Der CDU-Kandidat für den Wahlkreis Waiblingen, Joachim Pfeiffer, wählt für das Treffen einen Aussichtspunkt in seinen Heimatort Urbach – warum, verrät er in unserem Video.

Urbach - Die Fahrt mit dem Wahlkampfmobil, ein flotter Kleinbus mit Stern, auf dem lebensgroß Pfeiffers Konterfei klebt, führt quer durch die Gemeinde: „Da ist die Kirche, in der ich getauft wurde...da bin ich konfirmiert worden...da ist die Grundschule...Hier bin ich aufgewachsen, ziemlich genau zwischen Unter- und Oberurbach – das Haus gibt es leider nicht mehr.“ Auch wenn Joachim Pfeiffer seit rund 15 Jahren im Nachbarort Plüderhausen lebt, sein Herz gehört offenkundig nach wie vor Urbach – der bis zur Klimaverschiebung und Reblauskatastrophe führenden Weinbauregion im Remstal, wie der Spross zweier Wengerterfamilien betont.

Hier nennt er auf drei Parzellen verteilt etwa einen halben Hektar sein eigen – Streuobst statt Wein, aber „biozertifiziert und selbstbewirtschaftet“ – sowie ein unbebautes Baugrundstück in bester Aussichtslage. „Wenn man hier auf das Remstal blickt, geht einem das Herz auf“, sagt Joachim Pfeiffer. Es sei wichtig zu wissen, wo man herkomme. Auch – oder gerade – wenn man viel in der Welt unterwegs sei.

Großer Fan von Ronald Reagan

Seine politische Heimat hat Pfeiffer, damals noch Schüler, schon Anfang der 1980er-Jahre bei der Jungen Union gefunden – weil diese, wie auch er, für den Nato-Doppel-Beschluss gewesen sei. Auch wegen seiner Haltung in Sachen Abschreckungspolitik sei er in dieser Zeit ein großer Anhänger des damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan geworden, sagt der heute 50-jährige Pfeiffer. Seinen eigenen Politikstil nennt der Bundestagsabgeordnete, der auch Vorsitzender seiner Partei im Kreis und im Regionalverband ist, „faktenorientiert“. In der Politik, sagt er, sollten Argumente nicht durch Emotionen ersetzt werden. Und man dürfe, auch wenn es einem gut gehe, nicht den Fehler machen, Frieden, Freiheit und Wohlstand als selbstverständlich anzusehen, sondern müsse sich darum bemühen.

Als wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der Union dürfe er sich im Bundestag genau mit den Themen beschäftigen, die ihn umtrieben und in denen er sich auskenne, sagt Pfeiffer. Den Begriff „Energiewende“ verwendet er nicht, sagt lieber „Umbau der Energieversorgung“, dem aber nicht alles bedenkenlos untergeordnet werden dürfe. Windkraft im Rems-Murr-Kreis etwa dürfe nicht den Charakter der Landschaft verändern – wie sie es seiner Ansicht nach etwa auf der Buocher Höhe tun würde. Überhaupt sei das Thema Energieversorgung und Klima eines, das einer europäischen Lösung bedürfe, ebenso wie die Bereiche Freihandel und Sicherheit.

Nicht auf Elektromobilität festlegen

Die Politik müsse durchaus Ziele vorgeben, doch wie die Unternehmen den Weg dorthin gestalten, müsse offen gehalten werden, meint Pfeiffer. So sehe er beispielsweise das Ende des Verbrennungsmotors noch längst nicht gekommen, weil auch dort noch einiges Potenzial in Sachen Energieeffizienz stecke. Heute ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen, halte er für falsch, sagt Pfeiffer: „Wir müssen da technologieoffen sein. Ich kann mir nicht anmaßen zu sagen, dass dies der einzig gangbare Weg ist.“

Auch der Individualverkehr wird seiner Einschätzung nach weiterhin nötig sein und Raum und Ausbau beanspruchen. „Wir brauchen eine bessere Verbindung von Backnang zur Autobahn nach Mundelsheim, nach Ludwigsburg sowie eine Filderauffahrt.“ Bisher sei ein Nord-Ost-Ring stets an den Finanzen gescheitert, mittlerweile seien alle baureifen Maßnahmen in Baden-Württemberg in Arbeit, und es hapere an einem fertigen Plan.

