Die Alte Scheuer könnte Teil des neuen Bürgerzentrums werden – wenn der Förderverein als Betreiber der Scheuer die Pläne absegnet. Foto: Archiv/Tilman Baur

Für den Bezirksvorsteher von Stuttgart-Degerloch sind die Pläne der Stadtverwaltung für das Bürgerhaus nicht in Stein gemeißelt: „Wir haben jetzt die Chance, Grundlegendes zu entscheiden.“

Degerloch - Vor genau zwei Jahren stattete der damalige Finanzbürgermeister Michael Föll dem Degerlocher Bezirksbeirat einen Besuch ab. Dabei informierte Föll die Räte unter anderem über die Pläne der Verwaltung für ein zukünftiges Bürgerzentrum. Schon seit Langem besteht im Bezirk Konsens darüber, dass der Treffpunkt Degerloch an der Mittleren Straße den Ansprüchen nicht mehr genügt. Föll brachte damals eine Alternative ins Spiel. Sie besteht aus der Kombination eines dreigeschossigen Neubaus auf dem Grundstück des alten Wannenbads als Bürgerhaus für Volkshochschule und Musikhochschule sowie der Alten Scheuer als Saal für Veranstaltungen.

Dieses Konzept, das auch die ehemalige Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold unterstützt hat, verfolgt die Verwaltung grundsätzlich auch heute noch. Oder doch nicht? Bezirksvorsteher Marco-Oliver Luz, auch er Teil der Verwaltung, will die bestehenden Pläne nicht verwerfen, zumindest aber „kollegial-kritisch hinterfragen“, wie er sagt. „Ich hinterfrage den Status, ohne ihn zu bekämpfen“, so Luz diplomatisch. Dem Bezirksvorsteher geht es in seinen Erwägungen vor allem darum, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen, sondern eine Entscheidung von großer Tragweite gründlich vorzubereiten.

Die Entzerrung gefällt dem Bezirksvorsteher nicht

„Da haben wir auch eine Verantwortung für die nachfolgenden Generationen. Schließlich wird ein Bürgerzentrum so konzipiert, dass man es die nächsten 100 Jahre nutzen kann“, sagt Luz. Die bestehenden Pläne seien nicht schlecht, betont er. Zwischen den Zeilen ist seinen Worten aber ein Unbehagen zu entnehmen. Die Entzerrung gefällt dem Degerlocher Rathauschef nicht. So könne die Situation entstehen, dass man Volkshochschule und Musikschule separat unterbringen müsse, sagt Luz, der betont, dass die Mittlere Straße mit 1000 Quadratmeter Fläche weitaus mehr Platz biete als auf dem Grundstück des alten Wannenbads machbar wäre.

Offen sei außerdem die Frage, was mit den Räumen an der Mittleren Straße passiert, wenn der Bürgertreff einmal auszieht. Die Verwaltung etabliere in allen Bezirken Stadtteil- und Familienzentren – das sei eine Option. Einer Entscheidungsfindung hat bislang die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn Luz drängt darauf, den Bezirksbeirat unbedingt einzubinden. Die „Strömungen“ im Gremium kenne er noch nicht, sagt er. In kleinen Arbeitsgruppen will er mit den Räten eruieren, welche Optionen es noch gibt.

Der Förderverein müsste das Konzept absegnen

Sprechen will Luz aber auch mit Vereinen und anderen Institutionen im Bezirk, die das Bürgerzentrum einmal nutzen werden. Nicht zuletzt mit dem Förderverein Degerloch, der ja bekanntlich die Alte Scheuer betreibt und das bestehende Konzept erst absegnen müsste. Luz hofft nun darauf, ab März wieder Präsenzsitzungen durchführen zu können. „Solche grundlegenden Angelegenheiten kann man schlecht per Videokonferenz besprechen.“

Bei allen Unwägbarkeiten legt sich Marco-Oliver Luz zumindest in einem Punkt fest: „Auf Bezirksebene soll dieses Jahr eine Grundsatzentscheidung fallen“, sagt er. Die Situation bietet aus seiner Sicht großes Potenzial. Jetzt könne man noch Grundsätzliches beschließen. „Lieber macht man sich die Entscheidung jetzt etwas unbequem, statt hinterher damit unzufrieden zu sein“, so Luz.