Die Bundestagswahl hat in Baden-Württemberg nach einem ruhigen Start Fahrt aufgenommen. In den meisten größeren Städten des Landes lag die Wahlbeteiligung am frühen Nachmittag höher als zur gleichen Zeit 2009. Foto: dpa

Bei der Bundestagswahl zeichnet sich in Baden-Württemberg eine höhere Wahlbeteiligung ab als vor vier Jahren. Bis zum Nachmittag kamen viele Bürger in die Wahllokale. Rekordwerte erreicht die Briefwahl.

Stuttgart - Die Bundestagswahl hat in Baden-Württemberg nach einem ruhigen Start Fahrt aufgenommen. In den meisten größeren Städten des Landes lag die Wahlbeteiligung am frühen Nachmittag höher als zur gleichen Zeit 2009. Landesweit können rund 7,6 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimmzettel für die Bundestagswahl abgeben. Die Briefwahl ist stark im Kommen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wählte in Laiz bei Sigmaringen im Rathaus.

Landeswahlleiterin Christiane Friedrich teilte mit, dass die repräsentativ erhobene Wahlbeteiligung in den Wahllokalen um 14 Uhr 37,1 Prozent betrug. Im Jahre 2009 wurde zum selben Zeitpunkt eine Wahlbeteiligung von 36,6 Prozent ermittelt. In dieses Ergebnis sind die Wahlberechtigten, die Briefwahl beantragt haben, einbezogen.

In Stuttgart hatten bis 14 Uhr nach Angaben des städtischen Wahlamtes 33,5 Prozent der rund 375.000 Stimmberechtigten gewählt. Bei der Wahl vor vier Jahren waren es zu dieser Zeit 32,9 Prozent. „Es zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab als 2009“, sagte Sprecher Sven Matis.

„Einen absoluten Rekord mit 23,9 Prozent haben wir dieses Jahr bei den Briefwählern. Das entspricht ungefähr 93.000 Wählern.“ 2009 seien es noch 19,5 Prozent gewesen, die ihre Stimme vorab abgaben. „Alles zusammen gerechnet, liegt die Wahlbeteiligung höher als vor vier Jahren“, ergänzte Matis.

In Freiburg gingen bis 13.30 Uhr nach Angaben eines Rathaussprechers 41,1 Prozent der Stimmberechtigten an die Wahlurnen, das sind 1,3 Prozent mehr als 2009. Gemeinsam mit den Briefwählern lag die Wahlbeteiligung insgesamt bei 54,0 Prozent. 2009 waren es 3,0 Prozentpunkte weniger.

Auch in Ulm stieg die Beteiligung. Bis 14 Uhr gaben insgesamt 56,8 Prozent (2009: 53,7) der rund 82 000 Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Mit 23,3 Prozent lag die reine Briefwahlbeteiligung höher als 2009 mit 19,3 Prozent.

In Mannheim beteiligten sich bis 14 Uhr 51,1 Prozent (2009: 52,5) der Stimmberechtigten an der Wahl. 25,7 gaben ihr Votum per Briefwahl ab (2009: 23,9). In Karlsruhe stieg die Wahlbeteiligung bis 14.00 Uhr von 42,4 Prozent im Jahr 2009 auf 49,8 Prozent. In Pforzheim gingen bis 14.00 Uhr 32,9 Prozent der Stimmberechtigten zur Wahl (2009: 33,0 Prozent).

Für Verwirrung sorgte Cem Özdemir

Die Wahllokale sind bis 18 Uhr geöffnet. Es geht um die Frage, ob ein Regierungswechsel im Bund möglich ist, oder ob Kanzlerin Angela Merkel (CDU) weiterregieren kann. Im Südwesten gilt die Bundestagswahl auch als erster Stimmungstest für die grün-rote Landesregierung, die seit 2011 im Amt ist.

Die SPD hatte bei der Bundestagswahl 2009 mit 19,3 Prozent der Zweitstimmen ein historisches Tief erreicht. Die Grünen kamen vor vier Jahren auf 13,9 Prozent der Zweitstimmen. Bei der Landtagswahl im Jahr 2011 schossen sie aber auf 24,2 Prozent hoch, so dass eine Regierung mit der SPD möglich wurde. Die Frage ist, ob die Grünen auch bei der Bundestagswahl von der Beliebtheit ihres Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann profitieren, oder ob die umstrittenen Steuerpläne der Bundespartei das Landesergebnis mit nach unten reißen.

Für Verwirrung sorgte der Chef der Bundes-Grünen, Cem Özdemir. Statt wie geplant in Stuttgart verbringt er den Wahlabend in Berlin, sagte sein Sprecher am Sonntag. Özdemir kämpft in Stuttgart um das Direktmandat.

Für die CDU geht es darum, mindestens das Resultat von 2009 zu verbessern. Damals hatte die Südwest-CDU mit 34,4 Prozent ihr bis dahin schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl eingefahren. Jedoch ergatterte sie 37 von 38 Direktmandaten und lag bei den Zweitstimmen immer noch über dem Bundesergebnis der CDU. Die FDP hatte 2009 in ihrem Stammland Baden-Württemberg mit 18,8 Prozent der Stimmen ihr bis dahin bestes Bundestagswahlergebnis eingefahren.

In Baden-Württemberg bewerben sich 540 Männer und Frauen um Bundestagsmandate. 20 Parteien im Land sind mit Landeslisten zur Bundestagswahl zugelassen. Das vorläufige amtliche Endergebnis soll noch am Sonntagabend vorliegen.