Freiburgs Trainer Christian Streich will bald aus anderen Tabellenregionen grüßen Foto: Baumann

Der SC Freiburg ist seit sieben Spielen sieglos, der Trainer Christian Streich kritisiert sein Team – und sieht es von den Referees benachteiligt.

Stuttgart/Freiburg - Nils Petersen sah die Dinge hinterher pragmatisch und blickte auf den einzigen Pluspunkt dieses Freiburger Fußballtags. „Wir müssen froh sein, dass heute keine Zuschauer da gewesen sind“, sagte der Angreifer des Sportclubs nach dem 1:3 gegen den FSV Mainz: „Ansonsten hätten wir wahrscheinlich jedem das Geld zurückgeben müssen für diese erste Halbzeit.“

Das wäre teuer geworden für den SC. Denn es hätte seine Berechtigung gehabt, wenn der Anhang, wenn er denn hätte da sein können am Sonntagmittag, hinterher mindestens das Dreifache des Eintrittspreises zurückverlangt hätte – so ernüchternd war der Auftritt der Heimelf.

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0:3 zur Pause, 1:3 am Ende, das waren die Zahlen des Tages, flankiert von anderen erschreckenden Fakten aus SC-Sicht. Nach drei Unentschieden und vier Niederlagen in den vergangenen sieben Spielen ist das Team von Christian Streich auf Platz 14 gelandet, der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt nur drei Punkte. Und: Den bisher einzigen Sieg in dieser Saison gab es beim 3:2 beim VfB Stuttgart am ersten Spieltag.

Was also läuft da gerade schief beim SC?

Christian Streich saß am Sonntagabend geknickt auf seinem Stuhl bei der virtuellen Pressekonferenz, und das im Wortsinn. Für eine aufrechte Haltung war die Zeit noch nicht gekommen so kurz nach dem Nackenschlag – stattdessen gab es aufrichtige Worte der Kritik. Der Trainer sprach davon, dass sein Team aktuell nicht torgefährlich sei und zu wenig Durchsetzungsvermögen habe. Streich redete auch von schlechtem Zweikampfverhalten, und er flüchtete sich in eine milde Form des Sarkasmus, als er sagte, dass man insgesamt nur sechs Fouls gemacht habe. Das sei ja ehrenwert, sagte der Coach. Was er nicht mehr zu sagen brauchte, was er aber so oder so ähnlich dachte: Sechs Fouls sind ein Witz! Da muss mehr Aggressivität her, erst recht gegen einen Gegner aus dem Keller!

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Streich gab sich also angemessen zerknirscht – der Trainer widmete sich allerdings auch ausführlich dem Schiedsrichter und dem angeblichen Unglück bei den Entscheidungen in den vergangenen Partien. Und spätestens da waren einige Sympathisanten der Freiburger alarmiert. Denn wenn Streich mit trauriger Stimme aufgrund der angeblichen Benachteiligungen lamentiert, dann wissen jahrelange Beobachter, was das bedeutet: Es steht schlecht um den SC. Weil Streich sich dann bisweilen in eine Haltung zurückzieht, die ein gewisses Selbstmitleid suggeriert. Oder anders: Wenn der SC in einer Negativspirale steckt, was strittige Entscheidungen angeht, dann ist auch Streich manchmal in einer Art Eigendynamik gefangen und sieht sich und seine Jungs konstant benachteiligt. Und das war noch selten dienlich für eine positivere Grundstimmung in schwierigen Zeiten.

Mit Koch geht ein Stück Robustheit

Was Streich dieses Mal in Rage brachte? In der Entstehung des Treffers zum 0:1 hatte der Mainzer Torschütze Jean-Philippe Mateta seinen Freiburger Gegenspieler Baptiste Santamaria mit dem Arm aus dem Weg geräumt. „Da nicht Foul zu pfeifen – das ist unfassbar“, sagte Streich.

Als der Trainer später in die sportliche Analyse ging, erwähnte er noch den im Sommer aus Freiburg zu Leeds United abgewanderten Nationalspieler Robin Koch und dessen Qualitäten als robuster Defensivmann: „Gerade bei der Körperlichkeit waren wir noch nie besonders stark“, sagte Streich also: „Und in diesem Bereich können wir einen Robin Koch gerade nicht ersetzen.“

Gut möglich, dass Streich mit ein bisschen Abstand irgendwann selbst zu dieser Erkenntnis kam: Robin Koch hätte sich vor dem 0:1 wohl nicht so wegdrücken lassen wie nun der Neuzugang Santamaria.