugeht. Sigmaringen ist nur einen Steinwurf entfernt. Dort trauen sich die Leute schon gar nicht mehr aus dem Haus, vor allem zur Nachtzeit. Da muss sich dringend etwas ändern. Hier hat die AfD zwar radikale Vorschläge - aber eben aus meiner Sicht auch die wirksamsten.

Frage: Einige Bürger und Gemeinderäte fürchten einen Imageschaden für Burladingen, wenn die Stadt mit der AfD verknüpft wird. Können Sie das nachvollziehen?

Antwort: Man muss denen, die diesen angeblichen Imageschaden wie ein Mantra vor sich hertragen, klar machen, dass ich ein Bürgerrecht wahrgenommen habe, nämlich einer Partei beizutreten, die demokratisch legitimiert ist. Wenn das einen Imageschaden mit sich bringen sollte, dann stimmt in unserem Land was nicht.

Frage: Im Bürgerbündnis „Burladingen ist bunt“ distanzieren sich Bürger bereits von AfD-Positionen. Ist Ihnen das ein Warnsignal?

Antwort: Jeder darf sich zusammenschließen wie er will. Das hat auf meine Arbeit oder meine Haltung keinen Einfluss. Ich habe auch viel Rückhalt in der Bevölkerung, aber die wenigsten wollen öffentlich dazu stehen, vor allem aus Angst vor Anfeindungen. Wir sind auf dem Land, die Leute sind eher zurückhaltend mit ihrer politischen Meinung. Heute Morgen beim Bäcker fragten ein Kunde und die Verkäuferin, warum ich mich nicht mehr gegen Anfeindungen wehre? Solche Ansprachen bekomme ich ständig.

Frage: Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat eine Neuwahl gefordert, weil Sie jetzt einer anderen Partei angehören. Wie finden Sie den Vorschlag?

Antwort: Ich selbst bin, als ich schon Bürgermeister war, in die CDU ein- und wieder ausgetreten, auch in zwei umliegenden Gemeinden hier sind die Bürgermeister aus der CDU ausgetreten, da müsste man dann auch wieder wählen. Da wäre man ja nur noch am Wählen. Wenn es den Bürgern nicht passt, können sie den Bürgermeister ja bei der nächsten regulären Wahl abwählen.

Frage: Wollen Sie 2023 noch einmal in Burladingen kandidieren?

Antwort: Da wäre ich 63 Jahre alt und könnte die Amtszeit gar nicht fertig machen. Meine Lebensplanung sieht etwas anderes vor. Aber man soll bekanntlich nie nie sagen.

ZUR PERSON: Harry Ebert (57) hat an der Hochschule für Polizei studiert und dort einen Verkehrsdienst geleitet. 1999 hat er sich in Burladingen beworben und ist seitdem Bürgermeister, inzwischen in der dritten Amtszeit. Seit anderthalb Jahren sorgt er mit umstrittenen Äußerungen immer wieder für Schlagzeilen; sein Verhältnis zu den Medien ist mittlerweile ebenso schwierig wie das zum Gemeinderat.