Die AfD verzeichnet bei der Bundestagswahl in allen Städten und Gemeinden im Landkreis Esslingen Stimmenzuwächse – ebenso die CDU. Die Ampelparteien hingegen verlieren durch die Bank in allen Kommunen im Kreis Stimmenanteile.
Die Ergebnisse der Bundestagswahl sind inzwischen bekannt. Doch wie haben die Menschen im Landkreis Esslingen gewählt? Eines ist in allen Kreiskommunen gleich: Die CDU ist überall stärkste Kraft geworden. Aber wo hat die AfD ihr bestes Ergebnis geholt, wo ihr schlechtestes? In welchem Ort sind die meisten Menschen zur Wahl gegangen? Und in welcher Kommune haben die Menschen der FDP entgegen dem Bundestrend mehr als acht Prozent der Stimmen gegeben? Ein Überblick über die Besonderheiten der Wahlergebnisse im Landkreis Esslingen.
Ihr bestes Zweitstimmen-Ergebnis im Landkreis Esslingen hat die AfD in Erkenbrechtsweiler eingefahren. Hier haben 27,6 Prozent die in Teilen rechtsextreme Partei gewählt. Gleichzeitig haben hier sowohl die Grünen (6,7 Prozent) als auch die Linke (3,2 Prozent) je ihren kreisweit geringsten Zweitstimmenanteil geholt. In Leinfelden-Echterdingen ist der Stimmenanteil der AfD mit 12,8 Prozent am niedrigsten im Kreis, in Esslingen hat die AfD mit 13,3 Prozent am zweitwenigsten Stimmen geholt.
Die CDU ist in allen Kommunen im Kreis Esslingen stärkste Kraft
In allen 44 Städten und Gemeinden des Landkreises ist die CDU stärkste Kraft geworden – mit teils erheblich höheren Zweitstimmenanteilen als bundesweit, wo die Union insgesamt 28,5 Prozent der Stimmen holte. Spitzenreiter ist Neidlingen mit rund 41,9 Prozent für die CDU. In fast allen anderen Kommunen liegt die Partei bei über 30 Prozent, bei mehr als der Hälfte davon bei über 35 Prozent. Den niedrigsten Wert verzeichnen die Christdemokraten mit rund 29,2 Prozent in Esslingen.
Sowohl die CDU als auch die AfD haben in allen Kreiskommunen Zugewinne zu verzeichnen. Mit knapp zwölf Prozentpunkten mehr als bei der letzten Bundestagswahl hat die CDU in Altdorf am meisten hinzugewonnen, die AfD hat mit zusätzlichen 12,8 Punkten den größten Zuwachs in Beuren zu verzeichnen. SPD und Grüne hingegen haben durch die Bank in allen Städten und Gemeinden des Kreises Stimmen verloren. Die Grünen haben mit 18,4 Prozent in Esslingen ihr bestes, mit 6,7 Prozent in Erkenbrechtsweiler ihr schlechtestes Ergebnis geholt. Die SPD schneidet mit 17,3 Prozent in Plochingen am besten ab – und mit 10,6 Prozent in Altenriet am schlechtesten.
Die FDP hat in vielen Kommunen des Landkreises deutlich besser abgeschnitten als bundesweit, wo sie mit 4,3 Prozent an der Fünfprozenthürde scheiterte. In fast allen Städten und Gemeinden im Kreis Esslingen kommen die Freien Demokraten auf über fünf Prozent. Als Gewinn ist das jedoch nicht zu verzeichnen, denn im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl hat die FDP in allen Kommunen des Landkreises teils massiv an Stimmen verloren – am meisten in Altdorf mit 14,7 Prozentpunkten. In Kohlberg hat die FDP mit rund 8,1 Prozent ihren höchsten Stimmenanteil im Kreis. Für Bürgermeister Thomas Franz ist das keine große Überraschung: „In Kohlberg erhalten tendenziell die konservativen Parteien wie CDU und FDP mehr Stimmen als links orientierte Parteien wie SPD, Grüne und Linke“, sagt er.
Die Linke punktet vor allem in größeren Städten im Kreis Esslingen
Die Linke wiederum hat vor allem in den größeren Städten im Landkreis gepunktet. Ihre meisten Stimmen holte sie in Esslingen, wo sie auf einen Anteil von 9,2 Prozent kam, gefolgt von Plochingen (8,9 Prozent) und Nürtingen (7,2 Prozent). Schwächer ist sie in kleineren Orten wie Lichtenwald oder Erkenbrechtsweiler, wo sie lediglich auf 3,3 und 3,2 Prozent kam.
Das BSW spielte keine größere Rolle im Kreis Esslingen: Es rangierte zwischen 4,6 Prozent in Neckartenzlingen und 2,4 Prozent in Notzingen. Noch schwächer waren die Ergebnisse von Freien Wählern und Volt. Die Freien Wähler erzielten ihren höchsten Stimmenanteil mit knapp drei Prozent in Bissingen, Schlusslicht war Esslingen mit gerade einmal knapp einem Prozent. Volt wiederum kam nur in drei Kreiskommunen überhaupt über ein Prozent der Stimmen – mit 1,2 Prozent holte die Partei in Oberboihingen den größten Stimmenanteil im Kreis.
Ein Spitzenreiter der anderen Art ist die Gemeinde Altdorf. Hier war die Wahlbeteiligung mit rund 90,8 Prozent am höchsten im gesamten Landkreis Esslingen. Bürgermeister Joachim Kälberer freut sich darüber, wenngleich das für ihn fast schon Tradition hat: „Die Wahlbeteiligung war bei uns immer schon etwas höher als im Bundesdurchschnitt – aber Spitzenreiter im Kreis waren wir noch nie.“ Kälberer glaubt, dass verschiedene Faktoren dazu beigetragen haben, dass so viele Menschen in Altdorf zur Wahl gegangen sind, unter anderem die Aufforderungen seiner Kommune und der Medien. „Die Mobilisierung ist gelungen und das ist schön“, sagt Kälberer.
Wahlbeteiligung steigt deutlich an
Kreisweit
Das deutschlandweit große Interesse an der Bundestagswahl hat sich auch im Landkreis Esslingen niedergeschlagen. Im Vergleich zu 2021 stieg die Wahlbeteiligung von 79,9 auf 84,8 Prozent an. Der Wahlkreis Esslingen legte dabei um 5,1 Prozent zu, der Wahlkreis Nürtingen um 4,6 Prozent.
Ausreißer
Am niedrigsten ist die Wahlbeteiligung traditionell in den Städten, wobei auch dort ein klarer Anstieg zu verzeichnen war. Nürtingen (83,4), Wernau (83,2), Esslingen (82,3), Kirchheim (82,1) und Plochingen (81,7) lagen deutlich über 80 Prozent. Sogar die 90-Prozent-Marke übersprangen Altdorf (90,8) und Schlaitdorf (90,3).