Im Bezirksrathaus ist derzeit die Feuerwehr untergebracht. Die Freien Wähler stellen infrage, ob dies auch in einem neuen Rathaus so sein müsste. Foto: Archiv Simone Bürkle

Das Bürgerzentrum Sillenbuch hat wohl so, wie es derzeit geplant ist, keine Chance. Sagen die Freien Wähler im Gemeinderat. Deshalb schlagen sie vor, das Projekt zu splitten.

Sillenbuch - Peter-Alexander Schreck hält sich bedeckt zum Vorschlag der Freien Wähler. „Das waren interne Besprechungen“, sagt der Bezirksvorsteher von Sillenbuch. Sichtbares Ergebnis dieser Besprechung ist ein Antrag der Freien Wähler im Gemeinderat für die Haushaltsberatungen mit dem Titel „Zurück auf Los! Neustart für das Sillenbucher Bezirksrathaus“.

Die Freien Wähler schlagen in dem Papier vor, das Projekt noch mal genau zu überdenken. „Es hat den Anschein, als ob die bisherigen Planungen nicht realisierungsfähig sind“, heißt es in dem Antrag. „Daher halten wir einen Neustart für nötig.“ Es soll unter anderem geprüft werden, ob sich das Projekt in Abschnitte splitten ließe. Dies könnte den Preis für den Bau des Bürgerzentrums reduzieren.

180 000 Euro für Architektenpläne

Die geschätzten Kosten für das Projekt liegen bei 14 Millionen Euro. Ein Architekt hat bereits Pläne gezeichnet. Demnach soll das Bürgerzentrum auf dem Pendlerparkplatz nahe dem Ostfilderfriedhof gebaut werden. Der Entwurf sieht vor, Verschiedenes unter einem Dach zu vereinen: die Bezirksverwaltung, einen Veranstaltungssaal, eine Bücherei und die Feuerwehr Sillenbuch. Für die Architektenpläne hat die Stadt 180 000 Euro ausgegeben.

Das Bürgerzentrum nimmt in den aktuellen Etatberatungen den dritten Anlauf. In der Vergangenheit hatten die Stadträte das Millionenprojekt nie berücksichtigt. Und auch diesmal stehen die Chancen fürs Bürgerzentrum schlecht. Abgesehen von der FDP unterstützt keine Ratsfraktion den Bau explizit, und auf der Prioritätenliste der Stadt steht das Bürgerzentrum bei den Investitionen für Verwaltungs- und Kulturgebäuden auf Platz 13 und damit auf dem letzten Platz.

Der Sillenbucher Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck hat jüngst nochmals die Fraktionen besucht, um fürs Bürgerzentrum zu werben. Bei den Freien Wählern mündete das Gespräch in ebenjenen Antrag. „Der Druck, etwas zu tun, wächst“, sagt Rose von Stein von den Freien Wählern. „Das Sillenbucher Bezirksrathaus ist mit großen Mängeln behaftet.“ So pfeift der Wind zum Beispiel durch die Fenster, Regen drückt manchmal in die Zimmer, und Rollstuhlfahrer gelangen nicht ohne Hilfe in die Amtsstuben.

Das bisherige Rathaus ist nur gemietet

Das derzeitige Verwaltungsgebäude an der Aixheimer Straße gehört nicht der Stadt, sie hat es gemietet. Das macht Investitionen nicht gerade leicht. Mit Verweis auf das geplante Bürgerzentrum wurden Verbesserungen am Standort Aixheimer Straße stets für verzichtbar erklärt.

Die Freien Wähler bringen nun die Idee ins Spiel, die vorhandenen Pläne zu überdenken. Entweder zeige sich, „dass das der genialste Entwurf ist“, sagt Rose von Stein. Oder aber es stelle sich heraus, dass in einem ersten Schritt ein Bezirksrathaus mit einem Veranstaltungssaal gebaut werden könnte. Die anderen Einrichtungen wie die Stadtteilbücherei und das Feuerwehrmagazin müssten warten.

Indirekt sprechen die Freien Wähler sogar die Möglichkeit an, die Feuerwehr ganz außen vor zu lassen. „Ich habe hohen Respekt vor den Freiwilligen Feuerwehren“, sagt Rose von Stein. „Aber ich nehme auch den demografischen Wandel wahr.“ Den Wehren falle es schwer, Nachwuchs zu finden.

Braucht Sillenbuch drei Feuerwehren?

Hinzu komme, dass der Bezirk Sillenbuch gut aufgestellt sei mit Feuerwehren: In allen drei Stadtteilen gibt es eine eigene Abteilung. Es sei fraglich, ob dies nötig sei. „Was ist in fünf bis zehn Jahren?“, fragt Rose von Stein. Dies solle in die Planungen einbezogen werden. „Solche Fragen dürfen und sollen gestellt werden. Wenn ich jetzt vor lauter ,ich-trau-mich-nicht‘ nichts mache, bringt das ja auch nichts.“

Ihr sei bewusst, dass ein neuerliches Überdenken neuerliche Ausgaben für die Stadt bedeuten könnte. „Natürlich tut das weh“, sagt sie. Doch Fakt sei schlichtweg: „Die Realität ist, dass die Bereitschaft, das Bürgerzentrum so zu finanzieren, nicht da ist.“ Und je länger man das Projekt hinauszögere, „desto teurer wird es“.

Der Bezirksvorsteher Schreck will den Freie-Wähler-Antrag zwar nicht inhaltlich bewerten, ist aber froh um ihn: „Ich finde den Antrag per se gut. Endlich hat sich mal jemand dezidiert Gedanken gemacht.“ Bisher hätten alle Fraktionen stets signalisiert, wie gut ihnen ein Bürgerzentrum gefallen würde, sagt Schreck. Doch jedes Mal, wenn es ums Geld gegangen sei, „ist das große Schweigen ausgebrochen“.