Der abgestürzte Tornado. Foto: Pressezentrum der Luftwaffe

Direkt neben einer Autobahn stürzt ein Tornado in den Wald. Die Piloten können sich retten. Die Ursache für das Unglück, bei dem erheblich mehr hätte passieren können, ist unklar.

Direkt neben einer Autobahn stürzt ein Tornado in den Wald. Die Piloten können sich retten. Die Ursache für das Unglück, bei dem erheblich mehr hätte passieren können, ist unklar.

Stuttgart - Der Wind drückt ab und zu die Seide des weiß-orangen Fallschirms in die Äste des blattlosen Baumes. Ein paar Meter darunter baumelt der Schleudersitz, mit dem sich am Donnerstagabend gegen 21.30 Uhr der Pilot aus einem Tornado-Kampfjet der Luftwaffe katapultierte. Kurz darauf zerschellte der Jet etwa 21 Kilometer südlich des Nürburgrings in einem Waldgebiet. Wenige Kilometer entfernt vom Dorf Laubach, einem 651 Einwohner zählenden Ort in der Eifel. Der Tornado war nahe der Anschlussstelle zur Autobahn 48 abgestürzt. Weil Trümmer auf den Fahrbahnen lagen, musste die A 48 bis zum Freitagmorgen gesperrt werden.

Der Tornado IDS gehörte zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33. Das ist auf dem fünf Kilometer von der Absturzstelle entfernten Fliegerhorst Büchel stationiert. IDS ist die Abkürzung für Interdiction Strike, also Abriegelung und Angriff. So werden in der Nato-Sprache Jagdbomber bezeichnet.

Während der Pilot leicht verletzt von der freiwilligen Feuerwehr aus dem Baum gerettet wurde, landete der sogenannte Waffensystemoffizier mit seinem Rettungssitz am Boden. Das zweite Besatzungsmitglied in einem Tornado ist kein Pilot. Er ist dafür zuständig, die Waffensysteme des Jets zu bedienen. Auf diesem Übungsflug hätte der Tornado keine Munition an Bord gehabt, sagte ein Sprecher der Luftwaffe.

Er „gehe derzeit nicht von einem technischen Versagen“ als Grund für den Absturz aus. Diese Ansicht teilt der Kommandeur des Geschwaders, Commodore Oberst Andreas Korb. Er sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Bislang spricht nichts für einen technischen Defekt.“ Nach Informationen unserer Zeitung berichtete der Pilot bei seiner ersten Befragung, er habe einen deutlichen Schlag an dem Kampfflugzeug verspürt. Wegen schlechter Sichtverhältnisse sei der Jagdbomber offenbar „mit etwas kollidiert“. Experten vermuten, dass der Flugzeugführer den Jet im Landeanflug zu tief geflogen habe.

Unglücksmaschine gewartet und modernisiert

Für den Nürtinger Sozialdemokraten Rainer Arnold steht fest, dass „vieles auf einen Pilotenfehler hindeutet. Jedenfalls stimmt die These sicher nicht, dass die Militärflugzeuge gefährlicher oder risikoreicher werden, wenn sie alt sind.“ Die Flugzeuge der Bundeswehr seien technisch auf gutem und robustem Stand. Die Unglücksmaschine sei gewartet und modernisiert worden.

In den sozialen Netzwerken diskutierten Piloten und Luftwaffensoldaten hingegen, ob der in der Eifel abgestürzte Tornado bereits auf den Typ ASST-3 umgerüstet wurde. Bei dieser Version unterstützt ein Computer den Piloten dabei, die genaue Position seines Flugzeugs zu bestimmen. Bislang ist nicht bekannt, dass es mit diesem Mitte der 1990er Jahre in den USA entwickelten System Probleme gab. Die Bundeswehr hat erst im Sommer 2012 begonnen, ihre verbleibenden Tornado-Jets mit dem ASST-3-Paket auszurüsten. Die ersten beiden Maschinen wurden an das Taktische Luftwaffengeschwader 33 übergeben – den Verband, aus dem jetzt die Unglücksmaschine stammt. Bis 2018 sollen alle Tornados der Bundeswehr mit dem neuen System ausgerüstet sein.

Wohl auch deshalb wies Commodore Korb darauf hin, dass es unangemessen sei, „vom Alter der Maschinen auf deren Flugfähigkeit zu schließen“. Der von Deutschland, Großbritannien und Italien ab 1970 entwickelte Kampfjet wird seit 1982 in der Bundeswehr geflogen. Die etwa 17 Meter langen Maschinen erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 2400 Kilometern pro Stunde, im Tiefflug sind sie noch bis zu 1500 Stundenkilometer schnell. An der Absturzstelle hätte die Maschine gewöhnlich noch eine Geschwindigkeit von etwa 300 Stundenkilometern, sagte ein erfahrener Tornado-Pilot. Die Untersuchungen zur Absturzursache können bis zu einem halben Jahr dauern.