Das Bärenschlössle ist ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Am Stuttgarter Bärenschlössle teilen sich im Sommer die Vereine und der Restaurantbetreiber die Kundschaft. Unstimmigkeiten gebe es deswegen aber nicht, betont Jürgen Unmüßig.

Büsnau/S-West - Vor 200 Jahren ließ König Wilhelm I. das Bärenschlössle errichten. Damals war es den Herrschenden vorbehalten. Heute strömen Massen von Ausflüglern dorthin – zum Ausspannen, Verweilen und Vespern. Während der schönen Jahreszeit feiern Vereine am Wochenende am Bärenschlössle ihre Waldfeste. Dann stellen diese auf der dortigen Wiese Sonnenschirme und Biertischgarnituren auf. Meist gibt es Gegrilltes, Kaffee und Kuchen. Die Vereine machen das, um ihre Vereinskassen aufzubessern. Jürgen Unmüßig akzeptiert das. Er ist seit 20 Jahren der Pächter des Bärenschlössles und betreibt das dortige ganzjährig geöffnete Restaurant. „Das ist das gute Recht der Vereine“, betont der Gastronom.

Nun aber sind Besuchern Schilder aufgefallen, auf denen der Pächter des Bärenschlössles darauf hinweist, dass die massiven Holzbänke und Holztische direkt vor dem Bärenschlössle zu seinem Restaurant gehören und für seine Gäste reserviert seien. „Waldfestvereine mögen dies bitte respektieren“, heißt es auf den weißen Din-A-4-Zetteln. Und weiter steht dort: Waldfestvereine würden sich über die Unterstützung für ihrer Vereinskasse freuen, „aber halten Sie bitte wenigstens unsere Tische für Gäste vom Bärenschlössle frei“.

Welche Bänke gehören wem?

Diese Schilder gebe es schon seit Jahren, sagt Unmüßig. Das bedeute aber keineswegs, dass es Ärger zwischen ihm als Pächter und den Vereinen gebe. Ganz im Gegenteil: „Da hat es noch nie ein böses Wort gegeben. Wir unterstützen die Vereine sogar immer wieder, wenn jemand mal was braucht“, sagt Unmüßig und ergänzt: „Wir haben schon mit Brot ausgeholfen, wenn einem Verein die Brötchen ausgegangen sind.“ Und er akzeptiere, dass er von Juni bis September draußen keinen Verkaufsstand aufbauen und keine Grillwürste verkaufen dürfe, um den Vereinen keine Konkurrenz zu machen. Das habe die Stadt verboten, obwohl der Besucher ja eigentlich auch selbst entscheiden könne, wo und zu welchem Preis er seine Wurst kaufe.

Doch Fakt sei auch, dass an besonders schönen Tagen, wenn viele Spaziergänger zum Bärenschlössle strömen, seine Gäste keinen Platz mehr finden, weil die Plätze vom Waldheimfest-Besuchern belegt seien. „Die Menschen wissen oft gar nicht, welche Bänke zu wem gehören. Darum weisen wir auf den Schildern darauf hin, und zwar in einem freundlichen Ton“, sagt Unmüßig. Es gehe schlicht um Kommunikation.

Der Pächter erklärt auf den Schildern auch, warum Speisen und Getränke bei ihm etwas teurer sind als bei den Vereinen. „Als Gewerbebetrieb führen wir Steuern ab, von denen Vereine weitgehend befreit sind“, heißt es auf den Zetteln. Darunter sind zum Beispiele die Gewerbe- und Lohnsteuer aufgeführt.