Eine Erzieher-Ausbildung ist für viele junge Leute nicht sehr lukrativ. Foto: dpa

Kein Geld während der Ausbildung, schlechte Bezahlung in einem anstrengenden Job - viele junge Leute schrecken davor zurück, eine Erzieher-Ausbildung zu machen, obwohl sie eigentlich gern in dem Beruf arbeiten würden.

Berlin - Mit neuen Zahlen und viel Schwung kam Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag in die Ruth-Cohn-Schule in Berlin, um ihr Bundesprogramm für die Erzieher-Ausbildung vorzustellen. Die Schule bildet die Fachkräfte aus, die in Kitas und Grundschulen gebraucht werden. Schon in sieben Jahren werden bundesweit rund 190.000 Stellen unbesetzt bleiben, wenn sich nichts ändert, im Jahr 2030 knapp 200.000.

Von den ernsthaften Interessenten für den Beruf, entscheiden sich nach einer Allensbach-Umfrage zwölf Prozent gegen eine Ausbildung, weil sie, anders als in den meisten anderen Berufen, in der Ausbildungszeit kein Geld bekommen - oder sogar Schulgeld zahlen müssen. Mit einem Modellprogramm des Bundes will Giffey nun dafür sorgen, dass 5.000 angehende Erzieher der nächsten beiden Jahrgänge im ersten Ausbildungsjahr 1.140 Euro, im zweiten 1.202 und im dritten 1.303 Euro pro Monat bekommen. Der Bund erstattet dem Schulträger im ersten Jahr alles, im zweiten 70 und im dritten 30 Prozent der Summe. Von Februar 2019 an können sich Fachschulen und Kitas für das Programm bewerben.

Personallücke soll verkleinert werden

Geld gibt es außerdem für mehr Praxisanleiter in den Kitas und für Erzieherinnen, die sich weiterqualifizieren und mehr verdienen wollen. Der Bund zahlt einen Lohnaufschlag von 300 Euro, befristet bis zum Jahr 2022.

Insgesamt stellt das Programm 300 Millionen Euro zusätzlich für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern bereit. Es soll dazu beitragen, die zu erwartende Personallücke zu verkleinern. Giffey forderte die Länder und Kommunen auf, ihren Beitrag zu leisten, um die Ausbildung attraktiver zu machen. Die Familienminister der Länder haben sich darauf verständigt, das Schulgeld abzuschaffen. Weiteres Ziel ist, die Ausbildung zu vergüten. Bisher ist dies die Ausnahme. Selbst in den an der Spitze liegenden Ländern Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin erhalten nur rund ein Drittel der Fachschülerinnen und Fachschüler eine Ausbildungsvergütung. Gegenwärtig befinden sich bundesweit knapp 38.300 Fachschüler und Fachschülerinnen in einer Erzieher-Ausbildung.

100.000 zusätzliche Plätze

Giffey erhofft sich von dem Bundesprogramm einen Impuls für eine dauerhafte Attraktivitätssteigerung des Erzieher-Berufs. „Wir werden die Erzieher-Ausbildung konkurrenzfähig machen“, sagte die Ministerin und hielt allen Kritikern entgegen: Statt zu reden, müsse man handeln. Das Modellprogramm zeige, wie es gehen könne - aber es müssten sich viele auf den Weg machen, auch in den Ländern. Für sie stehe nicht an erster Stelle, wer zuständig sei, sagte Giffey, sondern die „nationale Zukunftsaufgabe“, rund drei Millionen Kita-Kindern unabhängig von ihrer Herkunft den Weg ins Leben zu ebnen. Dafür brauche man gutes Personal.

Giffey hatte die Fachkräfteoffensive bereits bei der Verabschiedung des sogenannten „Gute-Kita-Gesetzes“ angekündigt. Insgesamt stellt der Bund in den nächsten Jahren 5,5 Milliarden Euro für mehr Qualität und weniger Gebühren in den Kindertagesstätten bereit sowie eine weitere Milliarde für den Ausbau von 100.000 zusätzlichen Plätzen. Hinzu kommt nun das Modellprogramm für die Erzieher-Ausbildung.

Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Marcus Weinberg (CDU), begrüßte die Fachkräfteoffensive, nannte das Bundesprogramm aber zugleich „einen Tropfen auf den heißen Stein“. Um mehr Fachkräfte in die Kitas zu bekommen, müssten Länder, Kommunen, Träger und Verbände gemeinsam für eine Ausbildungsvergütung und bessere Arbeitsbedingungen sorgen, erklärte Weinberg.