Das Land wollte das Risiko nicht mehr tragen und hat die Brücke im Mahdental aus Sicherheitsgründen dicht gemacht. Das war vor fünf Jahren. Foto: foto@heinzheiss.de

Seit 2010 darf der Steg über das Mahdental von Fußgängern, Radfahrern und Reitern nicht mehr benutzt werden. Jetzt soll eine Stahlbrücke gebaut werden. Die Bagger dürfen allerdings erst anrücken, wenn die Kröten nicht mehr wandern.

Vaihingen - Neulich an einem der Bärensee-Parkplätze, gleich neben dem Kreisverkehr in Richtung Büsnau. Zwei ältere Damen in Sportkleidung spazieren über den Waldweg, die Kieselsteine knirschen unter ihren Turnschuhen. Sie machen Halt vor dem orange-weiß-gestreiften Absperrgitter und schauen auf die mit glitschigem Moos überzogenen Holzbalken. „Das ist ein Unding, dass die immer noch gesperrt ist“, sagt die eine, und die andere nickt. Seit 2010 versperren Hinweisschilder und Gitter den Weg über die Mahdental-Brücke. Weil sie so marode ist, hat das Land die Querung für Fußgänger, Radfahrer und Reiter verboten. Und nun, nach fünf Jahren, wird sie endlich neu gebaut.

Das bestätigt Frank Hüttner vom städtischen Tiefbauamt. „Wir sind derzeit noch in der Vergabephase“, sagt er. Es dürfte noch einige Zeit dauern, bis alle Angebote eingegangen sind. Und sowieso „ist bis Mitte Mai Krötenschutzzeit“. Denn in der Gegend wimmelt es nur so vor quakenden Kaltblütern. Erst wenn diese nicht mehr wandern, dürfen die Bagger anrücken. „Es könnte aber auch Anfang Juni werden“, sagt Hüttner.

Das Land bezahlt den Neubau

Die Brücke gehört dem Land und die Stadt baut sie neu. Das hört sich kurios an, hat aber einen Grund. Die Straße, über die sich der Steg spannt, ist eine Landesstraße. Und für alle Bauwerke, die mit dieser verquickt sind, ist als Vertreter Baden-Württembergs das Regierungspräsidium zuständig. Die Wege links und rechts der Brücke gehören jedoch der Stadt. Die Konfusion wird noch dadurch komplettiert, dass für den Brückenbelag selbst ebenfalls die Stadt zuständig ist und damit zum Beispiel auch für den Streudienst. Weil das, salopp gesagt, nicht wirklich optimal ist, bezahlt das Land zwar den Neubau, schenkt die Brücke aber anschließend der Stadt, um nichts mehr damit zu tun zu haben.

Die behördeninterne Verschiebeaktion dürfte den Spaziergängern, Radfahrern und Reitern egal sein. Wichtiger ist, dass sie bald nicht mehr die viel befahrene Magstadter Straße kreuzen müssen. Notgedrungen hatten sie das die vergangenen fünf Jahre tun müssen, ohne dass dort auch nur ein Zebrastreifen auf den Asphalt gepinselt ist. Dabei sind die Autofahrer an jener Stelle nicht selten ziemlich schnell unterwegs, schließlich geht es über weite Strecken schnurstracks geradeaus durch den Wald.

Die neue Brücke kostet voraussichtlich 660 000 Euro

Dass es überhaupt so lange gedauert hat, bis Ersatz geschaffen wird, hat nur zum Teil damit zu tun, dass sich das Land zierte. Zum anderen hatte auch der Naturschutzbund Nabu 2013 Klage eingereicht. Weil die Brücke in einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet liegt, mussten Naturschutzverbände gehört werden. Und der Nabu wollte nicht, dass dort schweres Gerät auffährt. Stattdessen sollte die alte Holzbrücke saniert werden. Letztlich zogen die Umweltschützer ihre Klage aber zurück. Die Begründung mutete abstrus an. Sie hätten wohl gewonnen, zeigten sie sich siegessicher. Aber dann hätte das Land die Brücke einfach weiter gesperrt, statt sie zu richten.

Den Grund dafür kennt Hüttner. „Die Gegend heißt nicht umsonst Schattengrund“, sagt der Mann vom Tiefbauamt. Dort ist es eben häufig dunkel, feucht und kalt. Keine guten Voraussetzungen für eine Holzkonstruktion. Also soll sie durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt werden. Die Gesamtkosten werden voraussichtlich 660 000 Euro betragen. Im Mai oder Juni wird der alte Steg abgerissen, unter Umständen muss dafür tageweise die Magstadter Straße für einen Kran gesperrt werden. „Das ist mit dem Regierungspräsidium so abgesprochen“, sagt Hüttner. Dann werden die Widerlager links und rechts der Straße aus Beton gegossen und schließlich die neue Brücke gesetzt. Die wird in etwa die gleiche Größe wie die bisherige haben und mit einem Stahlgeländer versehen.

Nachdem das Land das Geld für den Bau bereits bewilligt hat, muss formal noch der Technikausschuss des Gemeinderats zustimmen. Das wird er voraussichtlich am Dienstag tun. Der Termin für die Fertigstellung steht noch nicht fest. Es könnte aber bis zum Herbst dauern.