Wolfgang Wanning hat das Bundesverdienstkreuz bekommen. Foto: Rebecca Anna Fritzsche

Der Killesberger Wolfgang Wanning hat im Mai das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen – für seine ehrenamtlichen und beruflichen Verdienste.

S-Nord - Mit 45, so sagt es Wolfgang Wanning selbst, kam für ihn der ausschlaggebende Punkt: „Ich wollte mich dort einbringen, wo ich noch etwas bewegen kann.“ Wanning war zu diesem Zeitpunkt in einer gut dotierten Stelle im Vorstand einer Versicherung tätig. „Ich konnte es mir leisten, mich selbst zu verwirklichen“, sagt er. Auf den höheren Managementebenen gehe es nur noch um das Höher, Schneller, Weiter – das war ihm nicht wichtig. „Manche dachten, das sei eine Midlife-Crisis, aber das war es nicht.“ Wanning, der stets in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv war, entschied sich für die Diakonie: 1989 kam er zur Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) und wurde Geschäftsführer des Rehabilitationszentrums Neckargmünd, das sich um Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf kümmert. „Da habe ich die Diakonie von innen kennen gelernt“, sagt er. „Das war Umbrucharbeit, das hat viel Spaß gemacht.“ Zur SRH gehört auch die Stephen-Hawking-Schule, laut Wanning die einzige Sonderschule in Deutschland, die noch bis zum Abitur führt. „Zusammen mit dem damaligen Schulleiter Peter Knapp habe ich mir Gedanken gemacht, wie man die Schule zukunftssicher machen kann“, erinnert sich Wolfgang Wanning. Sie entschieden sich dafür, auch nichtbehinderte Kinder aufzunehmen – lange, bevor die Inklusionsdebatte begann. 1997 wurde Wanning Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart, die in ganz Baden-Württemberg Altenpflegeheime betreibt. „Als ich anfing, hatten wir 3800 Mitarbeiter, als ich 2011 in den Ruhestand ging, waren es 6600“, sagt er. „Die Zahl der Häuser hat sich in meiner Amtszeit fast verdoppelt.“ Mittlerweile sind es 76.

„Ich habe hier viel bewegen können“

Der christliche Glauben und seine Sozialisation in in der Jungschar der evangelischen Kirche prägen ihn bis heute. „Wir sind moderne Christen, wir wollen dem Menschen dienen und nicht nur frommes Gerede machen“, beschreibt Wanning seine Arbeit bei der Heimstiftung. Er sagt aber auch: „Ich sehe meine Meriten nicht darin, dass ich die Heimstiftung groß gemacht habe, sondern in den Ehrenämtern.“ Unter anderem war Wolfgang Wanning Vorsitzender der Trägersammlung des diakonischen Werks in Baden-Württemberg, und als solcher Arbeitgebervertreter bei Tarifverhandlungen. „Ich habe hier viel bewegen können, aber auch viel Prügel bekommen, zum Teil von der eigenen Seite“, resümiert er. Das war vor allem 2010 so, als es darum ging, eigene Arbeitsvertragsrichtlinien für das Diakonische Werk zu schaffen, und sich nicht länger an den Tarifverträgen für den öffentlichen Dienst zu orientieren. In einer Pressemitteilung der Heimstiftung wurde Wanning damals zitiert: „Wir haben diese Entscheidung bewusst getroffen, auch wenn sie unseren finanziellen Erfolg schmälern wird. Unsere Aufgabe ist es nicht, hohe Renditen zu erwirtschaften, unsere Aufgabe ist es, gerechte Löhne für die gute Arbeit unserer Pflegekräfte zu zahlen.“ Auf die Abkopplung vom öffentlichen Dienst ist Wanning nach wie vor stolz.

Zu seinen weiteren Ehrenämtern gehörte die Mitinitiierung der Dr.-Antonie-Kraut-Stiftung und der Mehrwert GmbH; beide fördern das soziale Lernen. „Wenn ich Versicherungen und Kreditverträge verkaufe, muss ich wissen, was dahintersteckt – wie es in einem Schuldnerhaushalt aussieht, was einen sozialen Brennpunkt ausmacht“, erklärt Wanning. Damit meint er vor allem Banker – aber auch Studenten, Jugendliche und Manager. „Das Leben hat nicht nur Sonnenseiten. Leute, die einmal zwei Wochen in einem Altersheim oder im Krankenhaus gearbeitet haben, haben danach einen weiteren Horizont als davor.“

Intensive Bindungen zu den Mitarbeitern

Wanning wurde 1944 im preußischen Königsberg, heute Kaliningrad, geboren. Nach einer Versicherungslehre hängte er eine Betriebswirtschaftsstudium dran: „Ich hatte Ehrgeiz, ich musste ja was für meine Familie machen.“ Zwei Söhne hat er mit seiner Frau. Zwei ältere Brüder hat er außerdem, die sich besonders über das Bundesverdienstkreuz gefreut haben. „Es ist die schöne Bestätigung, dass man etwas richtig gemacht hat“, sagt Wanning, dem Anfang Mai diese besondere Auszeichnung vom Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl übergeben worden ist.

Besonders gefreut hat es ihn, bei der Veranstaltung viele der ehemaligen Mitarbeiter wiederzusehen. „Wenn man so lange zusammengearbeitet hat, entstehen intensive Bindungen“, sagt er. Außerdem habe er es immer mit dem Schriftsteller und Flieger Antoine de Saint-Exupéry gehalten: „Wenn du ein Schiff bauen willst, trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen und die Arbeit einzuteilen, sondern gib ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

2011 hat Wanning die Heimstiftung verlassen und ist in den Ruhestand gegangen. Das heißt nicht, dass er alle Aktivitäten aufgegeben hat: Im Figuralchor der Gedächtniskirche singt er im Tenor. Aus Überzeugung – selbstverständlich.