Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Färber freut sich, dass er die Wahl im Kreis Göppingen gewonnen hat. Foto: Giacinto Carlucci

Hermann Färber (CDU) macht bei der Bundestagswahl im Landkreis Göppingen Boden gut und holt das Direktmandat. Auch Hans-Jürgen Goßner von der AfD löst das Ticket nach Berlin. Die FDP verzeichnet herbe Verluste, die Linke jubelt.

Die CDU bleibt stärkste Kraft im Kreis Göppingen, gefolgt von der AfD, die das stärkste Ergebnis ihrer Parteigeschichte einfährt. Die FDP stürzt – wie bundesweit – massiv ab, die SPD als bisher zweitstärkste Kraft bleibt weit hinter ihren Erwartungen und muss sich mit Platz drei begnügen. Auch die Grünen lassen Federn. Während die Linkspartei beim Wahlausgang im September 2021 kaum eine Rolle spielte, machte sie bei der Wahl am Sonntag einen ordentlichen Satz nach oben. So lässt sich das Kreisergebnis bei einer insgesamt guten Wahlbeteiligung zusammenfassen.

 

Die Christdemokraten, die bei der Bundestagswahl vor dreieinhalb Jahren zum Teil herbe Verluste sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen hinnehmen mussten, haben am Sonntag Boden gut gemacht. Der Göppinger CDU-Kandidat und Bundestagsabgeordnete Hermann Färber, der wieder das Direktmandat geholt hat, freut sich am Abend: „Die CDU hat die Bundestagswahl gewonnen, der neue Bundeskanzler wird Friedrich Merz heißen.“ Jetzt gelte es, eine Koalition mit möglichst wenig Partnern hinzubekommen, am liebsten wäre dem Abgeordneten natürlich eine Koalition nur mit der bayerischen Schwesterpartei CSU, sagte Färber, der seit 2013 für den Wahlkreis im Bundestag sitzt. Realistisch sei jedoch Schwarz-Rot, aber noch sei alles sehr knapp, sagte Färber am frühen Sonntagabend. In seinem Heimatort Böhmenkirch holte der 61-jährige Landwirt 52,6 Prozent der Stimmen.

Grünen im Kreis bleiben hinter Erwartungen zurück

Gewinner der Wahl ist die AfD, die ihr Ergebnis im Vergleich zu 2021 etwa verdoppelt hat. Kandidat Hans-Jürgen Goßner ist zufrieden, erstaunt ist er nicht, er hatte das Ergebnis so erwartet und wusste sich mit Platz sechs auf der Landesliste auch auf der sicheren Seite: „Wir haben das Wahlergebnis verdoppelt, was soll ich da jammern? Wenn ich die ersten Ergebnisse aus dem Wahlkreis anschaue, sind wir hier sogar nochmals besser.“ Er wird sein Landtagsmandat niederlegen und über die Landesliste in den Bundestag wechseln. ​

Auffällig: Im Göppinger Bodenfeld sowie in den Stadtbezirken Faurndau, Jebenhausen und Hohenstaufen schneidet die AfD bei der Zweitstimme besonders stark ab und lässt die CDU hinter sich. In Holzheim und Bartenbach sind beide Parteien etwa gleichauf. Einen Heimvorteil hatte Goßner im Übrigen nicht: In seinem Wohnort Albershausen kam der 54-Jährige auf 23,4 Prozent und musste seinem CDU-Kontrahenten Färber mit 38,9 Prozent der Erststimmen klar den Vortritt lassen. ​

Die SPD geht aus der Bundestagswahl deutlich geschwächt hervor. „Für und als Sozialdemokraten ist das Ergebnis natürlich ernüchternd“, sagte Franziska Blessing. Wenn es auf Bundesebene für ein Zweierbündnis zwischen SPD und CDU reichen würde, sei sie gar nicht begeistert, es könne aber sein, dass die SPD aus staatspolitischer Verantwortung diese Option eingehen müsse. Mit ihrem eigenen Ergebnis bei den Erststimmen lag Franziska Blessing etwa zwei bis drei Prozent über dem SPD-Wert bei den Zweitstimmen im Wahlkreis. „Das ist durchaus in Ordnung“, meinte die 35-Jährige.​

Die Grünen im Kreis bleiben – wie bundesweit – hinter ihren Erwartungen zurück. Moritz Franz-Gerstein hatte eine schwarz-grüne Koalition angestrebt. Das wird nicht reichen, stellt der Bundestagskandidat der Grünen im Wahlkreis Göppingen schon nach der ersten Hochrechnung fest. Franz-Gerstein und andere Grüne, wie die Süßener Stadträtin Lilith Kuhn aus Süßen, verweisen darauf, dass innerhalb der ungeliebten Ampelkoalition die Grünen am wenigsten verloren haben unter den bisherigen Ampelparteien. „Die Wählerinnen und Wähler haben uns am wenigsten abgestraft“, sagte Franz-Gerstein.

Großes Wundenlecken bei der FDD, die massiv abstürze: „Das war ein sehr niederschmetternder Abend. Ich kann es nicht anders sagen“, sagte Kandidatin Anna Ortwein. Es sei sehr ernüchternd, wenn sie daran denke, „wohin das Land geht“, findet die FDP-Kandidatin. Das Land brauche eine liberale Partei. Dafür will sie kämpfen, auch im Kreis Göppingen. Aus ihrer Sicht hat liberales Gedankengut eine Zukunft. ​

Sabine Schapke, die Kandidatin der Linken, sprach von einem „sensationellen Erfolg“: „Wir sind wirklich die Gewinner der Wahl und haben allen Grund zu feiern.“ Schapke hat 4,8 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis Göppingen erhalten – so gut habe die Linke hier noch nie abgeschnitten, sagte sie, „das freut mich total“. Den Erfolg ihrer Partei führt die Co-Vorsitzende des Kreisverbands Göppingen der Linken darauf zurück, dass man im Wahlkampf die Themen aufgegriffen habe, die den Menschen wirklich auf der Seele gebrannt hätten.