Berufsorientierung bei der Bundespolizei mit virtueller Brille Foto: Lichtgut/Zophia Ewska

Auf dem Schlossplatz in Stuttgart hat die Bundespolizei am Wochenende ihre Arbeit mit ihrer Kampagne „ X-Perience 2024“ vorgestellt. Wer etwa eine VR-Brille aufsetzt, kann sich vom Hubschrauber abseilen und Menschen in Seenot retten.

„Wow, weiter!“ Eine Menschentraube um das Reck feuert die junge Frau an, die daran hängt. Ebenso den Mitzwanziger danach, der Klimmzüge macht. Begeistert beklatscht wird ein älterer Herr, der lange an der Stange bleibt. Er führt nun die Liste mit Zeiten und Zahlen an. Wird doch der oder die Beste später preisgekrönt.

„Die Klimmzug- und Hangman-Challenge oder Hänge Challenge haben wir neu dabei!“, erklärt Steffen von der Nachwuchsgewinnung im Bundespolizeipräsidium Potsdam. Das gastiert auf dem Stuttgarter Schlossplatz mit der „Bundespolizei X-Perience 2024“. Seit drei Jahren tourt diese mit Einstellungsberaterinnen und – beratern durchs Land, um Nachwuchs zu werben.

Die Aktion kommt gut an

In acht Städten beantworten sie Fragen zur Karriere bei der Bundespolizei, etwa zu Einstellungsvoraussetzungen, Gesundheit, Ausbildung, Studium und Quereinstieg. „Von der Küste bis zu den Bergen sind wir unterwegs“, so der Polizeioberkommissar. „Bei uns ist es wie bei allen anderen Institutionen und Unternehmen: Wir suchen gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Der Arbeitsmarkt habe sich gewandelt: Es gelte, als Arbeitgeber auf die Menschen zuzugehen, Tätigkeiten und Chancen vorzustellen. „Wenn wir in Städten unseren Stand aufstellen, haben wir, anders als auf einer Messe, ein Alleinstellungsmerkmal.“

Die Bundespolizei X-Perience kommt im Herzen Stuttgarts an diesem Samtagnachmittag gut an. „Bei der Polizei zu arbeiten, hat mich immer gereizt“, sagt die 16-jährige Mariam. Die Realschülerin aus dem Remstal wartet am Reck. „Prima Aktion, hautnah dran kann man mit den Beamten und Beamtinnen reden, Dinge aus ihrem Alltag erfahren.“ Eine neue Erfahrung hat derweil ihr jüngerer Bruder gemacht mit einem Virtual Reality Headset. „Super, wie echt, dreidimensional, wenn du den Kopf drehst, sind da auch Leute und Dinge!“

Man schlüpft in verschiedene Rollen, um auch Angreifer zu verstehen

Der Vierzehnjährige beschreibt, wo ihn die VR-Brille hinein katapultiert hat, die Küsteneinsätze haben es dem Schüler angetan. „Auf dem Meer abseilen aus dem Hubschrauber, dann haben wir jemand aus Seenot gerettet oder ein Segelboot kontrolliert.“

Die 360-Grad-Videos, die die Bundespolizei mit einer Agentur drehte, zeigen – zum Teil auch interaktiv – das Spektrum der Einsätze zu Wasser, in der Luft, auf dem Land. Da steht man plötzlich Schleusern gegenüber oder schwarzmaskierten Hooligans, die Steine werfen. „Manche Videos zeigen Übungen, für die die Kolleginnen und Kollegen in verschiedene Rollen schlüpfen, um auch Angreifer zu verstehen“, erklärt Maximilian, Mann für alle VR-Brillen-Fälle.

Ganz wichtig ist es, dass man deeskalieren kann

„Interessenten sind auch von außerhalb nach Stuttgart gereist, etwa aus Karlsruhe“, freut er sich. So manche reizt, dass die Bundespolizei – neben Grenzschutz, Kriminalitätsbekämpfung, Sicherheit bei der Bahn, in der Luft und zur See, Schutz von Bundesorganen und mehr –internationale Aufgaben und Auslandseinsätze bietet. Die Kampagne zielt denn auch, was uniformierte Einsätze vor Ort angeht, auf Menschen zwischen 14 und 40 ab. Die Ü-40 hätten Möglichkeiten in der Verwaltung; für zivile Aufgaben braucht es etwa IT-Fachkräfte und Ingenieure. „Wir haben eine große Bandbreite an Tätigkeiten, viel Abwechslung“, nimmt Steffen den Faden auf. Da sei auch kulturelle und sprachliche Kompetenz gefragt. „Wenn jemand aus dem gleichen Kulturkreis kommt, ist das hilfreich.“

Wie geht man mit Angriffen, Fake News und Diskussionen um, die in sozialen Medien aufgeheizt werden? Die Sicherheitslage sei oft besser als die gefühlte, so Steffen. „Es passiert viel auf der Welt, das verunsichert. Wichtig ist, das Gespräch suchen, cool bleiben, deeskalieren, das lernt man bei uns.“