Eine der wenigen Frauen in aussichtsreichen Wahlkreisen: Diana Stöcker im Wahlkreis Lörrach. Foto: privat/Weisheitinger

Auf den Parteilisten zur Bundestagswahl stehen zwar viele Frauen – doch in den Wahlkreisen dominieren Männer. Bei der Union könnte der Frauenanteil sogar sinken.

Klappern gehört ja bekanntlich zum politischen Handwerk. So preist Markus Söder seine CSU als „liberal und weltoffen“, weil sie ihre Kandidatenliste für den Bundestag paritätisch mit Frauen und Männern besetzt hat. Das sei ein „sehr wichtiger Schritt“, meint Söder. Nur führt der nirgendwo hin, weil die Liste bei der CSU keine Rolle spielt: Sie gewinnt ihre Bundestagsmandate fast immer allein in den Wahlkreisen. Dort kann von einer Parität bei den Kandidaturen keine Rede sein. Und so ist es auch in der CDU.

In den Bezirken Augsburg, München, Nürnberg, Mittelfranken und Niederbayern sind die Christsozialen eine reine Männerdomäne: In keinem der 16 Wahlkreise, die es dort gibt, tritt eine Frau für die CSU an. In den vier Wahlkreisen der Oberpfalz sind es zwei. Von Parität sind Söders Parteifreunde in Oberbayern, Oberfranken und Schwaben weit entfernt (16 Männer, fünf Frauen). Nur in Unterfranken sieht es besser aus.

Männerdominanz bei der CSU

Nach einer Prognose des Portals Election.de gewinnt die CSU am 26. September 44 der 46 bayerischen Wahlkreise. Damit kämen zehn direkt gewählte christsoziale Parlamentarierinnen nach Berlin – zwei mehr als bisher. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dauert es noch Jahrzehnte, bevor die CSU so „liberal und weltoffen ist“, wie Söder sie heute schon anpreist.

Mehr Frauen für den Bundestag zu gewinnen ist für Parteien einfacher, die – wie die Grünen, die FDP und die Linkspartei -, fast nur Listen-Abgeordnete nach Berlin entsenden. Wer auf die Liste kommt, entscheidet eben zentral eine Delegiertenversammlung oder ein Parteitag – und nicht viele einzelne Kreisverbände oder Parteibezirke. Auch bei der SPD überwiegt der Listenanteil. Nach der letzten Wahl kamen so 94 ihrer 153 Bundestagsabgeordneten ins Parlament (89 Männer, 64 Frauen).

CDU und CSU jedoch werden in ihrer Bundestagsfraktion nur dann weiblicher, wenn die einzelnen Kreisverbände in den 299 Wahlkreisen mehr Frauen aufstellen, sprich: wenn sie für einen männlichen Abgeordneten, der nicht mehr antritt, eine Frau ins Rennen schicken. In Bayern sind sieben altgediente CSU-Wahlkreissieger ausgeschieden. In drei Fällen löst eine Frau sie ab.

Im Südwesten treten sogar 14 CDU-Politiker ab, die 2017 ein Direktmandat gewonnen hatten. Da Baden-Württemberg insgesamt 38 Wahlkreise hat, ist das eine beachtliche Zahl an Wechselchancen. Doch nur in fünf dieser 14 Wahlkreise gehen Frauen für die CDU in den Wahlkampf. Allerdings war mancherorts gar keine Frau beim innerparteilichen Votum über die Kandidatur angetreten. Somit können sich die Südbadener Christdemokraten in puncto Frauenanteil sehen lassen. Dort gehören mit Armin Schuster (Lörrach/Müllheim), Peter Weiß (Emmendingen/Lahr) und Volker Kauder (Tuttlingen/Rottweil) drei Parlamentarier dem nächsten Bundestag nicht mehr an. Im Wahlkreis Lörrach bewirbt sich Diana Stöcker für das Mandat, in Tuttlingen/Rottweil Maria-Lena Weiss.

Wenig Frauen bei der Südwest-CDU

Laut Election.de könnten am 26. September im Südwesten sechs christdemokratische Kandidatinnen (darunter auch die Südbadenerinnen Diana Stöcker und Maria-Lena Weiss) als direkt Gewählte die Fahrkarte nach Berlin lösen – drei mehr als 2017. Das Plus von 100 Prozent sieht besser aus, als es ist. Laut Election. de wird die Südwest-CDU nach der Wahl mit 26 Männern in der Unionsfraktion vertreten sein.

Matthias Moehl von election.de geht derzeit aus Basis der Umfragen davon aus, dass die Union künftig 228 Abgeordnete stellen wird. Darunter wären 39 Frauen. Damit würde der Frauenteil in der Fraktion, der aktuell 20,7 Prozent beträgt, auf 17,1 Prozent fallen. CDU und CSU haben es auf Ebene der Kreisverbände nicht geschafft, in deutlich mehr Wahlkreisen Frauen aufzustellen, genauer: in Wahlkreisen, in denen die Union gute Chancen hat, das Direktmandat zu holen.

Übrigens: Selbst auf Kanzlerin Angela Merkel, die seit 1990 bei jeder Wahl den Wahlkreis Vorpommern/Rügen gewonnen hat, folgt ein männlicher CDU-Wahlkreiskandidat. Und was in den Wahlkreisen nicht gelingt, gleicht die Liste nicht aus. Laut Election.de wird die CDU im Herbst nur in Berlin, Bremen, Hamburg und Niedersachsen insgesamt gerade mal fünf Listenmandate (zwei Frauen, drei Männer) erringen. Und die CSU geht dabei angesichts ihrer Stärke in den Wahlkreisen – wie üblich – ganz leer aus.