Die meisten Verfahren im Bereich der organisierten Kriminalität drehen sich laut BKA um Rauschgiftkriminalität, gefolgt von Eigentumsdelikten und Wirtschaftskriminalität. Foto: dpa

Rauschgifthandel, Wohnungseinbrüche, Rockerkriminalität: Organisierte Kriminelle handeln immer häufiger über Grenzen hinweg und bilden flexible Netzwerke. Das fordert auch die Ermittlungsbehörden.

Wiesbaden - Die Organisierte Kriminalität verursacht nach Schätzungen der Bundesregierung Schäden in Milliardenhöhe. Die Dunkelziffer in dem Bereich sei sehr hoch und das Schadenspotenzial enorm, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Freitag in Wiesbaden: „Die Organisierte Kriminalität bedroht uns alle.“ In Wiesbaden legte das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag das Bundeslagebild Organisierte Kriminalität vor. Die Zahl der Ermittlungsverfahren in dem Bereich lag demnach vergangenes Jahr etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Die Fahnder wurden in 566 Fällen aktiv, 2014 waren es 571. Die Zahl der Tatverdächtigen verringerte sich leicht von 8700 (2014) auf 8675 im vergangenen Jahr. Die meisten Verfahren drehten sich um Rauschgiftkriminalität, gefolgt von Eigentumsdelikten und Wirtschaftskriminalität, sagte BKA-Chef Holger Münch. Die Täter handelten zunehmend länderübergreifend und in mobilen Gruppen, so dass auch internationale Ermittlungen immer wichtiger würden.

Ermittlungsergebnisse zur Terrorabwehr nutzen

Im Frühsommer 2016 war europäischen Sicherheitsbehörden ein herausragender Schlag gegen die Organisierte Kriminalität gelungen, Hunderte Verdächtige aus 72 osteuropäischen Banden wurden gefasst. Neben dem BKA waren Polizeibehörden aus mehr als 20 Ländern beteiligt.

De Maizière sagte, bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität sei vor allem das Gesetzesvorhaben zur Vermögensabschöpfung wichtig, mit dem Vermögen unklarer Herkunft auch dann eingezogen werden könnten, wenn die zugrundeliegende Straftat nicht nachweisbar sei. Dies packe die Täter da, wo es ihnen weh tue.

Das BKA will Ermittlungsergebnisse aus der Organisierten Kriminalität auch vermehrt zur Terrorabwehr nutzen. Vor allem beim Waffenhandel, der Schleuserkriminalität und Dokumentenfälschern könnten sich Schnittstellen zur Bekämpfung des Terrorismus ergeben, sagte Münch. Von den 566 Ermittlungsverfahren gegen Organisierte Kriminalität 2015 hatten sich 46 um Schleuserkriminalität gedreht (2014: 35), um Fälschungen ging es in 16 Fällen (2014: 22) und um Waffenhandel oder -schmuggel wie im Vorjahr in 5 Fällen.