Bei den Standortbedingungen für Familienunternehmen ist Baden-Württemberg ganz vorne mit dabei. (Symbolfoto) Foto: dpa/Sina Schuldt

Baden-Württemberg bietet für Familienunternehmen im Bundesvergleich unter den Flächenländern mit die besten Standortbedingungen. Nur zwei Bundesländer schneiden in dem Index der Stiftung Familienunternehmen deutlich besser ab.

Baden-Württemberg zählt bei den Standortbedingungen für Familienunternehmen zur Spitzengruppe – wenngleich nur knapp. Das ergibt der Bundesländerindex, den erstmals die Stiftung Familienunternehmen ermittelt hat. Für das Ranking, das unserer Zeitung vorab vorlag, wurden fünf Indizes zusammengefasst, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim aus zahlreichen Einzelindikatoren zusammengefügt hatte. Konkret sind dies Steuern, Arbeit & Humankapital, Finanzierung, Infrastruktur und Institutionen. Die Forscher betonen, dass diese Faktoren zu einem guten Teil von der jeweiligen Landespolitik bestimmt werden.

Spitzenreiter sind Bayern und Sachsen

Bei den Flächenländern sind Bayern und Sachsen Spitzenreiter, was die Standortbedingungen betrifft. Baden-Württemberg liegt knapp vor Hessen auf dem dritten Platz. Auf den letzten Plätzen liegen Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.

Unter den drei Stadtstaaten liegen Berlin und Hamburg fast gleichauf an der Spitze. Bremen bietet im Vergleich wesentlich schlechtere Rahmenbedingungen für Familienunternehmen. Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen wurden Stadtstaaten und Flächenländer in unterschiedlichen Gruppen gewertet.

Baden-Württemberg schneidet im Ländervergleich in den Bereichen Steuern sowie Arbeit & Humankapital mit am besten ab. Für die Bewertung im Bereich Steuern wurden zum Beispiel die Besteuerung von Immobilien durch Grund- und Gewerbesteuer, Gewerbesteuerhebesätze sowie die Qualität der Finanzverwaltung berücksichtigt.

Für den Bereich Arbeit & Humankapital flossen die Länderzuständigkeiten für Schulen und Hochschulen sowie die Kinderbetreuung ein. Zudem wurde untersucht, wie aufgrund der demografischen Entwicklung Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Auch innerhalb der Bereiche können die Unterschiede groß sein. So hat Baden-Württemberg im Gegensatz zu den ostdeutschen Ländern Defizite bei der Kinderbetreuung, leidet aber im Gegensatz zu diesen nicht unter einem Bevölkerungsschwund.

Im Bereich Infrastruktur hakt es im Südwesten

Auf einem der hinteren Plätze liegt der Südwesten dagegen, was die Infrastruktur für Familienunternehmen angeht. Für diesen Bereich flossen Indikatoren wie Transport, Informations- und Kommunikationstechnik und Elektrizitätsversorgung ein. Defizite gibt es beispielsweise beim 4G- und 5G-Netz, außerdem sind die Nettonetzentgelte für Gewerbe- und Industriekunden recht hoch.

Die Studienautoren betonen, dass verschiedene Unternehmen unterschiedliche Standortbedingungen bevorzugen können – insbesondere was die Branche und ihr Geschäftsmodell angehe. „Damit erscheinen je nach Perspektive möglicherweise auch solche Bundesländer attraktiv, die im Gesamtranking hinten liegen“, heißt es.

Gleichwohl solle der neue Bundesländerindex einen Beitrag zu mehr Transparenz im Wettbewerb der Bundesländer leisten. „Damit können die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung dazulernen, Fehlentwicklungen korrigieren und Impulse aufnehmen“, betonte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.

Die Bundesländer im Osten schneiden bei den Standortbedingungen im Schnitt nicht schlechter als die Bundesländer im Westen ab. So belegen unter den 13 Flächenländern Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt im Gesamtranking die Plätze 2, 6, 7, 11 und 12.

Vielleicht auch deshalb haben die Autoren der Studie einen Ratschlag an die Bundespolitik, was die Länder im Westen betrifft: Sie solle hier jene Länder in den Fokus nehmen, die Einwohner verlieren und deren wirtschaftliche Dynamik schwach sei. Ein „Ressourcenverlust und geringer politischer Gestaltungsspielraum“ seien die Folge.