Der Filderstädter Matthias Gastel tritt erneut zur Bundestagswahl im Wahlkreis Nürtingen (Kreis Esslingen) an. Er fordert von deutschen Unternehmen ein Umdenken mit Blick auf grüne Technologien. Das Herzensthema des Grünen-Abgeordneten ist aber ein anderes.
Seit mehr als elf Jahren vertritt Matthias Gastel den Wahlkreis Nürtingen im Bundestag, seit 2021 als Teil einer Regierungsfraktion. Der bahnpolitische Sprecher der Grünen im Parlament will sich weiterhin für eine Verbesserung des Schienenangebots im Kreis Esslingen einsetzen.
Für welches Herzensthema im Landkreis würden Sie sich mit einem weiteren Bundestagsmandat einsetzen?
Also wenn ich jetzt nur eins nennen darf, dann ist es die Bahnstrecke Stuttgart – Tübingen, mit den Stationen Oberboihingen, Nürtingen und Bempflingen in meinem Wahlkreis. Hier muss dringend saniert und ausgebaut werden. Wir brauchen mehr Pünktlichkeit, mehr Zuverlässigkeit, bessere Angebote.
Was wäre Ihr erstes Ziel im Landkreis für einen Besuch als Bundestagsmitglied?
Da müsste ich in den Kalender gucken. Wahrscheinlich stehen darin schon jede Menge Termine. Ich habe in dieser Legislatur schon weit über 100 Unternehmen besucht. Und Unternehmensbesuche werden natürlich auch in Zukunft ganz weit vorne stehen, einfach um zu hören, wo der Schuh drückt. Da nehme ich Impulse mit für meine Arbeit in Berlin. Ebenso gerne gehe ich in soziale Einrichtungen und besuche Schulen, um über die Arbeit des Bundestags zu berichten.
In welchen Bundestagsausschüssen sehen Sie sich?
Auf jeden Fall weiterhin im Bereich Verkehr. Und ich kann mir auch noch vorstellen, zusätzlich weiterhin den Tourismus-Ausschuss zu machen. Wenn ich dann dort erneut die Mobilitätsthemen bearbeiten kann.
Kann die lokale Wirtschaft vom Klimaschutz profitieren, und was würden Sie als Bundestagsmitglied dazu beitragen?
Viele Unternehmen können vom Klimaschutz profitieren. Jedenfalls dann, wenn wir technologisch führend sind. Vor ein paar Tagen ist im Handelsblatt über eine Studie berichtet worden, der zufolge chinesische Spitzenmanager sagen: Grüne Technologie ist für uns ein Riesen-Markt. In Deutschland hingegen wird Klimaschutztechnologie zu oft unter Kostenaspekten gesehen. Das ist schon ein bisschen schräg, weil, wenn man etwas exportieren möchte, dann muss man natürlich auch selber an die eigene Technik glauben. Sonst machen andere das Geschäft. Und ich will, dass die Geschäfte hier bei uns gemacht werden.
Das gilt für die Elektromobilität genauso. Wir entwickeln, wir bauen, aber wir kaufen Elektroautos hier nicht. Und dann wundern wir uns, dass andere es auch nicht tun. Ist doch logisch, dass Chinesen ihre eigenen Autos bauen und verkaufen, weil sie nicht mehr die deutschen Autos wollen, die wir selbst auf dem heimischen Markt kaum verkauft bekommen. Wir müssen raus aus der Trägheit, schneller und wieder überzeugender werden.
Soziale Hilfsleistungen wie das Bürgergeld stehen derzeit sehr in der Diskussion – plädieren Sie für eine Kürzung oder den Ausbau?
Ich plädiere nicht für eine Kürzung. Ich plädiere dafür, dass Bedürftige davon vernünftig leben können. Ich finde aber schon, dass man als Staat, wenn man eine solche Leistung gewährt, erwarten kann, dass diejenigen, die sie bekommen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten daran mitwirken, die Abhängigkeit von Transferleistungen zu verringern oder abzubauen. Ich weiß aber auch, dass viele nicht mehr arbeiten können und deswegen mit Bürgergeld aufstocken müssen, weil sie beispielsweise alleinerziehend sind und ihnen eine ausreichende Kinderbetreuung fehlt.
Politiker im Interview
Zur Person
Matthias Gastel ist 1970 in Stuttgart geboren und wohnt in Filderstadt. Er ist Altenpflegehelfer, Diplom-Kaufmann, Diplom-Sozialpädagoge und zertifizierter Wirtschaftsmediator. Der 54-Jährige arbeitete unter anderem in der Jugendhilfe und hatte später eine eigene Zeitarbeits- und Personalvermittlungsfirma für Fachkräfte im sozialen Bereich. Erstmals für den Bundestag kandidierte Gastel 1994, kam aber nicht zum Zug. 2013 zog er erstmals über die Landesliste der Grünen ins Parlament ein. Für die kommende Wahl steht er erneut auf Platz 10. Gastel bezeichnet sich selbst als passionierten Bahnfahrer. Er ist bahnpolitischer Sprecher seiner Fraktion und macht immer wieder auf Missstände aufmerksam.
Bundestagswahl
Unsere Zeitung stellt die Direktkandidatinnen und -kandidaten der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien vor, die am 23. Februar für die Wahlkreise Esslingen und Nürtingen antreten. Alle erhalten die gleichen Fragen.