Wen Sophia Thomalla und andere Promis unterstützen, sehen Sie in unserer Bildergalerie. Foto: dpa

Von amerikanisches Verhältnissen sind wir weit entfernt. Dennoch unterstützen viele Promis Politiker offen im Wahlkampf. Warum das hierzulande etwas Anrüchiges haben soll, erklärt Politikprofessor Ulrich Eith von der Uni Freiburg.

Freiburg - Sophia Thomalla ist weder das bekannteste deutsche Model, noch die bekannteste deutsche Schauspielerin. Dennoch war die Exfreundin von Rammstein-Sänger Till Lindemann im Bundestagswahlkampf wahrscheinlich der deutsche Promi, der mit seiner Unterstützung für Kanzlerin Angela Merkel das größte Medienecho erzeugt hat. Auch wenn das ausschweifende Leben Thomallas nicht so recht zum CDU-Wertekanon passen will und das Medienecho damit irgendwo gerechtfertigt sein mag, sieht Politikprofessor Ulrich Eith von der Universität Freiburg hierfür auch den Grund, dass die meisten anderen Prominenten in Deutschland bei Wahlen eher blass auftreten. „Das hat vor allem kulturelle Hintergründe“, sagt Eith.

Ganz anders sei es nämlich in den USA. Da haben 2016 für Donald Trump unter anderem Schauspieler Clint Eastwood, Wrestler Hulk Hogan, Boxer Mike Tysen oder Metallica-Frontmann James Hetfield für den Republikaner geworben. Auf der Gegenseite war die Riege der prominenter Unterstützer sogar noch größer: Die Pop-Ikonen Lady Gaga, Beyoncé Knowles, Kate Perry, Jon Bon Jovi, die Schauspieler Robert Downey Jr., Scarlett Johansson oder der ehemalige ehemalige Basketballstar Magic Johnson trommelten für die Demokratin Hillary Clinton.

„Politik hat dort ein anderes Image als hier“, sagt Ulrich Eith. Er führt das auf die historische Situation zurück, dass Deutschland, anders als die USA, aus absolutistischen Herrschaftverhältnissen zu einer Demokratie wurde. „Staat und Politik werden hier getrennter wahrgenommen“, sagt Eith, „die Deutschen sehen im Staat einen neutralen Schlichter, während das, was die Parteien machen, noch immer als schmuddeliges Interessengeschäft wahrgenommen wird.“ Und damit wollten sich nur wenigsten Promis gemein machen.

Der Wahlkampf wird professioneller

Eine Beobachtung, die man auch im Alltag jenseits der roten Teppiche mache: „Die Bereiche Politik und Privates sind in Deutschland zum Beispiel auch am Arbeitsplatz schärfer getrennt.“ In den USA sei es üblich, mit seiner politischen Einstellung auch dort exponierter umzugehen.

Das heiße aber nicht, dass die deutschen Verhältnisse zwingend so bleiben müssen, wie sie sind. „Vergangene Wahlkämpfe haben gezeigt: Wir übernehmen alle Taktiken des US-Wahlkampfs“, sagt Eith. Das gehöre zur Professionalisierung des Wahlkampfs, etwa, wenn Tätigkeiten an externe Dienstleister ausgelagert werden – was heute alle größeren Parteien so machen.

Dass der Promi-Betrieb in Deutschland vergleichbar stark in den Wahlkampf mit eingebunden wird, wie das in den USA der Fall ist, hält Eith aber für unwahrscheinlich. „Das passiert in kleinen Schritten, denn es ist nicht nur eine Organisations-, sondern auch eine Einstellungsfrage.“ Und ganz abgesehen davon: Stars von Weltruf wie in den Vereinigten Staaten gebe es hier ohnehin nur wenige.