Blitze zucken am 27. Juli 2019 hinter der beleuchteten Kulisse des nächtlichen Stuttgart am Horizont – und schlagen nahe des Fernsehturms ein. Foto: Simon Adomat/dpa

Das vergangene Jahr war ungewöhnlich arm an Blitzen. Für Gewitter mangelte es an einer wichtigen Zutat – Regen. Am häufigsten pro Quadratkilometer schlug es in Speyer ein. Baden-Württemberg liegt im Mittelfeld.

München - Blitze gehören zu den faszinierendsten Naturschauspielen – aber auch auch zu den gefährlichsten. Insgesamt ermittelte der Blitz-Informationsdienst von Siemens im vergangenen Jahr in Deutschland rund 329 000 Einschläge – 26 Prozent weniger als 2018.

Deutschlands Blitzhochburgen liegen an Rhein und Ostsee. Im vergangenen Jahr wiesen Speyer, Rostock und Lübeck die höchsten Blitzdichten der Bundesrepublik auf, wie aus Messungen des Blitz-Informationsdienstes hervorgeht.

Südwesten liegt im Mittelfeld

Der am Dienstag veröffentlichte Blitzatlas 2019 weist für diese drei Städte 3,1 beziehungsweise 2,6 und 2,5 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer aus. Bundesweiter Durchschnitt waren 0,9 Einschläge pro Quadratkilometer

Baden-Württemberg liegt mit 31 516 Blitzen und 0,88 Einschlägen pro Quadratmeter auf Platz sieben der 16 Bundesländer. Mit 1,59 Einschlägen und insgesamt 1015 Erdblitzen hatte der Landkreis Esslingen 2019 die meisten Gewitterentladungen im Südwesten. 2018 waren es sogar 1609 Erdblitze.

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So berechnet man den Abstand zu einem Gewitter

Wenn man sich beim Gewitter, bei dem sich gewaltige elektrische Spannungen entladen, im Freien aufhält, sollte man wissen, wie weit die Blitze noch entfernt sind. Die Distanz zu einem Gewitter berechnet man, indem man die Zeit zwischen Blitz und Donner in Sekunden mit der Schallgeschwindigkeit (343,2 Meter pro Sekunde) multipliziert und die Summe durch 1000 teilt.

Entfernung (in km) = (Sekunden zwischen Blitz und Donner x Schallgeschwindigkeit) / 1000

Hier eine Beispielrechnung: Sie messen einen zeitlichen Abstand zwischen Blitz und Donner von zehn Sekunden. In Metern beträgt die Entfernung: zehn Sekunden x 343,2 Meter pro Sekunde – also 3432 Meter, die durch 1000 geteilt werden, um die Kilometerzahl zu erhalten. Ergebnis: Der Blitz ist 3,43 Kilometer von ihnen entfernt.

Höchste Blitzedichte in Berlin

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Bayern kam als flächenmäßig größtes Bundesland mit gut 66 000 insgesamt auf die meisten Blitze. Bei der Blitzdichte lagen allerdings mit Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Thüringen fünf Länder aus dem Osten mit Dichten von 2,16 bis 0,96 vorne. Blitzärmste Bundesländer waren Hamburg und Bremen mit 0,50 und 0,53.

Die stärkste Gewittertätigkeit in Deutschland gab es 2019 in den Sommermonaten Juni und Juli, blitzreichster Tag war der 12. Juni mit 24 245 Einschlägen.

Mit diesen Werten liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. Die niedrigsten Blitzdichten gab es mit 0,03 in Gebieten in Irland und Schottland. Die höchsten fanden sich im Länderdreieck Italien, Slowenien, Kroatien mit Spitzenwerten von acht bis zehn Blitzen pro Quadratkilometer.

2019 war ein blitzarmes Jahr

2019 war in Deutschland ebenso wie insgesamt in Mittel- und Westeuropa „ausgesprochen blitzarm“, sagt der Leiter des Blitz-Informationsdienstes Stephan Thern. Es habe deutlich weniger Gewitter und Blitzeinschläge gegeben. „Es war schlicht zu trocken,denn Gewitter benötigen Hitze und Feuchtigkeit.“

Mit 329 000 Einschlägen gab es im vergangenen Jahr so wenige Entladungen wie noch nie seit Start des Blitzatlasses im Jahr 2007. 2018 waren es noch 446 000 Blitze, 2007 sogar deutlich mehr als eine Million.