Wie zufrieden sind die Menschen auf der Filderebene wirklich? In Degerloch und Vaihingen jedenfalls mehr als im Rest der Stadt. Foto: Mauritius-images, Lichtgut/Achim Zweygarth/Archov Stolte

Wie glücklich sind die Stuttgarter? Die Degerlocher und die Vaihinger laut einer Studie der Stadt ganz besonders, aber auch der Gemütszustand der Birkacher lässt sich sehen. In Sillenbuch sieht's dagegen düster aus.

Stuttgart - Glücksforscher meinen ja, dass Geld glücklich macht. Und zwar immer. Wobei einen eine Gehaltserhöhung nicht mehr so arg viel glückseliger mache, je mehr der Nachbar habe, aber das nur am Rande. Wie dem auch sei, auf der Filderebene scheint das nicht so recht stimmen zu wollen. Schenkt man jedenfalls der aktuellen Stuttgarter Bürgerumfrage Glauben, lebt es sich wohl nirgends so freudenreich wie in Degerloch. In Sillenbuch indes herrscht Tristesse, wo doch die Dichte hochpreisiger Häuser hüben wie drüben ähnlich astronomisch sein dürfte. Auch die Vaihinger und Birkacher scheinen zufrieden, während die Möhringer und Plieninger im städtischen Schnitt schwimmen.

Alle zwei Jahre befragt die Stadt ihre Einwohner, um herauszufinden, was ihnen gefällt – und was eher nicht. Die Themen reichen von Parkplätzen über Polizei bis zu Pflegeeinrichtungen. 2015 war es wieder soweit, insgesamt wurden 3651 Bürger befragt. In den Bezirken auf der Filderebene waren es stets deutlich mehr als 100, in Vaihingen sogar 269. Das reicht zwar nicht aus, um statistisch als stichhaltig durchzugehen. Die Antworten liefern trotzdem interessante Einblicke – auch wenn Thomas Schwarz, der Leiter des Statistikamts, sie ein wenig relativiert.

„Das sind zwar die Aussagen von, sagen wir, Möhringern. Die Antworten könnten aber die Gesamtstadt betreffen oder auch die Situation vor der eigenen Haustür“, sagt Schwarz. Wer etwa fehlende Krankenhäuser moniert, adressiert vermutlich die Landeshauptstadt. Wer jedoch Kitas lobt, meint wohl die in seiner Nachbarschaft. Und wie sieht es nun in den Bezirken aus? Jedenfalls ziemlich unterschiedlich.

Auch Vaihinger ganz vorne dabei

In Degerloch wohnen, heißt wohl glücklich sein. In 20 der 25 abgefragten Themenfelder waren die Antworten der Menschen messbar positiver, als der städtische Durchschnitt dies vermuten ließ. Ganz besonders gilt das für die Bewertung von Jugendeinrichtungen. 66 Prozent der Degerlocher sind mit diesen zufrieden oder sehr zufrieden, stadtweit sind es aber nur 47 (plus 19). Der frühere Luftkurort scheint zudem nach wie vor den Atemwegen bekömmlich. 49 Prozent konstatieren der Luft eine gute Qualität (plus 18). Mit der Lärmbelastung sind 44 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden (plus zehn) und mit den Sportanlagen 78 Prozent (plus neun).

Auch die Vaihinger haben das Zeug zum Zufriedensein. In immerhin 16 von 25 Kategorien liegen ihre Werte jedenfalls über dem Schnitt. Vor allem den Spielplätzen können sie Positives abgewinnen (65 Prozent, plus elf) sowie den Schwimmbädern (71 Prozent, plus zehn) und den Kitas (57 Prozent, plus acht). Einziger Knackpunkt für die Vaihinger scheint die ärztliche Versorgung zu sein, die zusammen mit der Sicht auf die Krankenhäuser abgefragt wurde. Zufrieden oder sehr zufrieden sind damit 73 Prozent, was ein hoher Wert ist. Stadtweit sind es aber mit 79 Prozent deutlich mehr (minus sechs).

Die Birkacher sind gut drauf. Sie schneiden in 16 Themenfeldern überdurchschnittlich ab. Für vier Kategorien gilt das Gegenteil. Vor allem die Einkaufsmöglichkeiten sind ihnen ein Dorn im Auge. Stadtweit finden die 86 Prozent toll, in Birkach sind es 79 Prozent (minus sieben). Auch die Schwimmbäder überzeugen sie nicht (61 Prozent, minus fünf). Doch punktet ihr Bezirk durch das ländliche Flair. Das schlägt sich in guter Luft nieder (52 Prozent, plus 21), der geringen Lärmbelastung (49 Prozent, plus 15) und dem Angebot an Parks und Grünflächen (85 Prozent, plus zehn). Interessant auch, dass die Birkacher von der Versorgung mit Pflegeheimen dermaßen überzeugt sind (79 Prozent, plus 22).

Sillenbuch ist Schlusslicht

Mit den Möhringern beginnt in dem Feld der Filderbezirke das Mittelmaß. In sechs Bereichen liegen ihre Zufriedenheitswerte über dem Schnitt, in fünf unter dem Schnitt, und in 14 ziemlich genau, nun ja, in der Mitte eben. Warum so wenige von ihnen Schulen gut finden, bleibt schleierhaft (65 Prozent, minus acht). Dasselbe gilt für die Bewertung von Bürgerbüros, was nun definitiv mit der Situation vor Ort zu tun haben muss (64 Prozent, minus neun). Und auch wenn es, im positiven Sinne, keine Ausreißer gibt, sind die Möhringer doch zum Beispiel überdurchschnittlich mit der ärztlichen Versorgung (84 Prozent, plus fünf) und den Einkaufsmöglichkeiten zufrieden (90 Prozent, plus vier).

Auf dem fünften Platz folgen die Plieninger. Unzufriedener sind sie in sieben Bereichen, zufriedener in neun, und dem Durchschnitt entsprechend ebenfalls in neun. Wie in Birkach sind die Menschen dort vor allem dem Charme der Natur erlegen, und zwar ziemlich deutlich. Die Parks und Grünanlagen finden zum Beispiel 88 Prozent toll (plus 13). Auch die Situation für Fahrradfahrer wird in Plieningen mit einem Zustimmungswert von 42 Prozent um zwölf Punkte besser bewertet als im städtischen Schnitt. Mit den Pflegeeinrichtungen sind sie seltsamerweise trotz ihrer Nähe zum in diesem Punkt geradezu überschwänglichen Birkach ziemlich unzufrieden (44 Prozent, minus 13).

Schlusslicht ist Sillenbuch. In acht der 25 abgefragten Bereichen zeigen sich die Menschen dort eher miesepetrig. Klar, ob der Dauerstaus sind sie besonders geplagt, keine Frage, weshalb mit der Regelung des Autoverkehrs auch nur 16 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden sind (minus fünf). Wenn aber nur 45 Prozent der Befragten die Arbeit der Stadtverwaltung insgesamt in Ordnung finden, wo es im Durchschnitt doch 54 Prozent sind, deutet das auf ein generelles Glücksproblem hin. Immerhin, auch die Sillenbucher sind beim Thema Luft offener für ein lobendes Wort als der gemeine Stuttgarter (44 Prozent, plus 13).