Im Wahlkreis Pforzheim-Enz bewerben sich sechs Kandidaten für das Bundestagsmandat. Foto: imago/Christian Spicker

Der Tod von Stephanie Aeffner überschattet die Abstimmung am 23. Januar im Bereich Pforzheim-Enz. Der Wahlkreis könnte dennoch weiterhin mit drei Abgeordneten in Berlin vertreten sein.

Es ist gerade mal drei Wochen her, da erschütterte die Nachricht vom Tod der Grünen-Bundestagsabgeordneten Stephanie Aeffner die Menschen in ihrem Wahlkreis Pforzheim-Enz sowie ihre Kolleginnen und Kollegen in Parlament und Partei. Im Alter von 48 Jahren war Aeffner überraschend gestorben. Die frühere Landesbehindertenbeauftragte saß seit 2021 im Bundestag und wollte auch erneut als Direktkandidatin für die Grünen antreten.

 

Obwohl noch etwas Zeit geblieben wäre, eine Kandidatin oder einen Kandidaten als Ersatz zu benennen, hat sich der Grünen-Kreisverband dagegen entschieden. „Steffi Aeffner hat mit großer Leidenschaft für eine Welt gekämpft, die allen Menschen gleiche Chancen bietet“, hieß es dazu in einer Pressemitteilung. Diesen Kampf wolle man fortführen und um jede Zweitstimme werben.

Aeffner war eine von vier Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Pforzheim-Enz gewesen. Dieser könnte nach der Wahl am 23. Februar künftig mit drei Abgeordneten in Berlin vertreten sein. Insgesamt gibt es sechs Bewerber für das Direktmandat, dass sich 2021 der CDU-Mann Gunther Krichbaum sicherte. Neben der Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, und Krichbaum, der Vorsitzender des EU-Ausschusses im Bundestag ist, hat auch AfD-Kandidatin Diana Zimmer gute Chancen, im zweiten Anlauf den Einzug ins Parlament zu schaffen.

Gunther Krichbaum (CDU) Er hatte 2021 mit 28,5 Prozent für die CDU das Direktmandat im Wahlkreis Pforzheim-Enz geholt. Der Jurist, der dieses Jahr 60 wird, wurde in Korntal geboren und ist innerhalb der CDU Experte für Außenpolitik.

Bremsen könnte ihn möglicherweise das neue Wahlrecht. Dieses soll die Größe des Bundestags konstant bei 598 halten – 299 Direktkandidaten aus Wahlkreisen und maximal genauso viele Sitze aus Zweitstimmen. Hat eine Partei aber mehr Direktmandate erhalten, als es der Prozentzahl bei Zweitstimmen entspricht, so genannte Überhangmandate, wurde das bisher durch Ausgleichsmandate für die anderen Parteien ausgeglichen – was letztlich zum bisher größten Bundestag mit 736 Abgeordneten führte.

Nach dem neuen Wahlrecht sollen künftig nur noch so viele Direktkandidaten einer Partei ins Parlament einziehen, wie es deren Anteil an den Zweitstimmen entspricht. So werden die eigentlich siegreichen Direktkandidaten leer ausgehen, die prozentual die wenigsten Stimmen in ihrem Wahlkreis auf sich vereinen können.

Katja Mast (SPD) Wenig Probleme dürfte dagegen Katja Mast haben. Die Parlamentarische Geschäftsführerin und frühere Vize-Vorsitzende ist eines der bekannteren Gesichter der SPD-Bundestagsfraktion. Falls sie nicht das Direktmandat holt, sollte ihr Landeslistenplatz 5 auf jeden Fall reichen. Im Wahlkampf setzt die 54-Jährige auf Themen wie Mindestlohn, steuerliche Entlastungen für Arbeitnehmer sowie mehr Investitionen in die Wirtschaft und die Infrastruktur.

Diana Zimmer (AfD) Bei der Wahl 2021 war Zimmer auf 14,1 Prozent der Erststimmen gekommen, das drittbeste Ergebnis im Wahlkreis. Die Kreisvorsitzende der AfD hat sich diesmal aber einen weitaus besseren Platz auf der Landesliste sichern können. Bei der Abstimmung über Listenplatz 8 setzte sie sich gegen die bisherige Abgeordnete Christina Baum durch. Die 26-Jährige gehört zu den jungen, frischen Gesichtern, mit denen die Rechtsaußen-Partei beim jüngeren Wahlvolk punkten will. Die Tochter von Spätaussiedlern, die in Pforzheim geboren wurde, setzt auf AfD-Stammthemen wie Migration, Rückkehr zur Kernkraft und eine Fokussierung der Politik auf die eigenen Bürger.

Rainer Semet (FDP) Für den bislang vierten Pforzheimer Abgeordneten stehen die Chancen auf Wiedereinzug eher schlecht. Laut Forsa-Prognose scheitert die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde. Da würde Semet auch Landeslistenplatz 15 nichts nützen. Zu den Schwerpunkten des Ingenieurs gehören Bauen und Wohnen sowie eine neue Afrikapolitik.

Helmut Kuntschner (Die Linke)

Für die Linke bewirbt sich der Software-Ingenieur Helmut Kuntschner. Der 58-Jährige ist zudem Gitarrist der Band „Die Lennons“. Er setzt sich für gerechtere Steuern, gegen hohe Mieten und für Frieden und Klimaschutz sowie gegen Rassismus ein.

Markus Schulz-Ritz (Volt)

Der 26-Jährige stammt aus dem Enzkreis, studiert aber derzeit in Karlsruhe. Er trat für die Europapartei Volt bereits bei der Europawahl in Karlsruhe an und engagiert sich für Chancengleichheit und besonders für queere Rechte.

Der Wahlkreis Pforzheim-Enz

Wahl
Nachdem der Bundespräsident vorgezogene Neuwahlen ausgerufen hat, dürfen am 23. Februar rund 60 Millionen Bürger ihre Stimme abgeben.

Wahlkreis
Der Wahlkreis 279 besteht aus der kreisfreien Stadt Pforzheim und dem Enzkreis. 2021 waren hier 217 126 Einwohner ab 18 Jahren stimmberechtigt. Stadtverwaltung und Landratsamt wechseln sich bei der Organisation der Wahl ab, in diesem Jahr ist Pforzheim zuständig. Laut Verwaltung wird in dieser Woche mit dem Versand der Briefwahlunterlagen begonnen.