Stellten sich Fragen zum Fairen Handel und Klimagerechtigkeit: Luigi Pantisano, Judith Skudelny, Anna Christmann, Lucia Schanbacher (von links)., Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Weltläden und das Welthaus haben Politikerinnen und Politiker eingeladen, im Weltcafé an der Planie in Stuttgart über „Fairen Handel“ und mehr zu diskutieren.

Stuttgart - Sie läuft derzeit, die „Faire Woche“. Zum Thema haben die Macherinnen und Macher der acht Stuttgarter Weltläden und des Welthauses Stuttgart Bundestagskandidatinnen und –kandidaten zum „Fairen Frühstück“ eingeladen. Im Weltcafé an der Planie sprachen Judith Skudelny (FDP), Anna Christmann (Grüne), Lucia Schanbacher (SPD) und Luigi Pantisano (Linke) – Vertreter von Bernd Riexinger – mit fast 30 Teilnehmern. Stefan Kaufmann (CDU) kam am Schluss dazu, er war beim Stuttgart-Besuch des Kanzlerkandidaten seiner Partei.

Wege zur Klimawandelbekämpfung

Die anderen hatten da schon in der Reihenfolge wechselnd vier Fragen beantwortet, jeweils ihre Statements gegeben. Die waren an die Pinnwand geheftet. Als Basis für eine Diskussion im „Plenum“ über die verschiedenen Wege zu Klimawandelbekämpfung, Versöhnung von Ökologie und Ökonomie sowie bessere Arbeitsbedingungen. Da sind fünf Minuten Antwortzeit nicht viel, aber genug für eine Tendenz.

So forderte Skudelny, um die Lage von Arbeitsmigranten zu verbessern, die insbesondere in Italien, Spanien und Griechenland beim Obst- und Gemüsebau ausgebeutet werden, vorhandene Gesetze in Deutschland und der Europäischen Union besser zu vollziehen, Anreizsysteme nicht zu verlagern. Luigi Pantisano betonte legale Zuwanderung nach Europa, die Stadträtin Schanbacher und die Abgeordnete Christmann verlangten stärkere Regelungen auf EU-Ebene.

Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften

Die Europäische Union müsse eine Sozialgemeinschaft werden, so Christmann. Das bedeute, das Lieferkettengesetz zu verbessern, Firmen ab 250 Mitarbeitern einzubeziehen und Umweltstandards zu erweitern. Pantisano monierte hier die „Blockadehaltung von CDU und FDP“. Skudelny retournierte mit dem Wunsch nach Austausch, Freihandelsverträgen und europäischen Standards. Schanbacher wiederum sprach sich für „gemeinwohlorientiertes Wirtschaften“ aus. In der Stadt müssten alle Maßnahmen an den SDG – den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen hat sich Stuttgart verpflichtet – zu messen, nicht an der schwarzen Null. Ein Siegel für fair gehandelte Waren kann sich Skudelny vorstellen, aber keine Steueraufschläge für die anderen Waren, während für Pantisano und Christmann zwar Siegel, aber weniger Steuern auf fair Gehandeltes denkbar sind.

Auch über Waffenlieferungen wurde debattiert

Bei der Frage, wie die Bundesrepublik den Menschen im globalen Süden helfen könnte, Verlierern des Klimawandels, betonten alle das 1,5 Grad-Ziel. Schanbacher hob die „Klimagerechtigkeit“ hervor, Pantisano unter anderem bezahlbaren ÖPNV. Christmann will Deutschland zum Klimaschutzvorreiter machen, Skudelny finanzielle Unterstützung des Südens an Bedingungen knüpfen.

Kurze Statements, komplexe Inhalte dahinter, manches wurde an den Tischen diskutiert, etwa das komplette Verbot von Waffenlieferungen oder dass Kommunen ihre Waren – als Vorbild – fair beschaffen.

Die Coronapandemie habe deutlich gemacht, wie die Welt zusammenhänge: Handel, Klimawandel, Mobilität, Arbeitsbedingungen, so Saskia Rudnau, die Geschäftsführerin vom Weltladen an der Planie. Und die Welthaus-Geschäftsführerin Martina Merklinger ergänzte, dass man hier die Themen auf die Agenda setze. „Fairer Handel wird eher selten auf der Politikbühne gespielt.“