Die Bundestagswahl am 23. Februar rückt näher. Die Kandidaten für die Wahlkreise Stuttgart I und Stuttgart II stehen weitgehend fest. Dabei gibt es auch viele neue Gesichter. Eine Übersicht.
Nicht mehr lange, dann ist Bundestagswahl – am 23. Februar wählt Deutschland sein 21. Bundesparlament. Die Kandidaten bringen sich dafür schon in Stellung. Doch wer sind die Menschen, die die Deutschen im wichtigsten Gremium der Bundesrepublik vertreten wollen?
In Stuttgart gibt es zwei Wahlkreise, in denen Kandidaten Direktmandate gewinnen können: Stuttgart I und Stuttgart II, für jeden schicken alle größeren Parteien einen Direktkandidaten ins Rennen, der mit den meisten Stimmen im Wahlkreis sofort in Bundestag einzieht, also nicht auf eine gute Listenplatzierung seiner Partei angewiesen ist.
Dabei ist das Feld der Kandidierenden im Vergleich zur letzten Wahl ziemlich verändert, vor allem was Polit-Prominenz betrifft. Besonders der Wahlkreis Stuttgart I scheint auf den Kopf gestellt: Stefan Kaufmann (CDU) hatte das Direktmandat über mehrere Legislaturperioden quasi gepachtet, bis Cem Özdemir es ihm bei der Bundestagswahl 2021 abluchsen konnte. Kaufmanns Platzierung auf der Landesliste war zu niedrig, um erneut in den Bundestag einzuziehen, erst nach dem Tod Wolfgang Schäubles rückte Kaufmann im Januar 2024 für das CDU-Urgestein nach. 2025 wird Kaufmann nicht erneut kandidieren.
Platzhirsche treten nicht erneut an
Auch der Grünen-Bundesminister Cem Özdemir strebt keine weiteren Jahre im Bundestag an, will er doch Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden. Durch die Abwesenheit der Platzhirsche sind die Karten im Wahlkreis Stuttgart I also neu gemischt. Außerdem scheiden der Linke-Bundestagsabgeordnete und langjährige Parteivorsitzende Bernd Riexinger, der nicht erneut antritt, und der inzwischen fraktionslose Politiker Dirk Spaniel, der sich mit der AfD überworfen hatte, nach der Wahl aus dem Bundestag aus. Auch sie waren bei der vergangenen Wahl als Direktkandidaten für die Stuttgarter Wahlkreise angetreten.
Im Wahlkreis Stuttgart II hat die CDU-Politikerin Karin Maag nach drei Legislaturperioden im Bundestag den Staffelstab bereits bei der vergangenen Bundestagswahl an den mit 32 Jahren vergleichsweise jungen Parteikollegen Maximilian Mörseburg weitergegeben. Der Unionspolitiker holte das Direktmandat zwar mit nicht ganz so klarer Mehrheit wie seine Vorgängerin, allerdings hat die CDU im Wahlkreis auch seit Jahren mit Stimmverlusten zu kämpfen. Mörseburg geht im Februar erneut als Kandidat für den Wahlkreis Stuttgart II ins Rennen – als einziger aktuell gewählter Abgeordneter aus Stuttgart, der sein Direktmandat verteidigen könnte.
Die Stuttgarter Stadträtin Lucia Schanbacher (SPD) rückte erst nach dem Ampel-Aus in den Bundestag nach. Bei der Bundestagswahl 2021 verpasste sie den Einzug, wurde aber im Wahlkreis Stuttgart I dritte hinter Özdemir und Kaufmann, die beide nicht mehr kandidieren.
Im Wahlkreis Stuttgart II viel Bundestagserfahrung
Eine ihrer schärfsten Konkurrentinnen könnte die FDP-Abgeordnete Judith Skudelny sein, die 2021 ganz knapp hinter der Sozialdemokratin Schanbacher landete, aber dennoch mit Beginn der Legislaturperiode über die Liste in den Bundestag einzog.
Im Wahlkreis Stuttgart II will mit Anna Christmann eine weitere Politikerin ums Direktmandat kämpfen, die über die Landesliste der Grünen in den Bundestag gewählt wurde – zum zweiten Mal in Folge.
Aber auch die Kandidaten ohne Bundestagserfahrung könnten bei der anstehenden Wahl Ausrufezeichen setzen und überraschen. Die Linke ist zwar in Umfragen im Keller, ihr polarisierender Bundestagskandidat Luigi Pantisano im Wahlkreis Stuttgart I aber kein Unbekannter. Dass er grundsätzlich Wahlkampf kann, zeigte der Stuttgarter Stadtrat, als er bei der OB-Wahl in Konstanz 2020 beinahe den CDU-Platzhirsch Uli Burchardt geschlagen hätte und in die Stichwahl zwang. Pantisano, den vor allem die Konstanzer Grünen damals unterstützt hatten, wäre Baden-Württembergs erster Linke-OB gewesen.
Stuttgarter Stadträte wollen in die Bundespolitik
Der SPD-Mann Dietmar Bulat tritt das erste Mal mit Unterstützung der Sozialdemokraten als Bundestagskandidat für den Wahlkreis Stuttgart II an. Die SPD bewirbt ihn als Mann, der eine typische Aufstiegsbiografie mitbringe: Einer, der sich nach der Ausbildung über ein Abendstudium „hochgeschafft“ hat. Zum Stuttgarter Bewerberfeldfeld zählen außerdem die Stuttgarter Stadträtin Simone Fischer (Grüne) und der Stadtrat Steffen Degler (AfD) sowie zahlreiche andere Kandidaten, auch kleinerer Parteien, die sich parteiintern vor ihren Findungskommissionen aus unterschiedlichen Gründen behaupten konnten und nun um die Tickets nach Berlin kämpfen.
Es zeichnen sich also einige spannende Duelle ab, die Rennen um die Direktmandate in den Stuttgarter Wahlkreisen scheinen so offen wie selten. Es wird darauf ankommen, wie die Amtsbewerber in den nächsten Wochen von sich überzeugen zu wissen werden.
Eine Übersicht der Kandidaten der größeren Parteien finden Sie in unserer Bildergalerie. In dieser Aufstellung sind die Kandidaten der im aktuellen Bundestag vertretenen Parteien aufgeführt. Die Stuttgarter Kandidaten des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) hätten aufgrund der hohen Umfragewerte der Partei ebenfalls vorgestellt werden können, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes stand aber noch nicht fest, ob überhaupt welche aufgestellt werden; die junge Partei hat auch noch gar keinen Kreisverband für Stuttgart gegründet. Eine Landesliste gibt es aber bereits, die Erstplatzierte für Baden-Württemberg ist die Landesvorsitzende Jessica Tatti.