Cem Özdemir wird wohl das Direktmandat im Wahlkreis Stuttgart 1 holen. Foto: imago /Arnulf Hettrich

Kann die laut Umfrageergebnissen schwächelnde CDU die beiden Direktmandate in Stuttgart verteidigen? Das war in der Landeshauptstadt die spannende Frage. Im Wahlkreis I zeichnet sich ein Sieg der Grünen ab.

Stuttgart - Endet die Bundestagswahl in der Landeshauptstadt Stuttgart doch mit einer Überraschung? Nach dem allersten Stand der Auszählung deutete sich am Sonntagabend an, dass der Christdemokrat Stefan Kaufmann im Bundestagswahlkreis 258 (Stuttgart I) mit der Innenstadt nur auf Platz 2 liegen könnte – und erstmals in Stuttgart ein Direktmandat an einen Grünen gehen könnte.

Um kurz vor 19 Uhr nämlich lag Cem Özdemir vorn, der in der Vergangenheit mehrfach versucht hatte, Kaufmann das Direktmandat abzujagen. Dreimal war er immer mehr oder weniger knapp gescheitert, aber mit einem Zweitmandat ins Parlament gekommen. An diesem Wahltag aber, beim vierten Versuch, setzte er sich bei den Zwischenergebnissen an die Spitze: beim allersten Zwischenresultat mit 39 Prozent vor Kaufmann, der langjährigen Abgeordneten und CDU-Kreisvorsitzenden, mit 22,9 Prozent. Nachher sank sein Stimmenanteil auf 37,5 Prozent, der von Kaufmann stieg leicht an. Doch hier sprach man erst von etwa 1000 ausgezählten Stimmzetteln. Der Wahlkreis hatte knapp 192 000 Wahlberechtigte. Gegen 20.30 Uhr und mehr als 61 000 ausgezählten Stimmen liegt Cem Özdemir bei 38,6 Prozent der Stimmen, Stefan Kaufmann bei 22,9 Prozent

Gutes Signal für CDU-Newcomer

Im Wahlkreis 259 (Stuttgart II) mit den nördlichen und östlichen Stadtbezirken schien es auf einen prompten Erfolg des 29-jährigen Newcomers Maximilian Mörseburg von der CDU hinauszulaufen, der erstmals antrat, nachdem die langjährige Abgeordnete Karin Maag die Politik verlassen hatte. Kurz vor 19 Uhr zeichnete sich für den Juristen Mörseburg sogar ein Ergebnis von gut 31 Prozent ab. Als schärfste Rivalin folgte hinter ihm die Grüne Anna Christmann mit 23,9 Prozent, dann Dejan Perc von der SPD mit 18,1 Prozent. Im Lauf der nächsten Dreiviertelstunde näherten sich die Ergebnisse von Mörseburg, Christmann und Perc etwas an, doch der CDU-Kandidat schien sicher zu führen. Gegen 20.30 Uhr liegen die drei Kandidaten aber ziemlich eng beinander: Maximilian Mörseburg (26,4 Prozent), Anna Christmann (23,3 Prozent), Dejan Perc (20,7 Prozent).

Sowohl für Kaufmann, wie auch für Özdemir und Christmann hatte es eine beruhigende Weichenstellung gegeben: Sie waren auf der Landesliste ihrer Partei jeweils recht gut abgesichert gewesen, sodass sie für die Rückkehr in den Bundestag nicht auf das Direktmandat angewiesen sein dürften.

Die Wahlbeteiligung in Stuttgart schien nach den Erkenntnissen kurz vor Schließung der Wahllokale um 18 Uhr etwas niedriger auszufallen als bei der vorigen Bundestagswahl im Jahr 2017.