Das geplante Wohngebiet Schafhaus im Norden Mühlhausens ist seit Jahren ein politischer Zankapfel. Ein neuer Vorstoß für eine Erschließung stößt beim BUND auf scharfe Kritik. Foto: Yann Lange/Grafik StZ

Ein neuer Vorstoß zur Wiederbelebung des Baugebiets Schafhaus im Norden Mühlhausens erregt die Gemüter. Der BUND lehnt vor allem den von CDU, SPD, Freien Wählern und FDP geforderten Bau einer Erschließungsstraße rigoros ab.

Stuttgart - Der politische Streit über das geplante Baugebiet Schafhaus im Stadtbezirk Mühlhausen flammt wieder auf. Mitte Dezember haben die Gemeinderatsfraktionen von CDU, SPD, Freien Wählern und FDP gemeinsam beantragt, die zwischenzeitlich eingeschlafenen Pläne wiederzubeleben und zugleich Vorschläge für eine Verkehrserschließung des Wohnquartiers unterbreitet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) reagiert darauf mit scharfer Kritik – und nimmt sich insbesondere die SPD zur Brust.

Das Gebiet im Norden von Mühlhausen böte laut der Zeitstufenliste Wohnen Platz für etwa 250 Wohneinheiten. Die Liste umfasst jene Areale im Stadtgebiet, die relativ kurzfristig bebaubar erscheinen oder aber zumindest mittelfristig Potenzial für neue Quartiere bieten. Insgesamt geht es um knapp 29 Hektar Fläche. Doch das Baugebiet Schafhaus ist vor Ort umstritten, vor allem wegen der verkehrlichen Erschließung. Vor sechs Jahren verwarf eine Mehrheit aus Grünen, SÖS-Linke und SPD aus ökologischen Gründen den Bau einer mehrspurigen Erschließungsstraße aus dem Neckartal zum geplanten Quartier quer über die Felder.

In dem aktuell vorliegenden Antrag ist nun die Rede von einer „kleinen Umfahrung“. Nach den Vorstellungen der Antragssteller könnte diese Route von der Heidenburgstraße aus entlang der nördlichen Baugebietsgrenze geführt werden und dann im Nordosten des Stadtbezirks über einen Kreisverkehr an die Landesstraße 1100 (Aldinger Straße) angeschlossen werden. Bis zum ersten Quartal 2017 sollen die städtischen Verkehrsplaner entsprechende Pläne ausarbeiten, so die Forderung der Ratsfraktion.

Der BUND lehnt auch eine kleine Umfahrung rigoros ab – und zeigt vor allem völliges Unverständnis für den Meinungsumschwung bei der SPD. Die Genossen wollten offenbar „durch die Hintertür einen kleinen Nordostring“ fördern, obwohl sie sich sonst gegen Pläne für eine Verbindungsstraße zwischen der B 27 bei Kornwestheim und der B 14 bei Fellbach ausgesprochen habe. „Diese Haltung ist absurd“, so der BUND. Die vorgeschlagene Route hätte nach Ansicht der Umweltschützer ähnlich negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt wie der große Nordostring. Der BUND fordert die Stadtverwaltung auf, das Baugebiet Schafhaus endgültig ad acta zu legen. Die Pläne sollten „im Müll der Stuttgarter Stadtplanungsgeschichte entsorgt werden“.