Treten für die SPD bei der Wahl an: Lucia Schanbacher und Dejan Perc. Foto: Lg/Piechowski

Die Sozialdemokraten in Stuttgart starten in die heiße Phase des Wahlkampfs. Die Bewerber versprechen einen neuen Blick auf bekannte Problemlagen.

Stuttgart - Stuttgart ist viel schöner als Berlin. Das wissen Lucia Schanbacher und Dejan Perc, aber sie wollen in die Hauptstadt – als neue Abgeordnete der SPD. „Die alte Tante SPD wird jung“, sagt Lucia Schanbacher (31) in der Geschäftsstelle der Partei am Wilhelmsplatz. Hier stapeln sich knallrote Plakate und Geschenke – Minzbonbons und Mini-Windräder – für die heiße Phase eines bisher lauen Wahlkampfs.

Wegen der Coronapandemie fehlt der Schlagabtausch der Bewerber vor Publikum. Podien werden gestreamt, Gesprächsrunden online versendet. Dejan Perc absolviert 25 und hat einen Podcast. Sechseinhalb Wochen vor dem Urnengang wollen die Genossen mit Formaten wie „ein Viertele im Viertele“ in den Straßen- und Haustürwahlkampf einsteigen. Über eine Zeitung mit je Wahlkreis 120 000 Auflage sollen auch Netzverweigerer erreicht werden. Ob Kanzlerkandidat Olaf Scholz nach Stuttgart findet, ist wegen Corona unklar. Die Planungszeiträume seien sehr kurzfristig, Auftrittsorte abhängig von der Pandemielage, sagt Perc.

Wichtige Landesliste

Perc und Schanbacher wollen den Generationenwechsel bei den Genossen symbolisieren. Ein Drittel der Kandidatinnen und Kandidaten sei unter 40, 34 sogar unter 30. „So jung war das Personalangebot noch nie, das wird zu gravierenden Wechseln in der Fraktion führen“, prophezeit Perc, der mit 46 Jahren, zehn als SPD-Kreisvorsitzender und sechs im Gemeinderat, zu den alten Hasen zählt. Schanbacher betont ihre Rolle als berufstätige Mutter und ihre kommunalpolitische Erfahrung. Stadträtin ist sie seit 2019.

Die Themen der SPD sind die bekannten: bezahlbare Mieten, ordentlich dotierte Arbeit, höherer Mindestlohn, sichere Rente, Bildungschancen für alle. Dazu kommt der Klimaschutz. „Respekt“ ist ein von den Genossen oft gebrauchtes Wort. Schanbacher und Perc stehen auf Platz 23 und 30 der Landesliste. Von der schafften es 2017 17 Kandidaten nach Berlin. Im nördlichen Wahlkreis Stuttgart II werden die Karten nach dem Rückzug von Karin Maag (CDU, seit 2009 im Parlament) neu gemischt. Das Ergebnis sei noch nicht ausgemacht, die Prognosen wiesen nach oben, so Perc, er setze auf das Direktmandat. „Ich bin die Frau im Wahlkreis“, sagt Schanbacher, und spielt damit gegen die etablierten Abgeordneten Stefan Kaufmann (CDU) und Cem Özdemir eine besondere Karte. Die hat aber auch die FDP-Abgeordnete Judith Skudelny auf der Hand.