Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris freuen sich über die Wiederwahl. Foto: AFP/Joe Klamar

Der österreichische Bundespräsident setzt sich bei der Wahl klar mit 56,2 Prozent gegen sechs Konkurrenten durch.

In Österreich ist der alte auch der neue Bundespräsident: Bei der Wahl am Sonntag setzte sich Alexander Van der Bellen mit 56,2 Prozent klar gegen seine sechs Konkurrenten durch. Laut der stabilen Hochrechnung des Österreichischen Rundfunks ORF vom Abend erreichte Walter Rosenkranz, Kandidat der rechtspopulistischen FPÖ, als Zweitplatzierter 17,9 Prozent. Von den weiteren fünf Bewerbern kam keiner über zehn Prozent.

Van der Bellen war lange Jahre ein führender Grünen-Politiker, seit seiner letzten Wahl vor sechs Jahren lässt er seine Parteimitgliedschaft ruhen. Die beiden großen Volksparteien, die konservative ÖVP und die Sozialdemokraten von der SPÖ, waren beide nicht mit Kandidaten angetreten.

Die FPÖ will „das System zu Fall bringen“

Lange galt Van der Bellen als nahezu konkurrenzloser Favorit. In den zwei Wochen vor der Wahl schwand aber die Sicherheit, es schien möglich, dass er sich in einer Stichwahl dem Zweitplatzierten stellen müsste. Am Samstag beim Wahlkampfabschluss hatte der 78-Jährige seine Anhänger deshalb für seine Weise ungewöhnlich deutlich dazu aufgerufen, wählen zu gehen – denn, so Van der Bellen, es werde „arschknapp“.

Wie zu erwarten ist, verlaufen die Deutungen der Wahl je nach Kandidat und Partei sehr unterschiedlich. Sigrid Maurer etwa, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundesparlament, sprach von einem „tollen Ergebnis“. Die Österreicher hätten einen „besonnenen Bundespräsidenten“ wiedergewählt. Wie stark aber eine Kluft durch die Alpenrepublik geht, zeigten die Reaktionen der unterlegenen Kandidaten. FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz argumentierte, dass vier Parteien im Bundesparlament Van der Bellen unterstützt hätten – und er dennoch kaum über 50 Prozent gekommen sei. Die „Freiheitlichen“ jedenfalls würden sich „weiter bemühen, dieses System zu Fall zu bringen“, so Schnedlitz.

Achtungserfolg für Punkmusiker

Recht knapp hielten sich am Abend die Vertreter von ÖVP und SPÖ mit ihren Aussagen. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker, dessen Partei mit Karl Nehammer immerhin den Kanzler stellt, beließ es dabei, Van der Bellen zu gratulieren. Die ÖVP ist weiterhin vor allem damit beschäftigt, sich in dem Scherbenhaufen zu orientieren, den der einstige junge Aufsteiger-Kanzler Sebastian Kurz hinterlassen hat. Die SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner sprach von einer „klaren Entscheidung für Verlässlichkeit und Kontinuität“.

Einen Achtungserfolg erreichte der 35-jährige Punkmusiker und Arzt Michael Wlazny mit seiner „Bierpartei“. Mit 8,4 Prozent kam er auf den dritten Platz.