Der Sport rückt beim MTV Stuttgart derzeit in den Hintergrund. Hier ist Kim Renkema am Ball. Foto: Baumann

Volleyball-Manager Bernhard Lobmüller steht in der Kritik: Droht nun der Bundesliga-Mannschaft der Bruch mit dem Hauptverein?

Stuttgart - Beim MTV Stuttgart rumort es: Es gab eine Krisensitzung der Vereinsführung, ein Schreiben wurde verfasst, demnächst soll eine Gesellschafterversammlung einberufen werden – zwischen dem größten Stuttgarter Breitensportverein und seinen Bundesliga-Volleyballerinnen gibt es Zwist.

„Es ist eine unschöne Sache“, sagt Präsidentin Ulrike Zeitler und meint einen Artikel in der „Bild“-Zeitung, in dem Bernhard Lobmüller, der Manager der Bundesliga-Volleyballerinnen, der Stadt mangelnde Unterstützung vorwirft, namentlich auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Zudem schimpft er über die Höhe der Hallenmiete. Kurzum: „Uns fliegen nur die Knüppel zwischen die Beine“, wird Lobmüller zitiert.

Der Manager behauptet, so etwas nie gesagt zu haben und völlig falsch wiedergegeben worden zu sein. Der MTV Stuttgart, bei dem die Schmetterkünstlerinnen angesiedelt sind, ging dennoch in die Offensive. „Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesen Äußerungen“, meint MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald, „denn als gemeinnütziger Verein sind wir von der städtischen Unterstützung abhängig.“ Und Präsidentin Zeitler fügt hinzu: „Wir hatten bisher ein sehr gutes Verhältnis zur Stadt. Uns ist es sehr wichtig, dass dies so bleibt.“ Die Befürchtungen bei der MTV-Führung sind groß, dass die Beziehungen durch die Vorkommnisse nachhaltig belastet sind. Denn das könnte negative Folgen nach sich ziehen – unter anderem bei den Fördergeldern.

Lobmüller wünscht sich in manchen Bereichen mehr Unterstützung.

Auch Lobmüller reagierte nach dem Erscheinen des Artikels. „Ich habe mich per Mail an OB Kuhn und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann gewendet, um ihnen mitzuteilen, dass ich solche Aussagen nie getätigt habe“, sagt der Manager, der auch klarstellt, dass er sich in manchen Bereichen mehr Unterstützung der Stadt wünscht. Was die Hallenmiete für die Scharrena betrifft, sei die aktuelle Handhabung zwar in Ordnung. Zehn Prozent des Kartenumsatzes fließen an die Stadt, mindestens aber 800 Euro pro Spiel. Hinzu kommen allerdings weitere Kosten. Der Verbrauch unter anderem von Wasser und Strom wird den MTV-Volleyballerinnen ebenso in Rechnung gestellt wie die Verlegung des Bodens (1300 Euro) und die Reinigung (600 Euro/jeweils pro Spiel). Was die letzten beiden Punkte betrifft, könne die Stadt „großzügiger sein“, sagt Lobmülller. Und er hätte sich „mehr Begeisterung gewünscht, als klar gewesen ist, dass wir das Abenteuer Champions League wagen. Es wäre schön gewesen, wenn uns jemand gefragt hätte: ‚Was können wir für euch tun?’“, sagt der Manager, „aber darüber hinaus habe ich keinen Grund, die Stadt anzugreifen. Im Gegenteil: Wir wollen gemeinsam mit der Stadt etwas entwickeln.“

Auch was Lobmüller an der Vorgehensweise der MTV-Führung stört, artikuliert er klar: Es habe kein Gespräch mit ihm gegeben, bevor das Schreiben, in dem er harsch kritisiert wird, an Stadt und Medien verschickt wurde. „Wir mussten schnell reagieren“, sagt Ewald. „In so einer Situation wäre es besser gewesen, vorher zu reden“, meint Lobmüller. Droht nun der Bruch? „Bundesliga-Volleyball in Stuttgart ist mit jedem Verein denkbar, der eine Abteilung hat“, sagt Lobmüller, „aber wir sind das Aushängeschild des Vereins, und außer des Schreibens gibt es kein Signal der MTV-Führung, dass sie Volleyball nicht mehr will.“ Eine Trennung auf die Schnelle wäre auch nicht einfach, denn der MTV ist der Lizenzgeber der Volleyballerinnen und unterstützt die Bundesligamannschaft finanziell. Rund 900 000 Euro beträgt deren Etat. Ungefähr fünf Prozent davon dürften vom MTV kommen.

Demnächst wird es wohl eine Gesellschafterversammlung geben.

Als nächstes wird nun wohl eine Gesellschafterversammlung der Indoors-GmbH einberufen, welche als Spielbetriebsgesellschaft das Bundesligateam betreibt. „Dort muss Lobmüller Rede und Antwort stehen“, sagt Ewald. Am 12. Oktober trifft sich zudem turnusgemäß der MTV-Hauptausschuss. Auch dort könnte das Thema zur Sprache kommen. Mit ungewissem Ausgang. „Wir wollen nicht den Stab über Bernhard Lobmüller brechen, er hat große Verdienste am Erfolg der Volleyballerinnen“, sagt Ewald, „wir wollen einen Weg finden, dass so etwas nicht wieder passiert.“ Wie der aussieht, ist jedoch unklar. Nur eines ist sicher: „Wir wollen nicht, dass es zulasten des Volleyballs geht“, sagt Präsidentin Zeitler.