Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (60) will seine politische Karriere krönen. Foto: dpa

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ist ein ruhender Pol in der aufgeregten CSU. Könnte er im Herbst Bundesinnenminister werden?

Stuttgart - Er wollte schon einmal Ministerpräsident werden - aber nicht Bundesminister. Jetzt aber will der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (60) seine Karriere krönen: Wird er bei einem Unions-Wahlerfolg neuer Bundesinnenminister? Der erste Schritt ist getan: Herrmann geht als CSU-Spitzenkandidat ins Rennen. Den Ausschlag hat wohl gegeben, dass Herrmann wie kein anderer CSU-ler das Thema Innere Sicherheit besetzen kann - und das gilt in Zeiten ständiger Terrorgefahr eben als Schlüsselthema im Wahlkampf.

Inhaltlich verfolgt Herrmann den bekannten, harten CSU-Kurs, etwa in der Flüchtlingspolitik: Obergrenze, Grenzkontrollen, Abschiebungen. Er macht dies allerdings nicht in Lautsprecher-Manier wie manch andere. Und er suggeriert auch nicht, dass eine schärfere Sicherheitspolitik für hundertprozentige Sicherheit sorgen könne: Man werde Anschläge nie restlos ausschließen können, betont er stets.

Herrmann galt als Kronprinz Seehofers

CSU-Chef Horst Seehofer schätzt den Mittelfranken dafür, dass dieser normalerweise ohne Aufregung seine Arbeit tut. „Balu, der Bär“ - diesen Spitznamen hat Herrmann in der CSU schon seit Jahren weg, ob seines fast gemütlich wirkenden Auftretens. Herrmann kann aber auch anders: aufbrausender und erregter. Das wird nicht nur CSU-intern kolportiert. Zu beobachten ist dies auch in Landtagsdebatten, wenn Herrmann sich provoziert fühlt. Dann wird der sonst so ruhige Minister auch mal etwas lauter, dann überschlägt sich seine Stimme.

Herrmann hatte seine Karriere in der bayerischen Staatskanzlei begonnen. Dort war er von 1984 bis 1988 unter Franz Josef Strauß Regierungsrat. 1994 zog er erstmals in den Landtag ein. 1997 wurde der Jurist kurzzeitig stellvertretender CSU-Generalsekretär, dann Sozialstaatssekretär, 2003 schließlich Chef der CSU-Landtagfraktion - bis ihn Günther Beckstein im Herbst 2007 zum Innenminister berief.

Nach der CSU-Landtagswahlniederlage 2008 bewarb sich Herrmann um die Nachfolge Becksteins als Ministerpräsident, zog dann aber zurück - und blieb unter Horst Seehofer Innenminister. Er galt fortan aber als ein möglicher Kronprinz Seehofers. 2011, nach dem Rücktritt von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, lehnte er einen Wechsel nach Berlin noch aus familiären Gründen ab. Diesmal aber würde er wollen - wenn denn die Union im Herbst weiterregiert.