Von der Schildmauer sind noch imposante Reste vorhanden, der anschließende Burggraben ist zehn Meter tief. Foto: /Peter Stotz

Über dem Donntal beim Lenninger Teilort Gutenberg im Kreis Esslingen, verstecken sich im Wald die Ruinen der Burg Sperberseck. Sie zeugen von mittelalterlicher Macht. Auch vor Ort: eine Höhle für Mutige.

An der südlichen Grenze des Kreises, mehr als 200 Meter über dem Donntal beim Lenninger Teilort Gutenberg, verstecken sich im Wald die Ruinen der Burg Sperberseck. Sie wurde in den 1080er Jahren auf 730 Meter Höhe errichtet. Mauerreste, tiefe Gräben und ein Stück der Schildmauer zeugen von der einstigen Pracht. Zusammen mit einer Höhle unterhalb der Ruine, dem Aussichtsturm auf dem Römerstein, der Bobbahn in Donnstetten und dem Dorf Böhringen bildet dieses Stück Schwäbische Alb ein Ausflugsziel für die ganze Familie.

Wer waren die Besitzer von Sperberseck? Die Herren von Sperberseck waren direkte Nachfahren Karls des Großen. Mit Besitzungen in Sulmetingen in Oberschwaben zählten sie zu den mächtigsten Hochadelsfamilien des frühen Mittelalters. Bertold I. von Sulmetingen kommt Mitte der 1080er Jahre in den Besitz des Dorfs Böhringen auf der Alb und gilt als Bauherr der Burg. Er tritt 1090 als Bertold von Beringen auf und nennt sich zwei Jahre später von Sperberseck. Bald wird die Burg zu klein. Ein Sohn Bertolds, Mangold von Sulmetingen-Sperberseck, zieht mit seiner Familie aus und lässt sich Anfang des 12. Jahrhunderts eine Burg auf dem Neuffen bauen, die später in der Festung Hohenneuffen aufging.

Welche Bedeutung hatte die Burg? Auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Felssporn gelegen war Sperberseck durch einen 14 Meter breiten und zehn Meter tiefen Graben gegen die Hochfläche abgesichert. Von der 6,5 Meter hohen, drei Meter starken und 23 Meter langen Schildmauer sind noch imposante Reste erhalten. Die Burg diente als repräsentativer Wohnsitz und hatte sogar eine Kapelle mit eigenen Einkünften. Von dort aus konnten die Straße im Lautertal sowie die Verbindungen vom Donntal und von Schlattstall aus auf die Alb überwacht werden. Die Burg wurde im 15. Jahrhundert aufgegeben.

Welche Spuren hat die Familie von Sperberseck hinterlassen? Den Höhepunkt ihrer Macht hatten die Sperbersecker im 12. Jahrhundert. 1130 begibt sich Bertold III. als Kreuzritter nach Jerusalem und bringt von dort Reliquien mit, die nach wie vor im Kloster Zwiefalten verehrt werden. Ab dem 13. Jahrhundert gerät Sperberseck unter die Hoheit von Teck, später von Württemberg. Noch bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts haben die Sperbersecker Besitz in etlichen Orten auf der Alb, im Lenninger Tal und in Nürtingen. 1718 stirbt die Familie mit Philipp von Sperberseck aus.

Warum haben die Böhringer die Kirche nicht im Dorf gelassen? Wer Böhringen besucht, wundert sich, dass die Dorfkirche, im 19. Jahrhundert an der Stelle einer mittelalterlichen Wehrkirche erbaut, am äußersten östlichen Ortsrand und nicht wie üblich in der Mitte des Dorfs liegt. Dies rührt daher, dass das frühmittelalterliche Dorf nur aus wenigen Höfen bestand, die sich um eine Kapelle gruppierten. Mit der Zeit wuchs das Dorf nach Norden und Westen hin. Der Kirchenstandort und der Kirchhof freilich blieben erhalten.

Was hat es mit der Mondmilch in der Höhle auf sich? Unterhalb der Burg und auf einem steilen Pfad erreichbar findet sich die Mondmilchhöhle. Sie ist 120 Meter lang und während der Sommermonate auf eigene Gefahr zugänglich. Der Boden ist mit tiefem Lehm bedeckt, teilweise kommt man nur kriechend voran – ein Fall für Mutige. In der Höhle finden sich auf den Wänden flächige Überzüge aus weißen Ablagerungen, „Mondmilch“ genannter Kalksinter, der im Licht der Taschenlampe ein wenig an Milch erinnert.

Was gibt es sonst noch in der Umgebung? Nahe Sperberseck steht auf dem 874 Meter hohen Römerstein ein Aussichtsturm des Schwäbischen Albvereins. Wer den 110 Jahre alten, 28 Meter hohen Turm besteigt, hat einen Blick über die Mittlere Alb. Der Turm ist an Wochenenden geöffnet und bewirtschaftet. Nur wenige Kilometer entfernt können Familien mit der Sommerbobbahn Donnstetten fahren. In Böhringen empfehlen sich ein Spaziergang durch den Ortskern, eine Besichtigung der Dorfkirche und die Einkehr im Gasthof Hirsch mit Verkostung des lokalen Hirsch-Biers.

So geht es zur Burgruine Sperberseck

Serie
 Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Anreise
Anfahrt auf der B 465 bis Donnstetten, dann auf der L 252 bis zum Wanderparkplatz kurz vor Böhringen; von dort führt ein etwa zwei Kilometer langer beschilderter Weg zur Ruine Sperberseck. Auch der Römersteinturm ist von dort aus gut erreichbar. Wer die etwa 230 Höhenmeter nicht scheut, kann von Gutenberg aus durch das landschaftlich reizvolle Donntal und auf einem Pfad zur Ruine aufsteigen. Sperberseck liegt in der Kernzone des Biosphärengebiets, die Wege dürfen nicht verlassen werden. Die Höhle ist als Geotop geschützt.