Dirigierte seine erste Bürgerversammlung ohne Misstöne: Fritz Kuhn Foto: Leif Piechowski

Die Sillenbucher hoffen auf den Bau ihres Bürgerzentrums. Den Wunsch haben sie am Montag bei der ersten Bürgerversammlung mit OB Fritz Kuhn (Grüne) offensiv vertreten. Ansonsten sind ihre Sorgen fast monothematisch: Zu viel Verkehr, Verkehr, Verkehr.

Stuttgart - Die Sillenbucher hoffen auf den Bau ihres Bürgerzentrums. Den Wunsch haben sie am Montag bei der ersten Bürgerversammlung mit OB Fritz Kuhn (Grüne) offensiv vertreten. Ansonsten sind ihre Sorgen fast monothematisch: Zu viel Verkehr, Verkehr, Verkehr.

Alle paar Jahre macht der Oberbürgermeister mit seiner Referentenriege aus sieben Bürgermeistern für einen Abend in einem Stadtbezirk Station. Bei Kuhns Vorgänger Wolfgang Schuster (CDU), gerieten die Versammlungen zuletzt zu ausgedehnten Diavorträgen über das Erreichte, weniger zur Debatte.

Kuhn hat die Bilderflut verbannt. Und nicht nur die. Auch Wortmeldekarten gibt es keine mehr. Der Verwaltungschef dirigierte die Frager direkt an die im Stiftstheater des Seniorenzentrums Augustinum verteilten Mikrofone. Die Halle war mit 400 Bürgern voll besetzt, Kuhn präpariert. Vor einer Woche hatte er sich mit einer Delegation und Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck (CDU) auf Tour durch Sillenbuch, Heumaden und Riedenberg gemacht. Ein Bonbon aus der Rundreise packte er am Montag aus: Das im Juli fertig renovierte Freibad, das es beim ersten Bürgerhaushalt 2011 an die Spitze der Wunschliste geschafft hatte, solle länger geöffnet bleiben. „Wenn wir schon später aufmachen“, so Kuhn, müsse die Öffnung bis in den September hinein möglich sein. Das brachte den ersten Beifall.

Auf der Wunschliste stehen auch eine Skateranlage und eine Sporthalle

Doch der Bezirk hat weit größere Wünsche. Im Foyer stand das Modell des vom Stuttgarter Architekturbüro Schürmann entworfenen Bürger- und Veranstaltungszentrums. Es soll auf dem heutigen Parkplatz am Höhenringweg beim Ostfilderfriedhof entstehen. Der neue Sitz des Bezirksamts, der neuen Stadtteilbücherei, der Feuerwehr und der Einbau eines großen Saals kosten „knapp unter 15 Millionen Euro“, sagt Schreck. Auf der Wunschliste stehen auch eine Skateranlage, die Sanierung des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sowie eine neue Sporthalle. „Ich kann nicht mit Spendierhosen rumlaufen“, zuckte Kuhn angesichts des teuren Wunschzettels mit den Schultern.

Die neue, zweiteilige Sporthalle, für die 2011 bereits 300 000 Euro Planungsmittel reserviert wurden, ist aber greifbar nah. „Sie soll in den kommenden Doppelhaushalt“, sagte Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU). Ihr bereitet Sanierung und Ausbau des Gymnasiums dagegen Probleme. Statt bei neun sei man inzwischen bei „an die 30 Millionen Euro“ angekommen.

Die meisten der über 40 Wortmeldungen in zwei Stunden beschäftigten sich aber nicht mit diesen Fragen, sondern, teils extrem kleinteilig, mit dem Verkehr. Zu viel Lastwagenfahrer brettern durch den Bezirk, zu viele Gehwege werden zugeparkt. Damit war das auch von Kuhn als größtes Problem (vor Wohnungsnot und Kinderbetreuung) benannte Thema gefunden. Der OB warb einmal mehr für die Nutzung von Bus, Bahn, Fahrrad und Füßen. „Ich will den Umstieg, ich will nicht Verkehr vom belasteten Kessel in die Außenbezirke verdrängen“, widersprach er einer Befürchtung. Er wolle im Nahverkehr an vielen Stellen ansetzen. Mehr Investitionen in Fahrzeuge und Strecken, vereinfachte Tarife und Automaten kosteten aber Geld. „Wir sollen Autos kaufen, sie in die Garage stellen und die teure Stadtbahn benutzen?“, fragte eine Bürgerin. „Sie haben das Dilemma dieser Stadt klug beschrieben“, antwortete Kuhn nach kurzer Bedenkzeit.