Die kategorische Fellbacher Blockadehaltung über die Parteigrenzen hinweg sei deshalb nicht nachzuvollziehen, sagt Pfeiffer: „Dort sollte man nicht nur sagen, was man nicht will, sondern konstruktiv mit an einer Lösung arbeiten.“ Die Verkehrsverbindungen seien das A und O für die Ansiedlung zukunftsträchtiger Unternehmen. „Wir sollten dringend darüber nachdenken, wie wir eine Wirtschaftsstruktur ermöglichen, die auch unseren Kindern die Chancen bietet, die wir heute haben.“

Frost schafft Luft für Wahlkampf

Seinen eigenen Jungs hält er im Kleinen auf den Streuobstwiesen vor Augen, dass sich Arbeit lohnt, aber Geld nicht automatisch aufs Konto fließt. Die Buben halfen bei der Apfelernte mit und durften den Lohn dafür behalten. 1,4 Tonnen Obst haben die Pfeiffers im biozertifizierten Hobbynebenerwerb im vergangenen Jahr eingefahren. Dieses Jahr indes hat der späte Frost die Ernteerwartungen deutlich gesenkt. Joachim Pfeiffer räumt ein, „nicht ganz unfroh“ darüber zu sein, dass zum Bundestagswahlkampf nun nicht auch noch die Äpfel dazu kommen.

Über Joachim Pfeiffer

Persönlich
Geboren ist Joachim Pfeiffer 1967 in Mutlangen, aufgewachsen in Urbach. Heute wohnt er in Plüderhausen. Der 50-Jährige hat drei Söhne, sie sind 17, 15 und 10 Jahre alt.

Beruflich
Der Hauptmann der Reserve und promovierte Wirtschaftswissenschaftler hat jeweils fünf Jahre bei der Energieversorgung Schwaben (EVS) und der Stadt Stuttgart gearbeitet. Bei der EVS war er unter anderem mit Public Private Partnership Projekten bei der Wasserver- und Abwasserentsorgung betraut, in der Stadtverwaltung Stuttgart war er der Arbeits- und Wirtschaftsförderer.

Politisch
Mit 15 Jahren trat Pfeiffer in die Junge Union ein, zehn Jahre später wurde er in den Urbacher Gemeinderat gewählt. Seit 1996 ist er Vorsitzender der Christdemokraten im Verband Region Stuttgart, seit 2000 Kreisvorsitzender seiner Partei. 2002 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt. Dort ist er seit 2009 wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und seit 2014 deren wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren erreichte er 51,5 Prozent der Erststimmen.

Fünf Fragen, fünf Tweets

1) In fünf Jahren kommt der Strom aus meiner Steckdose aus . . . ? . . . einem europäischen Strommix, der sicher, sauber und bezahlbar ist.

2) . . . ist die Rente sicher, weil . . .? . . . ein Mix aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Vorsorge eine nachhaltige und gute Altersvorsorge ist.

3) . . . ist das Feinstaubproblem in Stuttgart . . .? . . . durch schwäbische Tüftler und Denker technisch und nicht durch Verbote gelöst und die Region Stuttgart ist Vorreiter bei innovativen Technologien zu Schadstoffreduktion und exportiert diese in alle Welt.

4) . . . sind Flüchtlinge im Rems-Murr-Kreis . . .? . . . entweder auf dem Weg zurück in ihre alte Heimat, weil sich die Lage in den Herkunftsländern auch dank der internationalen und deutschen Unterstützung stabilisiert hat oder die, die hier bleiben, haben die Integration gemeistert und sind deutschsprechend in den Arbeitsmarkt integriert.

5) Schon heute würde ich an Donald Trump twittern? „Free Trade first”, not „America first“

Die Bundestagskandidaten wurden aufgefordert, die Fragen im Stil der Internet-Kurznachrichten-Plattform Twitter zu beantworten. Dort sind für eine Nachricht maximal 140 Zeichen erlaubt