Den ersten Aufreger gab es schon nach 100 Sekunden. Foto: AFP

Das Gipfeltreffen zwischen den Bayern und dem BVB wird zu einer überraschend einseitigen Angelegenheit. Schon zur Halbzeit ist das Spiel entschieden.

München - Schützenfest bei der „Schlacht um die Schale“: Mit einer meisterlichen Gala hat Bayern München die Machtverhältnisse im deutschen Fußball wieder zurechtgerückt. Im 100. Bundesliga-Duell mit Borussia Dortmund zeigte der Rekordmeister sein bestes Saisonspiel und nahm den bisherigen Tabellenführer beim 5:0 (4:0) phasenweise auseinander. Die Münchner haben sechs Spieltage vor dem Saisonende nun einen Punkt Vorsprung auf den BVB - in dieser Verfassung werden sie sich ihre siebte Meisterschaft in Folge wohl kaum nehmen lassen. „Wir wollten von vornherein zeigen, dass es ein Heimspiel ist, dass wir die Zuschauer mitnehmen wollen, dass wir von der ersten Minute an aggressiv sind“, sagte der herausragende Torschütze Mats Hummels bei Sky: „So wollen alle, die es mit uns halten, die Bayern sehen. Wir waren konzentriert und zielstrebig.“

Zahlreiche Unzulänglichkeiten

Der Ex-Dortmunder hatte früh (10.) ein Münchner Spektakel eröffnet, das an das 6:0 an gleicher Stelle aus der Vorsaison erinnerte. Gegen die zögerlichen, bisweilen überfordert und wehrlos wirkenden Dortmunder erhöhte Robert Lewandowski (17.) mit seinem 200. Treffer in der Bundesliga, danach nutzten Javi Martinez (41.) und Serge Gnabry (43.) die zahlreichen Unzulänglichkeiten der unsicheren Abwehr des BVB aus. Erneut Lewandowski (89.) setzte den Schlusspunkt. „Wir haben katastrophal gespielt, katastrophal verteidigt, ich habe dafür keine Erklärung“, sagte Dortmunds Nationalspieler Marco Reus: „Wir haben nullkommanull Druck entwickelt, aber Bayern war ganz klar besser. Das müssen wir knallhart analysieren.“ In der Tat waren die Bayern in jeder Hinsicht eine Klasse besser, überzeugend war vor allem, wie geschlossen sie auftraten.

Aufreger nach 100 Sekunden

Den ersten Aufreger gab es schon nach 100 Sekunden, als Lewandowski nach schönem Pass von Thomas Müller bei einem Zweikampf mit Abdou Diallo im Strafraum zu Boden ging - auch nach Rücksprache mit dem Videoassistenten blieb Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) aber bei seiner Entscheidung: kein Elfmeter. Vier Minuten später traf Mahmoud Dahoud nach prima Vorlage von Marco Reus aus bester Position nur den Außenpfosten (6.) - und so gingen statt den Dortmundern die Münchner in Führung: Hummels traf nach einem Eckball von Thiago per Kopf. Die Münchner traten von Beginn an mit breiter Brust auf, gingen entschlossen in die Zweikämpfe und gaben keinen Ball verloren. Dortmund wirkte fast apathisch - und leistete sich haarsträubende Fehler wie beim Treffer von Lewandowski: Dan-Axel Zagadou verlor den Ball an den Polen, der lupfte das Spielgerät elegant an Torhüter Roman Bürki vorbei. Lewandowski erreichte damit die 200-Tore-Marke, steht nun bei 201 Treffern - nur Gerd Müller (365), Klaus Fischer (268), Jupp Heynckes (220) und Manni Burgsmüller (213) haben in der Bundesliga öfter getroffen. Die durchweg überzeugenden Münchner schnauften danach für ein paar Minuten durch, ohne dass die nun arg eingeschüchterten Dortmunder Schaden anrichten konnten.

Reus hing in der Luft

Spätestens nach einer weiteren Kopfballchance des starken Hummels (31.) entfalteten die Bayern erneut ihre ganze Wucht gegen verzagte Gäste: Martinez nutzte einen zweiten Nachschuss zum dritten Treffer, nach einer Flanke von Müller nickte der überall auf dem Platz zu findende Gnabry ein. Erst nach der Pause ließen es die Münchner ein wenig ruhiger angehen, hatten aber nach wie vor Ball und Gegner unter Kontrolle und weiter beste Torchancen, etwa durch Lewandowski nach Vorlage des flinken Kingsley Coman (55.). Kurz vor Schluss legte Gnabry dem Polen dann den Endstand auf. Die Dortmunder waren nicht in der Lage, sich entschlossen aufzubäumen, Reus hing als einzige Spitze völlig in der Luft.