Die muslimischen Pfadfinder besprechen sich mit ihrem Gruppenleiter. Foto: BMPPD

Der Bund Moslemischer Pfadfinder in Deutschland sei mit seinen bisher 330 Mitgliedern noch klein, sagt dessen Sprecher Fouad Hartit, wachse aber stetig – unterstützt von den etablierten christlichen Bünden.

Stuttgart - Die Jugendlichen vom Bund der moslemischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder Deutschlands (BMPPD) pflegen enge Kontakte zu ihren christlichen Pendants. BMPPD-Sprecher Fouad Hartit, der auch im Vorstand des Stadtjugendrings in Wiesbaden vertreten ist, sieht das als Beitrag zur Prävention: „Wenn die Jugendlichen schon früh den gegenseitigen Respekt erfahren, sind sie später nicht so empfänglich für die Menschenfänger der Salafisten“, ist der 40-Jährige überzeugt.

Herr Hartit, was hat Sie motiviert, die Basis für den Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen in Deutschland zu legen?
Ich bin in jungen Jahren schon bei den muslimischen Pfadfindern in Frankreich gewesen. Dort ist de erste muslimische Pfadfinder-Verband in Europa entstanden. Schon als Jugendlicher hat mir das Gemeinschaftsgefühl imponiert. Mir gefiel das Leben mit der Natur, die Abende am Lagerfeuer. Unsere Inhalte sind zu 95 Prozent identisch mit denen der christlichen Pfadfinder, zu denen wir gute Kontakte pflegen. Wir haben neben Muslimen vierzehn verschiedener Nationalitäten auch christliche Mitglieder. Unser Verband ist für jeden offen. Wir teilen dieselben Werte wie die gegenseitige Achtung, den Teamgeist, das Bestreben, mit wenig Mitteln in der freien Natur klarzukommen. Egal welcher Religion, am Ende des Tages ist ein Pfadfinder ein Pfadfinder.
Warum dann die religiöse Abgrenzung im Titel?
Die größten Pfadfinder-Verbände in Deutschland sind die der evangelischen und der katholische Kirche. Das ist aus der Historie geboren. Und es gibt schon junge Muslime bei den christlichen Pfadfindern. Aber wir wollen die Gruppe der jungen Muslime gezielt ansprechen, weil es Nachholbedarf gibt an professioneller Jugendarbeit für diese Zielgruppe. Wir haben uns relativ schnell nach unserer Gründung an die Etablierten gewandt, es sind Kooperationen entstanden. Unsere Leiter werden bei den christlichen Pfadfindern ausgebildet. Das Nebenprodukt unserer Arbeit mit den Jugendlichen ist die Prävention. Wir praktizieren den Islam des Friedens, des Zusammenlebens.
Was erhoffen Sie sich genau?
Wenn die Jugendlichen schon früh den gegenseitigen Respekt und das Miteinander erfahren, sind sie später nicht so empfänglich für die Menschenfänger der Salafisten. Wir predigen nicht das Miteinander, sondern wir leben es tagtäglich. Unsere Freitagsgebete in Zeltlagern sind begleitet von dem Angebot „Frag den Imam“, so dass auch christliche Pfadfinder daran teilnehmen und den Islam besser verstehen können. Umgekehrt besuchen wir bei gemeinsamen Lagern auch die christlichen Messen und lernen dadurch auch die Bibel näher kennen. Wir empfehlen unseren Jugendlichen: Guckt mal rein, entdeckt die Gemeinsamkeiten. Aktuell setzen wir uns bei den Vereinten Nationen für einen Internationalen Tag des Zusammenlebens ein. Er würde nicht alle Kriege lösen, aber ein Zeichen setzen.
Glauben Sie angesichts der weltpolitischen Lage noch an das Gute?
Ganz klares Ja. Wir dürfen uns nicht spalten lassen, weder von religiösen Extremisten noch von populistischen Parteien. Das Gute wird am Ende gewinnen, aber wir müssen aufstehen und etwas dafür tun.