Reinhold Weible, Vorsitzender des Bürgervereins, sorgt sich um die perspektivische Zukunft des Vereins. Foto: Georg Linsenmann

Der Bürgerverein Zazenhausen steht aktuell gut da, doch man macht sich auch Sorgen um die Zukunft.

Stuttgart-Zazenhausen - Die 45. Hauptversammlung im wieder fast voll besetzten Vereinsheim des TVZ konnte Reinhold Weible, der Vorsitzende des Bürgervereins, mit einer gewohnten Erfolgsmeldung eröffnen: 24 neue Mitglieder, sodass der Verein zum Jahreswechsel 371 Mitglieder zählte. „Damit haben wir, in Relation zur Einwohnerzahl, eine Spitzenstellung unter den Stuttgarter Bürgervereinen“, so Weible. Weil er aber nach 27 Jahren an der Vereinsspitze im nächsten Jahr nicht mehr kandidieren wird und zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins keine Nachfolge in Sicht ist, rief er ungewohnt flammend dazu auf, sich im Bürgerverein zu engagieren: „Halten Sie unsere Flagge hoch, damit Zazenhausen nicht in der Anonymität des Stuttgarter Nordens verschwindet.“

Dass hier Gefahr droht, betonte später in einer Wortmeldung auch Weibles Vorgänger und Gründungsmitglied Rudolf Thom: „Damit kann man sich nicht erst 2018, damit muss man sich jetzt befassen. Niemand kann in 2018 kalt starten“, stellte Thom fest und appellierte „an die Jungen in Zazenhausen“: „Sorgen Sie dafür, dass der Bürgerverein weiter besteht. Wir haben viele Aufgaben, wir brauchen ihn. Sonst haben wir ein Dilemma wie in Stammheim.“ Der dortige Bürgerverein ist derzeit ohne Vorsitz und steht vor einer ungewissen Zukunft.

Belege für die Bedeutung des Vereins

Im Grunde waren alle nachfolgenden Berichte und Beiträge zugleich Belege für die Bedeutung des Vereins. Dazu gehören auch die Erfolgsmeldungen des Tätigkeitsberichtes: die Errichtung der Holz-Finca als Open-Air-Treff für Jugendliche etwa, der erfolgreiche Einsatz für einen dichteren Takt der Buslinie 401, die Rückgewinnung des Kindlesbrunnens samt restlichem Gewölbe oder die Einnahmen aus dem Weihnachtsmarkt, die es ermöglichten, an dem Abend acht Einrichtungen und Initiativen mit bis zu 300 Euro zu fördern.

Auch die nachhaltige Pflege heimischer Biotope bleibt eine wichtige Aufgabe – eng verknüpft mit dem Thema, dem die Versammlung mit größter Aufmerksamkeit folgte: die wieder aufgenommenen Versuche zur Realisierung eines autobahnähnlichen Nordrings, der auch Zazenhausen massiv betreffen würde. Neben der Zerstörung der Landschaft mit vielen Biotopen bei 70 000 Fahrzeugen am Tag bedeute das auch eine eminente Zunahme an Luftschadstoffen und Lärm. In seinem Statusbericht machte Joseph Michl, Vorsitzender der ARGE-Nord, deutlich, weshalb hier „wieder Gewitterwolken drohen“: „Neu ist, dass der Ring nicht mehr nur im Bundesverkehrwegeplan steht, sondern dort nun mit Planungsrecht versehen ist. Er darf also geplant, und wenn Geld da ist, auch gebaut werden“. Das sei „eine große Schweinerei“. Michl forderte dazu auf, bis zum 24. April über die Homepage des Bürgervereins die Möglichkeit zu nutzen, um Einspruch zu erheben und empfahl, „im Herbst die zu wählen, die dagegen sind“.

Direkte Busverbindung nach Feuerbach gefordert

Turbulent drohte es am Schluss mit zwei Anträgen zu werden. Der erste wollte, dass sonn- und feiertags die Verbindung nach Mühlhausen geöffnet wird, solange baustellenbedingt der Weg über Himmelsleiter gesperrt ist. Er wurde klar abgelehnt. Eine Mehrheit fand sich dagegen dafür, dass der Bürgerverein sich für eine Wiederaufnahme einer direkten Busverbindung nach Feuerbach einsetze. Weible wies darauf hin, dass die Verbindung einst „wegen der Fahrgastzahlen aus Vernunftgründen eingestellt wurde“. In Anbetracht der Mehrheit sagte er dann: „Ich mache es zwar ungern, aber es ist des Volkes Wille. Also setzen wir uns dafür ein.“ Angesichts allgemeinen Rumorens schloss er die Versammlung zügig und mit einer asiatischen Weisheit: „Man kann sich jeden Tag ärgern, aber man ist nicht dazu verpflichtet.“