Der internationale Militäreinsatz geht zu Ende. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) spricht von einem „historischen Kapitel“ in der Geschichte der Bundeswehr. Doch Frieden herrscht am Hindukusch bei weitem nicht.
Kabul/Berlin - Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist Geschichte: Um 21.24 Uhr deutscher Zeit verließen die letzten deutschen Soldatinnen und Soldaten am Dienstag das Land. Sie flogen mit Zwischenstopp in der georgischen Hauptstadt Tiflis zurück und werden an diesem Mittwochvormittag zurück in Deutschland erwartet, wie eine Sprecherin des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr unserer Zeitung sagte.
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Fast 20 Jahre – Der längste Einsatz der Bundeswehr
Damit gehe ein „historisches Kapitel“ zu Ende, erklärte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Wie die Bundeswehr ziehen auch die anderen ausländischen Truppen aus Afghanistan ab. Sie hinterlassen den Krisenstaat allerdings in keinem befriedeten Zustand.
Die durch den internationalen Militäreinsatz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gestürzten Taliban eroberten zuletzt immer weitere Teile des Landes. Experten erwarten, dass die Radikalislamisten nach dem vollständigen Abzug der ausländischen Truppen wieder nach der Macht greifen.
Zwölf Milliarden Euro und 59 tote Soldaten
In den vergangenen zwei Jahrzehnten waren rund 160 000 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan im Einsatz. 59 Bundeswehrsoldaten starben, 35 bei Kämpfen oder durch Anschläge. Für die Bundeswehr endet damit nun der verlustreichste Auslandseinsatz ihrer Geschichte. Kramp-Karrenbauer kündigte an, mit einem Festakt in diesem Sommer all diejenigen zu würdigen, die im Afghanistan-Einsatz gedient haben. Bis in den Mai war die Bundeswehr noch mit mehr als 1000 Soldatinnen und Soldaten vor Ort. In den vergangenen Wochen verlegte die Bundeswehr aber nicht nur ihr Personal schrittweise zurück nach Deutschland, sie transportierte auch tonnenweise Material, etwa 120 Fahrzeuge und sechs Hubschrauber zurück. Die Kosten für den gesamten Einsatz belaufen sich auf mehr als zwölf Milliarden Euro.