Problem Wohnungen: Die Mieten sind hoch, wer kaufen will, tut sich auch schwer Foto: Piechowski

32 Prozent der Stuttgarter fürchten die Einbrecher. Auch zunehmende Fremdenfeindlichkeit ist ein wichtigeres Thema als noch vor zwei Jahren. Unterm Strich förderte die Bürgerumfrage 2015 aber Zufriedenheit auf hohem Niveau zu Tage: Die Bürger schätzen ihre Stadt. Manches mehr, manches weniger.

Stuttgart - Die Menschen in Stuttgart haben bei der Bürgerumfrage 2015 die Problemlage in der Stadt etwas anders bewertet als 2013. Die Wohnungseinbrüche rangieren jetzt auf Rang 8 der Probleme. Mit 32 Prozent Nennungen war der Anteil um neun Prozentpunkte höher als noch vor zwei Jahren. Damals belegten die Einbrüche Platz Nummer 14 auf der Problemliste.

„Stuttgart ist nach wie vor eine der sichersten Städte“, beugte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) bei der Präsentation der Umfrageergebnisse etwaigen Fehldeutungen vor. Die Bürger hätten unter dem Eindruck der vermehrten Einbrüche auch nicht alle Kriminalitätsthemen vermengt, sondern mit Gespür für ihre Stadt geantwortet. Der Themenkomplex „Unsicherheit auf den Straßen“ mit der Drogen- und Straßenraubproblematik legte nur um zwei Punkte auf 26 Prozent Nennungen zu und rückte damit um einen Platz auf Rang zehn der Probleme vor. Die „Unsicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln“ wurde mit 24 Prozent unverändert eingeschätzt, endete damit diesmal aber auf Rang 12 statt 11.

Erstmals wurde abgefragt, ob die Stuttgarter sich über zu viele Bettler in den Straßen ärgern. Früher hatte man nach „Passantenbelästigung“ gefragt. „Das war zu abstrakt“, sagte Thomas Schwarz, Leiter des Statistischen Amts der Stadt Stuttgart. Der neu formulierten Frage stimmten 36 Prozent der Teilnehmer zu.

Zu hohe Mieten, Problem des starken Straßenverkehrs

Gleich um zehn Plätze auf Rang 15 rückte der Problembereich „zunehmende Fremdenfeindlichkeit“ vor, was in erster Linie ein Reflex auf die ansteigende Zahl der Flüchtlinge und auf die Konsequenzen für die Stadtgesellschaft sein dürfte. Aber gemessen an der Masse der Nennungen sind andere Probleme drängender. Die zu hohen Mieten legten noch einmal um einen Prozentpunkt zu, das Problem des starken Straßenverkehrs gar um fünf Prozentpunkte.

Deutlich öfter angekreuzt als 2013 wurden auch die Themen schlechte Luftqualität (plus zwölf Prozent) und die starke Lärmbelästigung in Stuttgart (plus neun Prozent), die aber vor zwei Jahren auch schon ähnlich wichtige Kritikpunkte waren. Dagegen hat sich für die Bürger der Mangel an passenden Kinderbetreuungsplätzen und bei der Ganztagesbetreuung offenbar entspannt. Auch die Finanzlage der Stadt (minus elf Ränge auf der Problemliste) wird deutlich günstiger eingeschätzt als 2013. Dies und die gute Meinung über die wirtschaftlichen Bedingungen und Arbeitsplatzchancen dürften ganz wesentlich sein für das, was die Umfrage vor allem zu Tage förderte: die hohe Zufriedenheit mit Stuttgart, wo 85 Prozent der Befragten ausgesprochen gern leben.

Plus bei Einkaufs-, Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten

Sehr groß ist die Zufriedenheit vor allem wieder bei den Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt (80 von 100 Punkten), mit den Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten in Stuttgart (77), mit kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen (76), mit der Abfallbeseitigung (75), mit der medizinischen Versorgung und den öffentlichen Verkehrsmitteln (74) sowie Parks und Grünanlagen (72). Gestaltung und Attraktivität der Innenstadt (58) waren früher schon besser bewertet. Doch nur bei den Themen Situation für Radfahrer, Regelung des Autoverkehrs, Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, Luftqualität und Wohnungsmarkt gibt es mehr Unzufriedene als Zufriedene.

Speziell mit der Stadtverwaltung zeigten sich die Befragten recht zufrieden. Das Kommunalbarometer zeigt hier - wie 2013 – wieder den Spitzenwert 64 von 100 möglichen Punkten an, was Schairer freute: Trotz Verkehrs-, Luft- und Baustellenproblemen anerkenne die Bevölkerung, dass sich die Verwaltung um Problemlösung kümmere.

Auf die Frage, wo die Stadt weniger Geld ausgeben könnte, nannten die Bürger vor allem den Straßenneubau (28 Prozent). Dann folgten der Ausbau des Radwegenetzes (26), die Wirtschaftsförderung (25), die Begegnungsstätten in den Bezirken (23) und die Videoüberwachung in den Stadtbahnen (20). In diesem Nebeneinander wie beim Verkehrswegeausbau, sagte Schwarz, kämen manchmal die widersprüchlichen Positionen von Bürgern zum Ausdruck.

Die Meinung der Bürger zu Stuttgart 21 wurde auch abgefragt. Diese Zahlen werden in Kürze gesondert präsentiert.

Die Bürgerumfrage findet seit 1995 alle zwei Jahre statt. Diesmal wurden nach dem Zufallsprinzip knapp 9200 Einwohner ausgewählt. Fast 3700 machten mit – 40 Prozent. Oft waren Mehrfachnennungen möglich. Im Schnitt markierte jeder 7,8 Problemfelder.