Vor allem für die CDU-Kandidatinnen und Kandidaten wird es auch in der Region ein langer Abend. Erst ganz am Schluss steht fest, wer von ihnen nach Berlin fahren darf.
Marc Biadacz, David Preisendanz, Matthias Hiller, Hermann Färber, Christina Stumpp, Steffen Bilger, Fabian Gramling und Ingeborg Gräßle: Diese acht Kandidaten haben nach dem Wahlabend gleich drei Dinge gemeinsam: Alle gehören – das taten sie schon vorher – der CDU an. Alle haben bei der Bundestagswahl ihre Wahlkreise gewonnen, auch wenn die allerletzten Ergebnisse bei Andruck dieser Ausgabe noch nicht feststanden. Und es sieht so aus, als ob alle acht auch tatsächlich nach Berlin reisen dürfen.
Auf den großen Sieg folgte aber zumindest für Ingeborg Gräßle, die den Wahlkreis Backnang-Schwäbisch-Gmünd für sich entscheiden konnte, eine kurze Zeit der Ungewissheit. Denn mit 36,56 Prozent der Erststimmen hat sie den schwächsten Wert für die CDU in der Region Stuttgart erreicht. Aber schon um 22 Uhr konnte sich die Kandidatin über ihr „sehr gutes Ergebnis“ freuen: „Ich gehe fest davon aus, dass ich damit wieder im Bundestag vertreten sein werde.“
Fabian Gramling erzielte das beste CDU-Ergebnis rund um Stuttgart
Überhaupt keine Sorgen musste sich hingegen Fabian Gramling im Wahlkreis Neckar-Zaber machen. Mit 39,3 Prozent der Erststimmen erzielte er das beste CDU-Ergebnis rund um Stuttgart. Ein nicht ganz so gutes Ergebnis kann aller Voraussicht nach David Preisendanz einfahren. Der Ostfilderner, der im Wahlkreis Esslingen als Nachfolger von Markus Grübel kandidierte, hat aber immerhin mehr als 37 Prozent der Erststimmen für sich gesichert.
Viele alte CDU-Hasen aus Berlin haben sich verglichen mit 2021 deutlich verbessert. Auffällig ist aber, dass gerade in ländlichen Gebieten die AfD-Kandidaten oft überraschend stark gepunktet und damit die Ergebnisse der CDU-Kandidaten eher noch geschmälert haben.
Dass die AfD auch rund um Stuttgart kräftig zulegen und in der Region wie im Bundestrend Platz zwei bei den Parteien erreichen würde, kann kaum als Überraschung gewertet werden. In mindestens drei Gemeinden, in Großerlach, Spiegelberg und Althüllte, hat die AfD sogar das beste Ergebnis aller Parteien erzielt. Schon bei den vorausgegangenen Wahlen hatte die AfD in diesen Orten die meiste Zustimmung bekommen.
So werden vergleichsweise viele AfD-Kandidaten aus der Region den Sprung nach Berlin schaffen. Der Grund sind die guten Platzierungen von AfD-Kandidaten aus dem Großraum Stuttgart auf der Landesliste der Partei in Baden Württemberg: So können Martin Hess aus Ludwigsburg (Landesliste Platz 3) und Markus Frohnmaier (Böblingen, Landesliste Platz 2) weitere vier Jahre in Berlin leben. Eine neue Erfahrung wird das für Ruben Rupp (Backnang/Schwäbisch Hall, Landesliste Platz 5), Hans-Jürgen Goßner (Göppingen, Landesliste Platz 6) und wohl auch für Lars Haise (Landesliste Platz 10) werden.
Trotz deutlicher Stimmenverluste werden drei SPD-Kandidaten aus der Region im neuen Bundestag vertreten sein. Nils Schmid (Wahlkreis Nürtingen), Jasmina Hostert (Wahlkreis Böblingen) und Macit Karaahmetoglu (Wahlkreis Ludwigsburg) sind durch die Landesliste abgesichert und können den Sozialdemokraten in Berlin helfen.
Bei den Grünen sind vier Kandidaten auf der Landesliste abgesichert
Für die Grünen können sogar immerhin vier regional bekannte, durch die Landesliste abgesicherte Kandidatinnen und Kandidaten weiterhin in Berlin für die Interessen der Region einstehen: Die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang (Backnang/Schwäbisch Gmünd) will es ebenso noch einmal wissen wie Matthias Gastel (Nürtingen), Sandra Detzer (Ludwigsburg) und Sebastian Schäfer (Esslingen).
Wie wenig Wert ein guter Listenplatz haben kann, müssen wohl gleich drei FDP-Kandidatinnen in der Region erfahren: Da ihre Partei den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde nicht schafft, werden Florian Toncar (Böblingen), Renata Alt (Nürtingen) und Stephan Seiter (Waiblingen) dem 21. Deutschen Bundestag nicht angehören.
Keine linke Politik aus der Region in Berlin
Viel Grund zum Feiern hatten am Sonntag die Linken. Hätte man der Partei noch vor wenigen Wochen das nun erzielte Ergebnis prophezeit, wäre man wohl nur mitleidig belächelt worden. Allerdings: aus der Region Stuttgart wird wohl kein Linker in den Bundestag einziehen. Denn auf der baden-württembergischen Landesliste der Partei taucht erst auf Platz neun die erste Kandidatin aus der Region auf, Avra Emin aus Waiblingen.