Das Bild ist ein Jahr alt. Das ist Doris Foto: Judith A. Sägesser

Doris Peppler-Kelka hat das Bundesverdienstkreuz bekommen. Das gibt ihr Kraft in einer schweren Zeit. Im Frühling hat sie erfahren, dass sie Krebs hat.

Stuttgart - Sie hat es erst mal hinterfragt. „Ob ich da rein passe?“ Ins Schema Bundesverdienstkreuz. Doris Peppler-Kelka hat sich die Frage selbst mit Ja beantwortet. Das war, nachdem sie all ihre gemeinnützigen Dienste aufgelistet hatte. „Ich kam auf 52 Jahre Ehrenamt“, sagt sie – und klingt immer noch erstaunt. Sie war zum Beispiel im Birkacher Bezirksbeirat, im Gemeinderat, im Elternbeirat, sie war Jugendschöffin, die Ortsvorsitzende der Birkacher und Plieninger Grünen. Und sie hat fürs heimische Streuobst gewirbelt. Dafür hat Doris Peppler-Kelka vor Kurzem das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Da sich die 69-jährige Frau nun bewiesen hat, dass sie die besondere Auszeichnung verdient, kommt ihr das Bundesverdienstkreuz gerade recht. Denn die quirlige Doris Peppler-Kelka erlebt eine schwere Zeit. Im Frühling hat sie erfahren, dass sie Krebs hat. Die erste Operation war am 26. März. Kein Tag wie jeder andere im Leben der Doris Peppler-Kelka. Der 26. März ist ihr Geburtstag, ihr Hochzeitstag – und seit diesem Jahr zudem der Tag, an dem ihr Kampf gegen die Krankheit begann. „Ich will den Krebs weg haben, da bin ich stur.“

„Es geht mir eigentlich erstaunlich gut“

Sie war und bleibt eine starke Frau. Aber die Krankheit hat sie gezeichnet. Sie ist noch hagerer geworden, das Gesicht ist schmal, und seit den Chemotherapien bindet sie sich morgens ein Tuch um den Kopf. Ihr Spiegelbild gefällt ihr nicht sonderlich, „ich bin mir zurzeit fremd“, sagt sie. Das soll sich wieder ändern. Eine Chemo hat Doris Peppler-Kelka noch vor sich, dann geht sie für ein paar Wochen nach Freiburg in die Reha. Natürlich war sie am Anfang geschockt. „Die ersten zwei Wochen musste ich ganz schön mit den Tränen kämpfen“, sagt sie. Heute kann sie hinzufügen: „Es geht mir eigentlich erstaunlich gut.“ Alles Weitere wird die Zukunft zeigen.

Doris Peppler-Kelka wäre nicht Doris Peppler-Kelka, wenn sie den Aufenthalt im Krankenhaus nur für sich genutzt hätte. Sie hat notiert, was sich dringend ändern muss. Das Essen zum Beispiel. Kurz nach dem schweren Eingriff bekam sie einen Teller mit deftiger Speise hingestellt. „Da isst man doch höchstens eine Suppe“, sagt sie. „Dass das Essen nicht zur Genesung eingesetzt wird“ – sie schüttelt den Kopf. Sie wird sich darum kümmern. Ihre Tochter Anna hat ebenfalls den Kopf geschüttelt. Allerdings nicht wegen des Fehlgriffs in der Klinikküche. Sie konnte es nicht fassen, dass ihre Mutter schon wieder ein Projekt anzettelt.

Wenn sie aus der Reha zurück ist, geht es wieder los

Doris Peppler-Kelkas Erzählung endet abrupt. „Ah, der Grünspecht“, sagt sie und schaut zur offenen Balkontür. „Davon haben wir hier viele, ich frag mich oft, ob die kein Kopfweh kriegen.“ Das Klopfen klingt nach Vorschlaghammer. Doris Peppler-Kelka weiß es besser. Die Natur ist ihr Leben. Vorher ist sie auf den Balkon gegangen und hat gefragt: „Haben Sie je eine so schöne Kastanie gesehen?“ Und was liebt sie ihren Kräutergarten auf der Reling des Küchenbalkons? Sie ist eben eine echte Grüne.

Kaum zu glauben, dass der Mann der gelernten Töpferin früher für die andere Seite gearbeitet hat. In Ingolstadt sollte der Elektrotechniker in den 1970ern eine Raffinerie aufbauen, und – „ich krieg es fast nicht raus“, sagt sie. „In Mannheim sollte er einen Hochtemperaturreaktor mitentwickeln.“ Anfang der 1980er-Jahre wechselte er an die Universität Hohenheim. So kam Doris Peppler-Kelka, die in Wilhelmshaven aufgewachsen ist, nach Stuttgart. „Hier fühle ich mich sauwohl“, sagt sie. Sie lebten lang in Birkach, heute wohnen sie an der Zellerstraße im Süden.

Wenn sie aus der Reha zurück ist, geht es wieder los. Dann möchte sie sich um ihre Projekte kümmern. Sie will im Nikolaus-Cusanus-Haus wieder mit Bewohnern töpfern. Und am 15. Oktober präsentiert sie den neuen Saft, dessen Äpfel unter anderem am Birkacher Osthang gereift sind.