Traumhaft ist die Aussicht von der Burg Lichtenberg in Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg). Ein Biergarten steckt jedoch seit fünf Jahren in der Warteschlange. Jetzt gibt es Planungen zur Gastronomieküche sowie einer neuen Zufahrt.
Ein Biergarten auf Burg Lichtenberg ist seit fünf Jahren die große Vision. Der Wunsch vieler Menschen, ein Viertele Wein mit Prachtblick ins Bottwartal zu schlotzen, hat sich jedoch nicht erfüllt. Wenige Wochen vor Weihnachten keimt jetzt aber Hoffnung auf. Christoph Wichmann, Geschäftsführer der Freiherr von und zu Weiler & Wichmann GbR, der die Burg gehört, wartet mit einer Überraschung auf: einer Planung zur Gastronomieküche sowie einer neuen Zufahrt zum Biergarten. Dazu braucht er das Ja des Oberstenfelder Gemeinderates am Donnerstag, 28. November.
Die Geschichte des Biergartens ist bisher fast schon die einer Never-Ending-Story. Immer wieder landete das Projekt seit dem Verkauf der Burg und dem grundsätzlichen Okay des Technischen Ausschusses im März 2020 in der Warteschleife. Verzögernd wirkten sich die Wirren der Coronapandemie aus, aber auch ein geplanter Hühnerhof in der Nähe sowie Parkplatz- und Zufahrtsprobleme hemmten den Lauf der Dinge.
Inzwischen steht dank des Entgegenkommens der Gemeinde fest: Wichmann darf im Rahmen einer Baulast und für 11 000 Euro jährlich einen Parkplatz an der oberen Zufahrtsstraße nutzen, um die vom Landratsamt geforderte Zahl von zusätzlich 42 Stellplätzen für maximal 115 Gäste auf den 380 Quadratmetern des Unteren Zwingers nachzuweisen. Bewirtet werden soll auch der rund 500 Quadratmeter große Burginnenhof.
Die Luft für einen Biergarten auf Burg Lichtenberg scheint rein zu sein
Ins Stocken geraten sind hingegen immer mehr die Pläne des Großbottwarer Landwirts Martin Föll, der in der Nachbarschaft einen Hühnerhof mit zwei Ställen à 6000 Hennen bauen wollte. Fölls Versuche, mit dem Biergarten und einer Bio-Haltung eine publikumsträchtige Symbiose einzugehen, scheiterten an den strengen Vorgaben des Landschaftsschutzes in dem Gebiet. Das Landratsamt Ludwigsburg verweigerte bisher die Genehmigung. Eine Lösung ist augenblicklich nicht in Sicht, was Christoph Wichmann zu pass kommen dürfte. Er befürchtete bisher Immissionen aus der Tierhaltung – was Föll stets bestritt: Die Luft für die weitere Entwicklung des Biergartens scheint also rein zu sein.
Zu knabbern hatte Christoph Wichmann vor allem auch an der Zuwegung. Er scheiterte vor Gericht, als er seinen Nachbarn, den Immobilienhändler Karl Strenger, zwingen wollte, ihm eine relativ kostengünstige Zufahrt von unten über die Weinberge zu ermöglichen. Die Baupläne sehen jetzt vor, dass ein Zuweg für die geplante Gastronomieküche über eine Straße erfolgen soll, die von oben kurz vor dem Burgeingang nach Süden abzweigt. In Kauf nehmen muss Wichmann ein 15-prozentiges Gefälle der Straße und ein sechsprozentiges Gefälle des Serpentinenweges in der westlichen Verlängerung.
Treppenlift soll barrierefreien Zugang zum Biergarten ermöglichen
Barrierefreiheit verspricht bei dieser Planung ein Treppenlift, mit dem gehbehinderte Menschen mit Rollatoren oder in Rollstühlen vom Burgeingang aus zum Biergarten gelangen können. Die Gastronomieküche ist zwischen dem Lift und der eigentlichen Fläche für die Bewirtung angesiedelt. Mit diesem Konstrukt dürften hohe Investitionskosten einhergehen.
Das endgültige Plazet muss – sollte der Oberstenfelder Gemeinderat, wie von der Verwaltung empfohlen, sein Plazet geben – die untere Baurechtsbehörde des Landratsamtes Ludwigsburg erteilen. Für die etwa 800 Jahre alte Burg, die seit 1959 eine Gastronomie aufweist, würde dieser Schritt den Sprung in eine neues Zeitalter bedeuten.