Kundin vor Burger-King-Filiale in München Foto: dpa

In der Region Stuttgart hat der in die Kritik geratene Franchisenehmer Yi-Ko drei Filialen betrieben. Nun sind die Türen geschlossen. Kündigungen sind noch nicht verschickt worden.

Stuttgart - Ratlosigkeit auf dem Parkplatz der Burger-King-Filiale in Bad Cannstatt. Drinnen sind die Stühle hochgestellt, zwei Mitarbeiter huschen durch den Raum. Draußen auf dem Parkplatz streunen ein paar hungrige Stuttgarter umher – und lesen schließlich den Zettel an der Tür. Dort steht, dass Burger King die Warenlieferung eingestellt hat und mit einer einstweiligen Verfügung den weiteren Betrieb der Filiale verbietet. „Wir setzen alles daran, eine schnelle und für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden und eine baldige Wiedereröffnung des Restaurants zu erreichen“, heißt es da.

Damit ist auch die letzte der drei Burger-King-Filialen in der Region geschlossen, die der Franchisenehmer Yi-Ko Holding betrieben hat: Neben Bad Cannstatt sind zwei Häuser in Ludwigsburg betroffen. Burger King hatte Mitte vergangener Woche nach Wirbel um Hygienemängel und schlechte Arbeitsbedingungen die Verträge mit dem größten Lizenznehmer gekündigt. Insgesamt hat Yi-Ko in Deutschland 89 Burger-King-Filialen betrieben, in denen rund 3000 Menschen gearbeitet haben. Diese stehen nun vor einer ungewissen Zukunft.

Ihre Arbeitsverhältnisse werden zwar vorerst fortgesetzt, doch wie lange, steht in den Sternen. In einem positiven Szenario findet Burger King neue Betreiber für die frei werdenden Häuser.

Bisherige Filialen könnten dann erhalten bleiben, womit die Arbeitsplätze gesichert wären. Finden sich allerdings keine neuen Franchisenehmer, steht es um eine Weiterbeschäftigung schlecht. „Wir empfehlen den betroffenen Arbeitnehmern, den Filialen einzelne Tätigkeiten schriftlich anzubieten und sich gleichzeitig bei der Agentur für Arbeit zu melden“, sagt Guido Zeitler, Gastronomieexperte der Gewerkschaft NGG. Häufig gebe es in den schließenden Filialen zwar keine Beschäftigungen mehr, jedoch seien die Arbeitnehmer durch eine solche Anfrage in jedem möglichen Szenario abgesichert. Zudem könnten sich in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit für jeden Beschäftigten „andere berufliche Perspektiven ergeben“, beschreibt Zeitler.

Der Yi-Ko-Gruppe droht derweil ein Insolvenzverfahren. Die Folge für die Beschäftigten: Der Franchisenehmer könnte die Löhne nicht weiter bezahlen. In diesem Fall würde jedoch die Agentur für Arbeit einspringen und die Netto-Gehälter drei Monate lang übernehmen. Der NGG käme eine Insolvenz nicht einmal ungelegen. Ein Insolvenzverwalter könnte wieder Ordnung in die momentan chaotische Situation bringen und Lösungen angehen, sagt Zeitler.

Trotzdem blieben auch in diesem Fall viele Fragen offen: Was wird beispielsweise aus den vielen Mietverträgen für die Restaurants? Und wäre jemand zu einem Einstieg im großen Stil in den umkämpften Markt bereit? Interessenten soll es zwar geben, aber wie schnell wird man sich einig? Ein Franchisenehmer mit gleich 89 Filialen gilt als absolute Ausnahme in der deutschen Systemgastronomie. Rasch einen neuen Partner zu finden, der an die Stelle von Yi-Ko träte, dürfte deshalb nicht so einfach sein. Eine Aufteilung der Filialen auf verschiedene Partner könnte sich aber ebenfalls komplex gestalten. Wettbewerber McDonald’s wollte sich zunächst nicht zu dem Thema äußern: „Viele Fragen sind derzeit ungeklärt“, sagte ein Sprecher.

Das Marktumfeld ist schwierig: Fast-Food-Anbieter haben nicht nur mit der Kritik zu kämpfen, ungesunder Dickmacher zu vertreiben, sondern auch reichlich Konkurrenz bekommen: Pizza-Lieferdienste, Bäcker und Edel-Burgerketten wetteifern mit um die hungrigen Kunden und machen alteingesessenen Anbietern wie McDonald’s und Burger King das Leben schwer.

Beim Bundesverband Systemgastronomie jedenfalls ist man heilfroh, dass die Burger-King-Zentrale nun die Notbremse gezogen hat – und die 89 Filialen geschlossen hat. In den vergangenen Monaten habe sich bei anderen Franchisepartnern von Burger King nämlich viel Frust aufgestaut, berichtet die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Systemgastronomie, Valerie Holsboer.

„Wichtig ist, dass jetzt erst mal Ruhe und Normalität einkehren“, sagt Holsboer und wirbt zugleich um Vertrauen bei den Verbrauchern: Sie sollten differenzieren zwischen Versäumnissen eines Einzelnen und der großen Menge an ordentlich arbeitenden Burger-King-Partnern, sagt Holsboer.