Für ihr soziales Engagement ist Yvonne Kejcz ausgezeichnet worden. Foto: factum/Bach

Bekannt für ihre Scharfzüngigkeit und offene Art, ist Yvonne Kejcz für ihr Engagement ausgezeichnet worden.

Ditzingen - Menschenkennerin, ausgewiesene Hundeexpertin, Gemeinderätin und Erwachsenenbildnerin – Yvonne Kejcz ist vieles gleichzeitig, was sie aber am meisten auszeichnet, ist ihre scharfzüngige Bescheidenheit: „Viele fragen sich jetzt wohl: was hat sie mehr getan als ich? Und meine Antwort lautet: nichts!“, begrüßt sie das Publikum, das sich an diesem heißen Julitag im Bürgersaal des Ditzinger Rathaus nur versammelt hatte, um der Frau zu danken, die sich über Jahrzehnte selbstlos für sie alle engagiert hat.

Denn eigentlich ist Kejcz am vergangenen Samstag mit der höchsten Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement geehrt worden, dem Bundesverdienstkreuz. Etwas verlegen aber bestimmt erklärte sie bei der Verleihung: Der einzige Unterschied zwischen ihr und anderen Ehrenamtlichen seien ihre Freunde – denn genau die waren es, die Kjecz für die Ehrung vorgeschlagen hatten. Auch findet die engagierte Kommunalpolitikerin: Nicht ihr gebühre diese Auszeichnung, verliehen noch vom ehemaligen Bundespräsident Joachim Gauck, sondern allen, die sich mitengagiert hätten.

Kommunalpolitik ist „scheußlich und furchtbar konkret“

Allerdings ist das nur ein Teil der ganzen Wahrheit, denn was Yvonne Kjecz in den letzten 20 Jahren alles angestoßen hat, hat das Leben in ihrer Gemeinde nachhaltig verändert. „Persönlichkeiten wie Sie halten unsere Demokratie am Laufen“, bedankte sich auch Oberbürgermeister Michael Makurath bei der Kommunalpolitikerin. Er hat Kejcz vor allem als Fraktionschefin der SPD im Gemeinderat kennen und auch fürchten gelernt. Denn die promovierte Politikwissenschaftlerin wusste mit wachsender Erfahrung ganz genau, wie man sich in der Kommunalpolitik, die sie selbst „als scheußlich und furchtbar konkret“ bezeichnet, durchsetzen kann. Besonders für ihre geistige Stärke und Strenge soll sie berüchtigt gewesen sein, so Makurath. Als Gemeinderätin habe sie es wie keine andere vor ihr geschafft, ihre Mitmenschen zum bürgerlichen Engagement zu motivieren, sagte der Oberbürgermeister.

Und weil Kejcz befand, dass die Zeit endlich reif war für mehr Frauen in der Kommunalpolitik, gründete sie kurzerhand die Initiative „Fleckenbatsch Hirschlanden“, eine örtliche Theatergruppe. Der Gedanke dahinter: Frauen aus der Gemeinde für Politik zu begeistern. Auf der Plattform sollten sie sich endlich kulturell und politisch austauschen können. Das wiederum löste aber bei den alteingesessenen Herren größere Sorge aus, denn was den Politikern bisher nie gelungen war, nämlich sich über Fraktionsgrenzen hinweg zu begegnen, das taten jetzt die Frauen scheinbar spielend leicht. Heute hat sich die Initiative als örtlicher und kultureller Begegnungsort etabliert und viele so für das Laientheater begeistert.

Der Guldenhof als Herzensangelegenheit

Was aber ist der Motor, der Kejcz antreibt, sich immer weiter ehrenamtlich zu engagieren? „Die Motivation muss von einem selbst kommen. Und mit dem Ehrenamt kommt dann die Befriedigung ganz von allein“, ist sie überzeugt. Vor allem der Wille, selbst etwas zu gestalten, treibt Kejcz an. Etwa dann, wenn sich für eine Neugründung keiner als Vorsitzender freiwillig melde. Dann springe sie einfach selbst ein: Getrieben von der Idee, die Stadt auch für die Älteren anzupassen und mitzugestalten, gründete die ehemalige Gemeinderätin den Förderverein für das Pflegezentrum Guldenhof in Hirschlanden, ohne zu wissen, dass diese Projekt bald zu einer Herzensangelegenheit werden würde, auf die sie selbst heute ziemlich stolz ist.

„Ihre Tierliebe wird nur von der Zuneigung zu den Bewohnern des Guldenhofes übertroffen“, beschreibt sie Barbara Radkte. Als stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Guldenhof und alte Wegbegleiterin kennt Radkte ihre langjährige Freundin gut, schließlich hat sie gemeinsam mit Kejcz die Senioren im Pflegezentrum Stück für Stück zurück ins aktive Leben der Gemeinde geholt. Und weil manche der Älteren sich über menschlichen und tierischen Besuch sehr freuen, hat Kejcz neben Wellensittichen und Hunden auch einfach ein eigenes Pferd adoptiert, das nun auf der Wiese im Guldenhof die Senioren wie auch die Kinder aus dem Ort verzückt.

Jeder Ehrenamtliche ist kostbare Blüte

Am Ende steht es außer Frage, wofür Yvonne Kejcz das Bundesverdienstkreuz erhalten hat: Weil sie jeden Ehrenamtlichen wie eine kostbare Blüte behandelt. Und statt sich beim fernen Bundespräsidenten zu bedanken, richtet sie sich lieber an ihre eigene Gemeinde: „Ohne euch wäre alles nichts. Die Gesellschaft soll sich nicht bei mir bedanken, sondern ich mich bei ihr!“